Artikel über Naturvölker in Amerika 2005-2016

DOKUMENTATION INDIGENE VÖLKER: KOLUMBIEN

von Oscar / FdN, 20.11.2016

extra_1_20080619_1839631839 Angehöriger der YAGUA (Foto: Steffen Keulig) Die Daten, Anzahl der Mitglieder des Volkes sind aktuell. Sie stammen aus dem Innenministerium in Bogota. PDF (0,9 MB): trabajo-para-arne-pueblos-indigenas-en-colombia-1

Arne Salisch

TIERRA LIBRE – PROJEKTE FÜR DIE NIVACLE

von FdN, 08.08.2016

Im März 2010 hat sich Tierra Libre geründet. Der Hintergrund war bei vielen Gründungsmitgliedern u.a. eine kritische Auseinandersetzung mit den “indigenistischen” NGOs Paraguays und der Anspruch, eine alternative bzw. bessere Arbeit zu leisten. Sie versuchen, diesen Anspruch umzusetzen. FdN unterstützt sie dabei. PDF (8,56 MB): Powerpoint-Presentation Tierra Libre fuer FdN 25.6.16

Bericht 2016 fuer FdN (PDF 0,5 MB) Der Bericht fasst den Prozess und die vorläufigen Ergebnisse einer seit 2012 von Tierra Libre und den Freunden der Naturvölker (FdN) gemeinsam getragenen Initiative zusammen, die ihren Ursprung in den zwischen 2011 und 2012 realisierten Besuchen eines Referenten von Tierra Libre mit jungen Nivaĉle in den Nivaĉle-Gemeinden des Pilcomayo-Gebiets und des Chaco Central hat.

Die Reisen verfolgten das Ziel, einen Dialog mit den alten Menschen der Nivaĉle-Gemeinden im traditionellen Lebensraums der Nivaĉle zu eröffnen. Dabei kam es bereits zur Aufzeichnung von Zeugenaussagen alter Menschen. In einer zweiten Phase wurde diese Arbeit dann tendenziell von Tierra Libre auf die Lokalen Gruppen zur Dokumentierung der Nivaĉle-Kultur übertragen.

Bernd Wegener

 

AYOREO – BERICHT AISLADOS 2014/15

von Iniciativa Amotocodie / FdN, 01. August 2016

Informe Aislados 2014-215 – final web  (PDF, 6,52 MB)

 

NIVACLE – BEWAHRUNG VON SPRACHE UND KULTUR

von Tierra Libre , 10. Dezember 2015

In den Jahren 2010 – 2012 hatte es mehrere linguistische Kongresse der Nivacle unter Teilnahme der Lehrer gegeben. Auf  dem zweiten Kongress sind Änderungen des (in den 70er Jahren vom deutschen Missionar Josef Seelwische eingeführten) Alphabets beschlossen worden (Streichung von alten und Hinzufügung von neuen Buchstaben sowie auch Änderungen in der Benutzung des Apostrophs). Die wesentlichen Änderungen im Vergleich zum alten Alphabet Seelwisches sind in der Einleitung des Buch erklärt, das ich Euch mal geschickt hatte. Das Buch wendet die neue Orthographie an. Wir unterstützen die Comisión Linguística Nivacle derzeit in ihrem schwierigen Bestreben, sich von den starken Einflüssen von außen tendenziell freizumachen, sich ein Statut zu geben, eigene Prioritäten zu definieren und selbstbestimmt zu arbeiten. Die Arbeit der Kommission bestand bisher insbesondere darin, das Wörterbuch von Josef Seelwische zu überarbeiten und mit Anwendung des neuen Alphabets neu herauszugeben. Man kann die Veränderungen im Alphabet und ihre Durchsetzung auch auf staatlicher Ebene (Erziehungsministerium) als Emanzipationsvorgang in Richtung kultureller Selbstbestimmung interpretieren. Obwohl die Fortschritte relativ bescheiden sind, muß man anerkennen, dass die Nivacle das einzige indigene Volk Paraguay sind, das eine derartige Kommission hat und diesen Schritt gemacht hat. Welche reale Perspektive die Comisión Linguística Nivacle hat, lässt sich schwer voraussehen. Leider ist ihr Gründer, Andrés Crespo, im letzten Jahr gestorben.

Erklärung neues Nivacle alphabet Erklärung des neuen Alphabets

Umsetzung traditioneller kultureller Praktiken Eigene Filmkameras werden dank Eurer Hilfe demnächst zur Verfügung stehen, so dass die Nivacle ihre Arbeit dann auch selbst optisch visualisieren können. In Abhängigkeit von der Dynamik der Lokalen Gruppen, könnte in einer späteren Phase dann die Neubelebung der traditionellen Praktiken selbst und deren Anpassung an die neuen Realitäten, eine veränderte Welt, einsetzen. Wir versuchen auch, aktiv in diese Richtung zu orientieren. Die möglichst weitgehende Bewahrung der kulturellen Praktiken ist das Ziel. Dahin zu kommen, ist selbstverständlich in den urbanen oder periurbanen Gemeinden schwieriger als auf dem Lande, da die Bedingungen des Lebens in der Stadt ganz anders sind. Im Augenblick ist die Dynamik im städtischen Umfeld grösser, daher werden wir in den nächsten Monaten unseren Schwerpunkt auf die städtischen oder stadtnahen Lokalen Gruppen (Uj’e’ Lhavos, Cayin’o Clim, Yalvesanga) legen und auch Eure letzte Spende hier einsetzen. Wichtig ist uns, daß dort die Arbeit jetzt dezidiert aufgenommen wird und dadurch auch die alten Menschen mobilisiert werden. Auf dem Lande ist der Prozess langsamer, da gibt es von Gemeinde zu Gemeinde auch große Unterschiede. Ich glaube, dass durch die Übergabe der Computer zuerst in der Gemeinde Mistolar eine Dynamik ausgelöst werden wird, weil dort schon konkrete Vorstellungen vorhanden sind, wie man mit der Dokumentierung der eigenen Kultur anfangen kann. Voraussichtlich werden einige Gemeinden, wie Mistolar, dann stärker von ihrer Lokalen Gruppe profitieren, weil es hier auch um den Kampf um Land geht. Insgesamt müssen wir viel Geduld aufbringen und sollten keine schnellen konkreten Resultate erwarten.

Yi'shinachat - Pesca Tradicional (9) Zur Strategie von Tierra Libre gehört es, kulturelle Praktiken in allen Projekten auch unabhängig von den Lokalen Gruppen zu fördern: einerseits durch direkte Förderung solcher Aktivitaeten (wie z.B. den Fischfang mit traditionellen Fangmethoden in der Gemeinde Yi’shinachat) sowie auch Projektkomponenten, die einerseits durch Landerweiterung die Jagd- und Sammelgründe fuer die Zukunft absichern und andererseits traditionelle Aktivitaeten verbessern (z. Z.  zum Beispiel die Kleinviehhaltung in den Pilcomayo-Gemeinden der Nivacle und Manjui). Wie Ihr auch an der von Hans Krieg in seinem Film von um 1920 dokumentierten Wollverarbeitung sehen koennt, ist die Schaf- und Ziegenhaltung seit mindestens 150 Jahren Bestandteil der Nivacle-Kultur. Fischat - Artesanía con caraguatá (7) Wollverarbeitung in Fischat

Burkhard Schwarz

FdN unterstützt die Projekte von Tierra Libre. Bitte helfen auch Sie! Kennwort: NIVACLE

 

CUYABIA: GERICHTSVERMESSUNG AUSGESETZT – AYOREOS KÜNDEN PROTESTE AN!

von Iniciativa Amotocodie / FdN, 10. Okt. 2015

Die Gemeinschaft der Ayoreo Atetadiegosode aus Cuyabia im paraguayischen Chaco hat Demonstrationen angekündigt. Es geht um die behördliche Wiederaufnahme der Rechtsvermessung durch das Indigene Institut (INDI) innerhalb ihres angestammten Gebietes, das 25.000 Hektar umfasst. Die Arbeiten begannen im Juni, wo trotz der Existenz einer einstweilige Verfügung die Viehzüchter aus der Gegend eingedrungen waren und schon viel vom Urwald abholzten. Nach Angaben von INDI ist die neue Aussetzung begründet in fehlenden Richtern der Stadt Filadelphia.

Rechtsanwälte der Indigenen betonen, diese Situation hätte vermieden werden können, wenn entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen hätten. Unine Cutamorajna, Führer der Gemeinschaft äußerte seine Unzufriedenheit und sagt, „dass, während der Prozess verzögert wird, die Bulldozer weiter die Wälder zerstören und damit die Rechte von mehr als 20 Familien des Dorfes verletzen. Die Angriffe auf ihre Gemeinschaft werden von Unternehmen begangen, die überwiegend mit aus Deutschland und Brasilien finanzierten Kapital arbeiten und Sicherheitsleute anheuerten, um einzuschüchtern. So schossen diese “Hüter” auf eine Gruppe von jungen Leuten aus der Community“.

Über 6.000 der 25.000 Hektar sind bereits abgeholzt. Das verletzt die vitalen kulturellen und geistigen Ressourcen der lokalen Gruppe. Das betreffende Gebiet wird von Ayoreo-Gruppen in freiwilliger Isolation genutzt. Die Gefahr ihrer Auslöschung besteht. Diese Gruppen hatten in den letzten Jahren ihre Zeichen und Spuren durch Löcher in Bäumen hinterlassen. Das letzte derartige Signal wurde in Cuyabia im Jahr 2013 gefunden.

Es wird eindringlich gebeten, die Vermessung fortzuführen, den Bewohnern die Angst zu nehmen und Sicherheit geben mit der Notwendigkeit die Natur zu schützen. Bitte unterstützen Sie deshalb die Urgent Action 236/2015 von Amnesty International. Eine einfache Teilnahme ist direkt über http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-236-2015/indigene-bedroht möglich.

Bernd Wegener

 

PARAGUAY: KONFLIKT UM LANDRERCHTE DER AYOREOS VON CUYABIA ESKALIERT!

von Iniciativa Amotocodie / FdN, 16.08.2015

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Am Mittwoch, den 17. Juni, begann endlich nach langer Verzögerung die gerichtlich angeordnete Vermessung des Cuyabia Ayoreo Gebiets aufgrund unerlaubter Waldrodungen durch benachbarte Viehzüchter.

Nun jedoch wird es dramatisch durch das plötzlich Auftauchen von Pistoleros. Die Ayoreo der Cuyabia Gemeinschaft verurteilt entschieden die Anwesenheit der paramilitärischen Gruppe in ihrem Gebiet. Uniformierte, die von den Viehzüchtern beauftragt wurden, gaben Schüsse auf zwei indigene Jugendliche ab, die auf Kontrollgang innerhalb ihres 25 000 Hektar Gebietes unterwegs waren. Nach Aussagen von Unine Cutamorajna, Führer der Gemeinschaft, waren es insgesamt fünf Personen, die ähnlich Soldaten gekleidet waren und verschiedene Waffen bei sich trugen. Sie schossen in die Luft, um die jungen Ayoreos einzuschüchtern und zu erschrecken.
Man vermutet, dass sie von dem Viehzuchtunternehmen PACSA S.A. angeheuert wurden, das seltsamerweise als BAFI S.A. firmiert.

2015-05-15 15.19.46Die Ureinwohner sehen als Hintergrund dieser schweren Tat eine Vergeltung für die von ihnen erfolgte Festsetzung einer Planierraupe, mit der vor Wochen ein Teil der Wälder des Indianergebietes zerstört wurde.
Unine sagte, er sei sehr besorgt, über die bedrohliche Situation, die über die mehr als 20 Familien ihres Dorfes nun hereingebrochen sei. Die Führer der Indigenen beantragten, dass die staatlichen Behörden, das paraguayische Indigene Institut (INDI) und die Staatsanwaltschaft vor Ort die Lage überprüfen und das Überleben der Ayoreo gewährleisten. Beide Institutionen waren trotz Einreichung zahlreicher Beschwerden über die ungesetzlichen Tätigkeiten der Viehzüchter in den letzten Monaten inaktiv geblieben. Sie sagten auch, sie sahen, wie die Paramilitärs Wildtiere wie Puma, Pampashasen, Pecaris und andere Tiere des Waldes abschießen.
Die Anzeige dieses neuen Angriffes auf die Ayoreo wurde gegenüber der Staatsanwaltschaft von den zuständigen Gemeindevertretern übergeben. Verantwortlich für die Bearbeitung ist jetzt Staatsanwalt Pablo de Jesús Zárate.

Das Gebiet Cuyabia (ehemals San Lazaro) wurde 1996 durch INDI für die Ñandeva Guarani von San Lazaro erworben und durch eine historische Vereinbarung den Ayoreo zugeordnet. Die Gemeinde liegt etwa 90 km nordwestlich von der Stadt Mariscal Estigarribia-Chaco entfernt. Der Ort ist einer der letzten verbliebenen Wälder von Alto Paraguay und Gebiet, wo Ayoreo-Gruppen in freiwilliger Isolation leben.

http://www.iniciativa-amotocodie.org/2015/08/paramilitares-contratados-por-ganaderos-realizan-disparos-intimidatorios-a-ayoreos-de-cuyabia/

Bernd Wegener

 

CUYABIA: JURISTICH ANGEORDNETE VERMESSUNG IM AYOREO GEBIET BEGANN

von Iniciativa Amotocodie / FdN, 24.06.2015

Unsere Partnerorganisation Iniciativa Amotocodie (IA) hatte 2014 mitgeholfen beim Umzug der zuvor in Ebetoque wohnenden Ayoreo nach Cuyabia. Wichtige Erkenntnisse zur widerrechtlichen Flächennutzung durch angrenzende Rinderfarmer beruhen mit auf den Recherchen von IA. Auch jetzt sind unsere Freunde wieder vor Ort, wie uns Nora Mongelos mitteilte. Denn am Mittwoch, 17. Juni, begann endlich die Vermessung des Cuyabia Ayoreo Gebiets, das etwa 95 km nordwestlich der Stadt Mariscal Estigarribia, Chaco liegt. Der Besitz von INDI, der heute als Cuyabia (ehemals San Lazaro) bekannt ist, wurde von dieser Institution im Jahr 1996 erworben. Diese Gebietsfläche von 25.000 ha war zum Zeitpunkt des Erwerbs mit völlig unberührter Wildnis bestanden.

Ab Ende des Jahres 2006 waren erstmals in der Region Arbeiten zu erkennen, um Grenzen zu ziehen. In der Folgezeit verstärkten dort örtliche Viehzuchtunternehmen ihre Aktivitäten der Waldrodung für Rinderfarmen. Die Eingeborenen, die seit 2014 wieder dort leben, hatten immer wieder die Intervention des Staates für ihren Besitz gefordert, diesen Verbrechen zu begegnen. Lange Zeit ohne Erfolg.

Hintergrund der zwingenden Klärung ist die Tatsache der sog. „überlappenden“ Flurstücke, d.h., auch angrenzenden Viehzuchtunternehmen wirtschaften auf der Fläche und meinen, es sei ihre. Dadurch wurde zunehmend durch Rodungen für Rinderfarmen das Waldland der Ayoreo zerstört. Die größte Sorge der Bewohner Cuyabias an dieser Landschaftszerstörung sind als Hauptschuldige die Landwirte in der Gegend. Wegen der Anwesenheit der Ayoreo, die in den Augen der Landwirte als „gefährliche“ Eingeborene gelten, hatten diese gar bei jüngsten Verfahrensterminen Polizisten angefordert.

Teil der Klärung ist aber auch die Tatsache, dass INDERT Weiterverkäufe (illegal) tätigte.

Für die 25.000 Hektar Land der Ayoreo gibt es viel Frevel, mit„verwischten“ Grenzen und erfolgten Diebstahl von Holz bis hin zur Entwaldung. Mit der Vermessung wird erwartet, dass das Eigentum und damit die Rechtsverteidigung und der Schutz der lebenswichtigen, kulturellen und geistigen Ressourcen der lokalen Gruppe der Ayoreo Atetadiegosode von Cuyabia, bewahrt bleiben. Die Cuyabia Bewohner äußerten sich deshalb zufrieden über den Beginn der Arbeiten, um die wichtige endgültige Betitelung dieser Länder für sie als Ureinwohner zu sichern. Unine Cutamorajna, Führer der Gemeinschaft, erinnerte daran, dass es seit 2012 eine einstweilige Verfügung auf diese Bodenflächen gibt, und dort keine Veränderungen durch die Landwirte zu treffen sind. Trotzdem hat man sich nicht daran gehalten und trotz Beschwerden hat es keine Ahndung seitens des Staates.

Bernd Wegener 

 

PARAGUAY: SITUATION DER AYOREOS IN FREIWILLIGER ISOLATON 2014

von Iniciativa Amotocodie / FdN, 24.06.2015

 Südlich des Amazonasgebietes liegt der Gran Chaco, Südamerikas zweitgrößte Waldlandschaft. Sie ist zudem neben Amazonien die Region Amerikas, in welcher es Indigene in freiwilliger Isolation gibt (ohne Kontakt). Die Bedrohungen ihres Lebens hat in den letzten Jahren massiv zugenommen, wie der von der Iniciativa Amotocodie übersandte Bericht belegt. FdN hilft, dass die Aislados in Paraguay auch künftig ihr Leben führen können, denn sind die zerbrechlichste Kultur unserer Erde. Bitte helfen auch Sie!  PDF (1,14 MB): Aislados2014

Bernd Wegener

 

PARAGUAY: KAMPF DER AYOREO UM CUYABIA

von Iniciativa Amotocodie / FdN, 14.06.2015

Am 26.05.2015 wurde erwartet, dass endlich die Vermessungsarbeiten in Cuyabia, nordwestlich der Stadt von Mariscal Estigarribia, Chaco welches der Ayoreo-Gemeinschaft gehört, begannen. Unine Cutamorajna, Führer der Gemeinschaft war mit 60 Mitgliedern seines Dorfes nach Mariscal Estigarribia gereist. Die Ayoreo hatten angekündigt, die Straßensperre aus Protest wieder zu erichten, falls die Behörden beschließen, ihre Arbeit aussetzen. Die größte Sorge der Bewohner Cuyabias an der Landschaftszerstörung sind als Hauptschuldige die Landwirte in der Gegend.

Beamte des paraguayischen Indigenen Instituts (INDI), Rechtsanwälte beider Parteien und Mitglieder der Organisationen, warteten bereits vor dem Gericht in Mariscal Estigarribia auf den Beginn der Arbeiten. Wegen der Anwesenheit der Ayoreo, die in den Augen der der Landwirte als “gefährliche” Eingeborene galten, hatten diese Polizisten angefordert.

Es wird geschätzt, dass etwa sechstausend Hektar Wald vernichtet wurde, während weitere Flächen gefährdet sind. Die Eingeborenen hatten immer wieder die Intervention des Staates gefordert, diesen Verbrechen gegen ihr Überleben zu begegnen, hatten aber keine Reaktionen vernommen.

Hintergrund der zwingenden Klärung ist die Tatsache, der sog. „überlappenden“ Flurstücke, d.h., dass die Rodungen der Rinderfarmer das Waldland der Ayoreo zerstören.

Isoliert: Die Anwesenheit von Bulldozern in der Umgebung wirkt direkt auf den Frieden und die Lebensdauer der isolierten Gruppen, die den Wald als ihre Heimat nutzen. Laut Zeugenaussagen wurden die neuesten Anzeichen über das Vorhandensein der Ayoreo-Aislados im Gebiet vor etwa einem Jahr gefunden. Es wird angenommen, dass sie aus Angst flohen.

29.05.2015: Die geplante juristische Vermessung der Gemeinschaft Cuyabia wurde vertagt. Der Grund für die Suspension sind die Straßenbedingungen, die die Durchführung verhinderten. Der neue Termin ist nun Mittwoch 17. Juni.

Von Jose Paniagua, Tierra Viva Anwalt, der die Verteidigung des Ayoreo-Gemeinschaft führt, war zu erfahren, dass die Landwirte der Gegend von der INDERT die überlappenden Titel kauften.

Waldzerstörung: Die Ayoreo sind über den neuen Aufschub sehr aufgebracht, da in letzter Zeit die Abholzung ihrer Wälder fortschreitet. Seit der Verfügung von 2012 tut sich praktisch nichts!

Andererseits, leben isolierte Ayoreo in der Region, deren Sicherheit und Ruhe durch die Anwesenheit von Planierraupen gestört wird.

Bernd Wegener

 

PARAGUAY: SENAT POSITIONIERT SICH FÜR CERRO LEON 

von FdN, 14.05.2015

Der Senat hat am 23.04.2015 mit Mehrheit die “Änderung von Artikel 4 des Gesetzes Nr 5392/15 ‘Gesetz zur Festlegung der Grenzen des Defensores del Chaco Nationalpark.” angenommen. Die dringende Änderung erfolgte aufgrund der Absicht des Ministeriums für öffentliche Arbeiten und Kommunikation (MOPC), die Kohlenwasserstoff Erkundung im Lot 29 Bloque Cerro León zu genehmigen. Kongressabgeordnete Desirée Masi, erinnerte daran, dass in der Umgebung des Parks indigene Waldgesellschaften leben und vom Aussterben bedroht sind, deshalb ist wichtig die Erhaltung des Gebietes. Masi forderte die Exekutive und das Sekretariat für Umwelt (SEAM) auf in der Zerstörung dieses Erbes nicht zu Komplizen zu werden. Artikel 4 des Gesetzes wurde dahin gehend geändert, dass das Umweltministerium den Managementplan für den Nationalpark vorbereit, der durch das Gesetz Nr 352/2015 geschützt ist. Dies beinhaltet das Verbot von Aktivitäten, die das natürliche Ökosystem der indigenen Waldgemeinschaften, die das Gebiet bewohnen, schädigen. Es besteht das Verbot für Erkundung sowie Förderung, Erforschung und Ausbeutung von Steinmaterialien oder Tätigkeiten für Kohlenwasserstoffe und Veränderung von Waldflächen, die nicht auf die strenge Erhaltung der natürlichen Ressourcen im Gebiet des Nationalparks ausgerichtet sind. Die Entscheidung des Abgeordnetenhauses steht noch aus.

Bernd Wegener

 

PARAGUAY: Enxet Sawhoyamaxa – 20 Jahre Kampf für ihr Land, dass Rödel ihnen raubte!

von AI, FdN, 27.04.2015

Seit zwei Jahrzehnten kämpfen die Sawhoyamaxa für die Rückgabe ihres Landes. Es war ein dorniger Weg bis dahin, den die NGO Tierraviva unterstützte. 2006 dann das Urteil des Interamerikanischen Menschengerichtshofes, welches Paraguay verpflichtete, binnen drei Jahren die Landrückführung durchzusetzen. Am 20. Mai 2014, wurde das Gesetz zur Enteignung von 14.404 Hektar zu Gunsten der indigenen Gemeinschaft der Sawhoyamaxa auch von der Abgeordnetenkammer gebilligt, nach dem zuvor der Senat positiv gegen Rödel entschieden hatte. Rödel ist kein Unbekannter: Die kriminellen Geschäftspraktiken des promovierten Juristen aus Mainz waren bereits in den 1980er Jahren aufgefallen. Nachdem er über 1.200 Investoren um 130 Millionen DM für vermeintliche Agrarprojekte im »Sonnenparadies« betrogen hatte, saß der heute 63-Jährige in Deutschland mehrere Jahre hinter Gitter. Nach der Rückkehr in seine Wahlheimat brachte »Don Heriberto« im Zuge der Landgeschenke Stroessners auch das Land der Enxet unter seine Kontrolle.

Doch Rödel gibt nicht auf und verlangte 40 Mill. $ US als Entschädigung. Nun folgte wieder eine Attacke, wie einer Presseinfo von Amnesty International, zu erfahren ist. Darin wird über ein Ermittlungsverfahren gegen eine Anwältin der NGO Tierraviva berichtet und gemeldet dass Heribert Rödel erneut Klage gegen das Enteignungsgesetz eingereicht hat. Presseinformation (PDF): AMR4514762015DEUTSCH

Über den deutschen Viehzüchter Rödel und sein Imperium, das er zum Teil mit “gestohlenem Geld” aufgebaut hat, siehe unter .

Bernd Wegener

 

PARAGUAY: Ex-PRÄSIDENT ZU ÜBER SECHS JAHREN HAFT VERURTEILT

von FdN, 26.04.2015

wie uns Arnulf von AI informierte, ist der ehemalige Leiter der staatlichen Indigenen-Behörde Rubén Darío Quesnel wegen Veruntreuung zu 6 ein halb Jahren Gefängnis verurteilt worden. FdN hatte über die Machenschaften von Betrug und Veruntreuung widerholt informiert. Diese betrafen das Ayoreo-Land Cuyabia, aber auch Gelder für die Sawhoyamaxa, die zur ethnischen Gruppe der Exnet gehören.

Dazu auch die Meldung von Radio ZP-30 (La voz del chaco paraguayo) aus Fernheim, 17.04.2015: Ein ehemaliger Vorsitzender des Indianer Institutes INDI wird zu sechs und halb Jahren Haft verurteilt. Wie die Tageszeitung ABC Color berichtete, ist der ehemalige INDI Vorsitzende, Rubén Quesnel, aufgrund von illegalem Verkauf von Land der Indigenen zu sechs und halb Jahren Haft verurteilt worden. Die beteilige Notarin erhielt zwei Jahre Bewährungsstrafe. Sie braucht daher nicht ins Gefängnis, sondern muss für zwei Jahre monatlich 2 Millionen Guaranies an die Vereinigung der Ayoreos zahlen. Quesnel muss laut richterlichen Beschluss sofort ins Tacumbú Gefängnis. Der Rechtsprozess hat mehrere Jahre gedauert aufgrund verschiedener Schikanen und Verzögerungen vonseiten der Verteidigung. Die Staatsanwaltschaft hatte Ruben Dario Quesnel beschuldigt, im Jahr 2012 ein Landstück von 25.000 Hektar im Bezirk von Mariscal Estigarribia verkauft zu haben, welches den Ayoreos gehört. Die Notarin Justina Maribel Esteche wurde wegen Mittäterschaft beschuldigt, da sie die Titeltransferenz angefertigt hatte. (abc)

Bernd Wegener

 

PARAGUAY: RICHTER ENTSCHEIDEN GEGEN SCHUTZURTEIL “CERRO LEON” UND AYOREO!

von FdN, 12.02.2015

Die Indigenen der Lokalgruppe der Ayoreo Garaygosode, vertreten von den Rechtsanwälten Maximiliano Mendieta und Joseph Escauriza, hatten gegen das Ministerium für Öffentliche Arbeiten und Kommunikation (MOPC) und das Umweltsekretariat (SEAM) am 31. Dezember 2014 Klage eingereicht, um das Gebiet des Cerro León zu schützen. Zuvor erfolgte Veröffentlichungen hatten die beabsichtigte Erforschung und Ausbeutung von Steinressourcen im Bergland des Cerro León bekanntgemacht. Die Klage wurde beim Amt des Ständigen Büros des Obersten Gerichts unter Vorsitz von Richter Ruben Riquelme eingereicht.

Am 14. Januar hatte Richter Ruben Dario Riquelme entschieden, den Schutz für Cerro Leon zu verfügen und jegliche Ausbeutung zu untersagen (Siehe unten aufgeführten Bericht vom 26. Januar 2015).

Lt. Gerichtsbeschluss stand das Bergmassiv Cerro Leon unter den Schutz des Gesetzes/der Verfassung (amparo constitucional). Der Gerichtsbeschluss verfügte zudem, dass dort keine Steinbrüche betrieben werden dürfen. Damit wurde dem Vorhaben des Ministeriums für Öffentliche Arbeiten und Kommunikation (MOPC) als Zuständiger für Bauwesen und Infrastruktur und dem Sekretariat für Umwelt (SEAM) als Zuständiger für Genehmigungen von Eingriffen in Natur und Landschaft, ein Riegel vorgeschoben. Beide staatlichen Behörden hatten bisher die Gewinnung von Steinmaterial und / oder Mineralien in der Naturlandschaft im Bereich vom Chaco Nationalpark – wo der Cerro Leon liegt – propagiert, bzw. auch keinen Einhalt geboten.

Innerhalb der umfangreichen Feststellungen, die der Richter in seinem Beschluss würdigte, wurde die Existenz von isoliert lebenden Ayoreo in der Region genannt. Der von Initiativa Amotocodie vorgelegte Bericht, wies darauf hin, dass mehrere lokale Gruppen der Ayoreo betroffen sind, die “zwischen 80 und 150 Personen umfassen würden”. Zudem wurden das Volk der Ayoreo nicht über das Projekt im Nationalpark konsultiert.

Darüber hinaus wurde die Entscheidung untermauert durch die Verfassung, Gesetze und Vereinbarungen, die der paraguayische Staat unterzeichnete. Zitat Riquelme: Artikel 6 der Verfassung “Die Lebensqualität”, Artikel 7 “das Recht auf eine gesunde Umwelt”, Gesetz 352/94 Schutzgebiete, Artikel 62 und 63 der Verfassung: Indigene Völker und Volksgruppen, die Konvention 169 der ILO, neben weiteren Gesetzen und Vereinbarungen.

Ergänzend dazu Iniciativa Amotocodie (IA),19.01.15: Das Projekt soll den Cerro León wirtschaftlich ausnutzen. Offenbar ist es eine Idee, geboren aus der Politik Cartes für die Entwicklung, Wege zu erschließen auf Kosten natürlicher Ressourcen des Chaco.

Es gibt Interessengruppen, die Druck auf die Regierung ausüben, um Ressourcen zu nutzen, um den Chaco durch Straßen zu öffnen. MOPC hat deshalb dieses der Regierung vorgeschlagen, SEAM hat in Aussicht gestellt, es zu genehmigen. Wir sind weiterhin in der Angelegenheit aktiv, denn der Kampf um diesen Lebensraum ist noch nicht zu Ende. Anbei Fotos von der letzten Fahrt in den Parque del Chaco Defenders, die Initiativa Amotocodie unter Beteiligung von Ältesten der Ayoreo unternahm.

Zona del Cerro León. Territorio AyoreoBlick auf das 1.000 m hohe Cerro Leon Bergland (Foto: IA)

SEAM und MOPC legten Beschwerde gegen die Schutzmaßnahme zugunsten der Ayoreo im Cerro Leon ein

Das Umweltsekretariat(SEAM), vertreten durch Rechtsanwalt Hugo Enrique Cañiza, hatte am 19. JanuarBeschwerde gegen die Entscheidung zugunsten der Ayoreos, der “Untersagung aller Aktivitäten durch MOPCundSEAM, im Gebiet des CerroLeón” beim Obersten Gerichtshof eingereicht.

Dieser Akt war eine überzeugende Demonstration der Regierungshaltung, um die Ausbeutung vom Cerro Leon, unabhängig vom Willen des Ayoreo Volkes und der Auswirkungen auf die Umwelt, durchzusetzen. Es stellte zudem eine ernsthafte und schwerwiegende Gefahr für das Leben und die Selbstbestimmung der isoliert lebenden Ayoreos und der Verletzbarkeit ihrer Territorien dar.

Das SEAM argumentieret in seinem Beschwerdeschreiben vom 14. Januar 2015, dass Feststellungen und Recht der Nutzung des Cerro Leon-Projektes den gesetzlichen Befugnissen von SEAM entsprachen. Die Auswertung habe ergeben, dass die elementaren Anforderungen des Gesetzes 294/93 “Umweltverträglichkeitsprüfung” eingehalten wurden. – Anstatt den Cerro León, der wichtiger Teil des gesetzlich geschützten Nationalparks Defensores del Chaco ist, zu schützen, klagte das Behörde für einen Eingriff in den Park, der mit einer Zerstörung der letzten Naturreserven des Landes gleichbedeutend ist. Verantwortlich für die Naturzerstörung am Cerro Leon ist der neue Leiter des Umweltministeriums Rolando de Barros Barreto (Foto), der sich schon bei seiner Antrittsrede als Freund der Privatwirtschaftslobby ortete. Foto: ABC Color

Parallel dazu hat auch das MOPC Beschwerde eingereicht.

Die Kammer des Berufungsgerichts, bestehend aus den Richtern Bibiana Benítez Faria, Antonia Lopez Gomez und Gustavo Ocampos González hat ihr Urteil verkündet. Die Entscheidung von Ruben Riquelme ist widerrufen und dem MOPC ist die Genehmigung zu erteilen, Steine und weitere Mineralien im Nationalpark zu fördern.

Dazu ABC Color, 11.02.2015: Gestern nun wurde das ursprüngliche Urteil des Richters Rubén Riquelme, der ein Abbauverbot des Berges gegen das MOPC ausgesprochen hatte, im Berufungsverfahren aufgehoben. Damit steht der Zerstörung des Berges gegen jegliche nationalen und internationalen Proteste nichts mehr im Wege.

http://www.abc.com.py/buscar/?buscar=cerro+le%C3%B3n

 Dazu Iniciativa Amotocodie, 10.02.2015: Das Gebiet ist verschiedenen lokalen Ayoreo-Gruppen bekannt. Nach Zeugenaussagen von Überlebenden des Kontaktes mit den Missionen und der sie umgebenden Gesellschaft, lebten im Gebiet des Cerro León und seiner Umgebung hauptsächlich die Ayoreo-Lokalgruppen der Ducodegosode, Erampepaigosode und Tiegosode. Doch kamen dort gelegentlich auch die Totobiegosode, Garaigosode, Ijnapuigosode, Atetadiegosode und Amomegosode vor. Noch heute gibt es mehrere Ayoreo-Gruppen, die in freiwilliger Isolation (Kontakt) in verschiedenen Regionen der nördlichen Chaco leben. Sie stammen von den Familien ab, die der Deportation der Lokalgruppen durch die Missionare (nach 1962) entgangen waren. Einige dieser Gruppen nutzen Bereiche National Parks Defensores del Chaco mit dem Cerro Leon. Für sie ist es ein Zufluchtsort und Ort der Ruhe vor dem fortschreitenden Eindringen der Landwirtschaft. Die Verschiebung der landwirtschaftlichen Grenze immer tiefer in die Urwaldwildnis führt zu einer sich rasch verschlechternden Integrität ihres Lebensraumes.

Jeder Eingriff in Natur und Landschaft, die den aktuellen Stand des komplexen geschützten Wildnisgebietes „Nationalpark Defensores del Chaco“ – in dem der Cerro León liegt – verändert, wirkt sich unmittelbar auf die Grundrechte des Volkes der Ayoreo aus.

Anm.: Die Beschwerde der Ministerien auf die Entscheidung des Richters zum Schutz des Cerro Leon steht voll im Konsens der Staatspolitik Cartes.

Die erstrichterliche Entscheidung, die sowohl aus Sicht von Naturschutz, als auch der Wahrung der Menschenrechte überaus positiv zu werten ist, zeigt das der Staat Paraguay alles daran setzt, dieses im Interesse der bestimmenden Wirtschaftslobby zu ändern. In diesem Sinne agiert nicht nur das Berufungsgericht, sondern auch die für den Umweltschutz zuständige Institution. Illegaler Steinabbau am Cerro Leon war auch schon 2008 im Gange, wie ich seinerzeit auf der Paraguayreise im Hauptort der Mennonitenkolonie Fernheim in Filadelfia, erfuhr. Wer über entsprechende Technik verfügte, fuhr ins Bergmassiv, und holte sich – ungeachtet der Tatsache, dass es Nationalparkgebiet ist –, was er an Steinmengen brauchte.

Die Aktivitäten der staatlichen Behörden zielen darauf ab, den Abbau in durch sie sanktionierte, legale Bahnen zu lenken. Mit aller Kraft ist das Wirtschaftswachstum voran zu bringen, ungeachtet der Vernichtung von Natur und Menschenrechten. Das hierbei akut Ethnien, die in freiwilliger Isolation leben, und damit die zerbrechlichste Kultur unserer Erde sind, in Gefahr gebracht werden, ist ein Verbrechen, da Genozid und Ethnozid nicht auszuschließen sind. Unterstützt wird dieses nun auch das Parlament von Paraguay, bestehend aus Abgeordnetenkammer und Senat. Das Beispiel der Verabschiedung des Gesetztes Nr. 5392 zum Nationalpark “Defensores del Chaco” am 02.02.2015 spricht für sich. Dessen Artikel 4 zufolge, sollen innerhalb (!) des Parks neben den Schutzzonen auch Pufferzonen und Zonen “intensiver Nutzung” definiert werden.

Bernd Wegener

 

BRASILIEN: RIO XINGU – WIDERSTAND GEGEN DEN BELO MONTE STAUDAMM

von FdN, 02. Februar 2015

Diplomarbeit: „Widerstand der indigenen Bevölkerung gegen den Bau des Wasserkraftwerks Belo Monte“. Die Diplomarbeit wurde von Claudia Fallmann an der Universität Wien verfasst. Die Arbeit wurde am 16.10.2014 mit dem „Wissenschaf[f]tZukunftPreis in Gedenken an Bertha von Suttner“ ausgezeichnet. Widerstand der indigenen Bevölkerung (Abstract)PDF (5,4 MB)

Das Erscheinen einer Printversion ist vorgesehen. Claudia Fallmann ist erreichbar über: mailto:claudia-fallmann@gmx.at

 

PARAGUAY: STAAT GREIFT SCHUTZMASSNAHME „CERRO LEON“ UND AYOREO AN!

von FdN, 26. Januar 2015

Die Indigenen der Lokalgruppe der Ayoreo Garaigosode, vertreten von den Rechtsanwälten Maximiliano Mendieta und Joseph Escauriza, hatten gegen das Ministerium für Öffentliche Arbeiten und Kommunikation (MOPC) und das Umweltsekretariat (SEAM) am 31. Dezember 2014 Klage eingereicht, um das Gebiet des Cerro León zu schützen. Zuvor erfolgte Veröffentlichungen hatten die beabsichtigte Erforschung und Ausbeutung von Steinressourcen im Bergland des Cerro León bekanntgemacht. Die Klage wurde beim Amt des Ständigen Büros des Obersten Gerichts unter Vorsitz von Richter Ruben Riquelme eingereicht.

Am 14. Januar hatte Richter Ruben Dario Riquelme entschieden, den Schutz für Cerro Leon zu verfügen und jegliche Ausbeutung zu untersagen. Siehe das PDF-Dokument: AMPARO AGPA CERRO LEON r

Lt. Gerichtsbeschluss steht das Bergmassiv Cerro Leon unter den Schutz des Gesetzes/der Verfassung (amparo constitucional). Der Gerichtsbeschluss verfügte zudem, dass dort keine Steinbrüche betrieben werden dürfen. Damit wird dem Vorhaben des Ministeriums für Öffentliche Arbeiten und Kommunikation (MOPC) als Zuständiger für Bauwesen und Infrastruktur und dem Sekretariat für Umwelt (SEAM) als Zuständiger für Genehmigungen von Eingriffen in Natur und Landschaft, ein Riegel vorgeschoben. Beide staatlichen Behörden hatten bisher die Gewinnung von Steinmaterial und / oder Mineralien in der Naturlandschaft im Bereich vom Chaco Nationalpark – wo der Cerro Leon liegt – propagiert, bzw. auch keinen Einhalt geboten.

Innerhalb der umfangreichen Feststellungen, die der Richter in seinem Beschluss würdigt, wird die Existenz von isoliert lebenden Ayoreo in der Region genannt. Der von Initiativa Amotocodie vorgelegte Bericht, weist darauf hin, dass mehrere lokale Gruppen der Ayoreo betroffen sind, die “zwischen 80 und 150 Personen umfassen würden”. Zudem wurden die Ayoreo nicht über das Projekt im Nationalpark konsultiert.

Darüber hinaus wird die Entscheidung untermauert durch die Verfassung, Gesetze und Vereinbarungen, die der paraguayische Staat unterzeichnete. Zitat Riquelme: Artikel 6 der Verfassung “Die Lebensqualität”, Artikel 7 “das Recht auf eine gesunde Umwelt”, Gesetz 352/94 Schutzgebiete, Artikel 62 und 63 der Verfassung: Indigene Völker und Volksgruppen, die Konvention 169 der ILO, neben weiteren Gesetzen und Vereinbarungen.

Ergänzend teilte die Iniciativa Amotocodie am 19.1.15 mit: Das Projekt soll den Cerro León wirtschaftlich ausnutzen. Offenbar ist es eine Idee, geboren aus der Politik Cartes für die Entwicklung, Wege zu erschließen auf Kosten natürlicher Ressourcen des Chaco.  

Es gibt Interessengruppen, die Druck auf die Regierung ausüben, um Ressourcen zu nutzen, um den Chaco durch Straßen zu öffnen. MOPC hat deshalb dieses der Regierung vorgeschlagen, SEAM hat in Aussicht gestellt, es zu genehmigen. Wir sind weiterhin in der Angelegenheit aktiv, denn der Kampf um diesen Lebensraum ist noch nicht zu Ende. Anbei Fotos von der letzten Fahrt in den Parque del Chaco Defenders, die Initiativa Amotocodie unter Beteiligung von Ältesten der Ayoreo unternahm.

Zona del Cerro León. Territorio AyoreoBlick auf das 1.000 m hohe Cerro Leon Bergland (Foto: IA)

SEAM und MOPC legen Beschwerde gegen die Schutzmaßnahme zugunsten der Ayoreo im Cerro Leon ein

Das Umweltsekretariat(SEAM), vertreten durchRechtsanwaltHugoEnriqueCañiza, hat am 19. JanuarBeschwerde gegen die Entscheidung zugunsten der Ayoreos, der “Untersagung aller Aktivitäten durch MOPCundSEAM, im Gebiet des CerroLeón” beim Obersten Gerichtshof eingereicht.

Dieser Akt ist eine überzeugende Demonstration der Regierungshaltung, um die Ausbeutung vom Cerro Leon, unabhängig vom Willen des Ayoreo Volkes und der Auswirkungen auf die Umwelt, durchzusetzen. Es stellt zudem eine ernsthafte und schwerwiegende Gefahr für das Leben und die Selbstbestimmung der isoliert lebenden Ayoreos und der Verletzbarkeit ihrer Territorien dar.

Das SEAM argumentiert in seinem Beschwerdeschreiben vom 14. Januar 2015, dass Feststellungen und Recht der Nutzung des Cerro Leon-Projektes den gesetzlichen Befugnissen von SEAM entsprechen. Die Auswertung habe ergeben, dass die elementaren Anforderungen des Gesetzes 294/93 “Umweltverträglichkeitsprüfung” eingehalten werden. Parallel dazu hat auch das MOPC Beschwerde eingereicht.

Quelle: Iniciativa Amotocodie, 22.1.15

 Anm.: Die Beschwerde ist eine Reaktion auf die Entscheidung des Richters. Die richterliche Entscheidung, die sowohl aus Sicht von Naturschutz, als auch der Wahrung der Menschenrechte überaus positiv zu werten ist, zeigt das der Staat Paraguay alles daran setzt, dieses im Interesse der bestimmenden Wirtschaftslobby zu ändern. Illegaler Steinabbau im Cerro Leon war auch schon 2008 im Gange, wie ich seinerzeit auf der Paraguayreise im Hauptort der Mennonitenkolonie Fernheim in Filadelfia, erfuhr. Wer über entsprechende Technik verfügte, fuhr ins Bergmassiv, und holte sich – ungeachtet der Tatsache, dass es Nationalparkgebiet ist -, was er an Steinmengen brauchte. Die Aktivitäten der beiden Behörden zielen deshalb auch mit darauf ab, den Abbau in staatlich sanktionierte, legale Bahnen zu lenken.

Bernd Wegener

 

PARAGUAY: INICIATIVA AMOTOCODIE – ENGAGEMENT FÜR LETZTE WALDNOMADEN DER AYOREO

von FdN, 09. Oktober 2014

In Nordparaguay liegen die Urwälder „wo die Speere flogen“, titelten die Zeitungen 1994. Dieses Gebiet betraten 1998 der FdN-Gründer Hartmut Heller und der Autor, als es wieder zu heftigen Abwehrreaktionen der Waldindianer kam. Mennoniten brachen damals für die Firma Agro-Chaco S.A. Schneisen in die Dornbuschwildnis zur Vorbereitung neuer Rinderfarmen auf 27.000 ha Land. Der Fahrer des Bulldozers wurde mit Pfeil und Speer angegriffen, einen Arbeiter traf ein Pfeilschuss ins Gesicht. – In diesem Schneisengebiet nördlich der Rinderfarm Tagua (Region Amotocodie) entstand damals für Freunde der Naturvölker e.V. das Anliegen, unbedingt den Lebensraum der letzten Nomaden des Waldes vom Volk der Ayoreo zu erhalten. Denn die meisten ihres Volkes fristeten seit Jahren ein Leben in Elend und Abhängigkeit am Rande der weißen Gesellschaft. Sehr positiv war, dass in der Folgezeit aufgrund der dramatischen Ereignisse Organisationen in Paraguay entstanden, die für den Schutz des durch den Staat an Private verkauften Ayoreo-Landes kämpfen. Seitdem besteht zu diesen Nichtregierungsorganisationen (NGO) eine feste Zusammenarbeit durch Freunde der Naturvölker e.V. (FdN). Eine davon ist die Iniciativa Amotocodie (IA), die eng mit UNAP (Union der Eingeborenen Ayoreo Paraguay)zusammenarbeitet. Durch ihr Engagement hatte die IA sich deutliche Feindschaften aus dem mächtigen wirtschaftsorientierten und damit verbundenen politischen Sektor zugezogen, die zur Verfolgung durch Polizei und Gerichtsanklage führten. Gegen diese Machenschaften seitens der Strafverfolgungsbehörden gab es eine breite nationale und internationale Solidarität. 2013 wurde nach fast dreijähriger Verfahrensdauer das endgültige Urteil des Freispruches für die angeklagten Führungspersonen der IAM unterschrieben. Die gescheiterte Gerichtsverfolgung hatte zu einer Neuausrichtung unserer paraguayischen Partnerorganisation geführt   Im Rahmen der Reise von Iniciativa Amotocodie nach Deutschland und Österreich war am 09. Oktober bei Freunde der Naturvölker e.V. in Ludwigslust zu Gast. Ziel der Reise war es,

  • den Menschen, die Bedeutung der isoliert lebenden Indianer in Paraguay mitzuteilen;
  • Erfahrungen auszutauschen und Brücken zu bauen zwischen interessierten Gruppen und der Wirklichkeit in Paraguay und dem paraguayischen Chaco;
  • einen Überblick zu liefern über den globalen Zusammenhang, in welchem die paraguayische Wirklichkeit sowie die indigenen Völker Paraguays stehen.

Freunde der Naturvölker e.V. führte deshalb mit der Naturforschenden Gesellschaft Mecklenburg e.V. eine öffentliche Abendveranstaltung mit unseren Partnern aus Paraguay durch. Die neue Generalkoordinatorin Nora Mongelós und Gregorio Daniel Gómez gaben einen eindrucksvollen Bericht. Die Arbeit von Iniciativa Amotocodie hatte sehr gelitten in den Jahren der Verfolgung durch die Strafverfolgung. Hinzu kamen Hetzkampangien mit Flugblättern und in den Medien, bis hin zu körperlicher Gewalt, die durch Mennoniten begangen wurden. Die Straßen im Operationsgebiet der IA, dem traditionellen Ayoreo-Land, wurden gesperrt und durch Sicherheitskräfte bewacht. Der Informationsfluss zur Situation im nördlichen Chaco brach aufgrund der Blockade mennonitischer und nichtmennonitischer Viehzüchter zusammen. Die Großgrundbesitzer sprachen sich auch für keine Landverkäufe mehr an indigene Gruppen ab. Insgesamt besteht ein großer Druck auf alle Umweltgruppen, auch bedingt durch starkes ausländisches Kapital, das im Land die wirtschaftliche und politische Ausrichtung steuert. Erst seit diesem Jahr kann die IA wieder in bislang für sie gesperrte Regionen reisen. Sind gerade diese es, wo die letzten in freiwilliger Isolation lebenden Waldinianer vom Volk der Ayoreo ihren Lebensraum haben. Für diese Menschen einzutreten, die kaum Führsprecher haben, ist Hauptinhalt der IA. Die Devise “Kein Kontakt zu Aisaldos!” zu verbreiten und die Bedeutung der Kultur der Menschen des Waldes für die Gesellschaft bekannt zu machen, motiviert trotz nicht positiver Bedingungen.

1 grün: traditionelles Ayoreo-Gebiet; ocker: Biosphärenreservat; gelb: Ayoreo-Dörfer; rot: Habitate Ayoreo-Aislados; dunkelrot: Ayoreo-Landrechte (Anm.: die Landrechte der Totobiegosode-Lokalgruppe fehlen, die Gebiete (z.Z. 1.500 km²)

2 Von der rigorosen Rodung der Urwälder künden die ausgewerteten Satelitenbilder, die gemeinsamen Monitoringfahrten mit den Ayoreos von UNAP sowie Fotobeweise von Überflügen. Das Land trocknet durch die Rodungen und Anlage neuer Rindereweiden zunehmend aus. Eine fatale Entwicklung!

Was sind die Gefahren? Der Chaco wird immer noch kolonial behandelt, so wie es in Lateinamerika vor 500 Jahren begann. Nach wie vor gilt in der Paraguayischen Gesellschaft ein “Leben im Einklang mit der natur”, so wie es die waldnomaden praktizieren, als rückständig.   Der übersteigert Konsum unserer globalisierten Industriegesellschaft der Hauptgrund für die ungebremste, schnelle Abholzung. 35 % der Grillkohle, die in Deutschland verkauft wird, stammt aus dem Chaco. … Hinzu kommt die Erkundung von Erdöl- und Erdgasressourcen, und sofern es finanziell Rentabel ist der Förderung. Gasanlagen verseuchen inzwischen Grundwasserreservoire. Ohnehin ist Süsswasser rar im ariden Chaco, der auf weiten Strecken salzwasserbeeinflussst ist.

Neuer Landgewinn für die Ayoreo: Trotz aller Widrigkeiten gibt es auch Positives, selbst wenn auch dieses Opfer böser Machenschaften war. 29 Familien haben in Cuyabia ihre neue (= alte) Heimat wieder gefunden. Diese Wiederbesitznahme setzt Kräfte ihrer Kultur frei, die in den langen Jahren der Missionierung unterdrückt wurden. Es ist wie eine Neubelebung traditioneller Kultur, die mit der Wiederbesitznahme ihres Landes einher geht. Wenn Abends die Lagerfeuer lodern, erschallen wieder die traditionellen Gesänge der alten Ayoreo, begleitet vom Schüttelrhytmus der aus Kalebassen gefertigten Rasseln (FFFF). Staunende Kinderaugen blicken dem zu, dieser lebendigen Wiedervermittlung des reichen Wissens der alten Generation an die Junge. Dieser neue Landgewinn ist ein wichtiges Ergebnis für die Ayoreo, und bestärkt weiter zu kämpfen für die Rückgabe ihres gestohlenen Landes. So wollen die Garaygosode, dass Chovoreka – für das sie die Landtitel für 200 km² haben – vergößert wird. Denn es ist ihr Recht dort zu leben wo sie seit 1.000 Jahren zu Hause sind, und nicht in der Fremde, in der sie die Missionare deportierten.

Hoffnung: Lt. unseren Freunden von der IA besteht “Hoffnung, denn die junge paraguayische Genaration blickt zunehmend kritisch, auf das was im Land passiert. Es beginnt sich ein Bewusstsein für die Beachtung von Umwelt- und Naturfragen, sowie zu Menschenrechten, auch die der Indigenen zu etablieren. Die Kenntnis, dass in der Wildnis immer noch Menschen leben, zeigt hier ist etwas ganz Besonderes, das es zu wahren gilt. Zeigen diese Menschen doch gegen alle Widerstände, dort zu bleiben! Dieses im Verbund mit dem traditionellen Wissen seiner indigenen Völker wird zu einem Besseren führen. Es ist wichtig sich zu bewegen, sich gegen das Bedrohende zu stemmen, denn der Druck kommt primär von Außen. Dort muss man Wirkung erzielen, um dem zu begegnen.” – Ja, deshalb waren Nora und Gregori nicht nur bei FdN, u.a. auch bei Paralmentariern in Berlin, bei Brot für die Welt, MISERIOR, … .

3 Es war ein sehr interessanter Gesprächsabend, der mich tief beeindruckt hat. Das Engagement und der Mut unserer Partner vor Ort in Paraguay verdient Hochachtung! Es ist Ansporn sie mit aller Kraft für ihre Arbeit zum Schutz der letzten Waldnomaden Paraguays weiter zu unterstützen. Helfen auch Sie bitte. Sprechen Sie mit Freunden und Bekannten. Gewinnen Sie neue Mitstreiter und Unterstützer für FdN, damit wir dazu beitragen können, den schwierigen Weg unserer paraguayischen Partner zu erleichtern. Ich danke unserem Vereinsmitglied Arne Salisch für die gute Übersetzung der Informationen, die wir von Nora und Gregori erhielten, vom Spanischen ins Deutsche.

Bernd Wegener

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit, indem Sie Förderer von Freunde der Naturvölker e.V. werden. Der Satz eines der Führer der Totobiegosode, die aus freiwilliger Isolation in die Welt der Zivilisation gezwungen wurden: „Hätte ich das Leben der Weißen vorher gekannt, wäre ich nie aus dem Wald gekommen“ spricht für sich. Vielen Dank.

Bernd Wegener, Vorsitzender

 

BRASILIEN: AUF DER FLUCHT, IN FREIWILLIGER ISOLATION LEBENDE INDIANER ZUM KONTAKT GETRIEBEN!

von FdN, 04. August 2014

Im Juli berichtete die internationale Presse über ein Ereignis, das fatale Folgen für diese Indigenen haben kann. Vorrangig stehen die Gefahren, an Infektionskrankheiten der Zivilisation zu sterben. An für sich harmlose grippale Infekte verlaufen für diese Menschen oft tödlich, da sie keine Immunität gegen die Erreger besitzen. Die Geschichte der Tieflandvölker Südamerikas zeugt von unzähligen, derartigen Geschehen.

Foto: Divulgação/Funai

Den Angaben nach kam es zum Kontakt mit sieben Mitgliedern einer isoliert lebenden Ethnie, von dem man wußte, dass es sie gibt. Nun jedoch kam es nach fasst zwei Jahrzehnten wieder zu einer Berührung, geschehen im Grenzland zu Peru, bei welcher auch die FUNAI – Brasiliens Indianerinstitution – zugegen war.

Nach Angaben des brasilianischen Nachrichtenportals G1 hatten die unbekannten Ureinwohner am 26. Juni Kontakt zu den sesshaften Ashaninka am Rio Envira im Bundesstaat Acre aufgenommen. Experten der FUNAI filmten vier Tage später das zweite Treffen. Die „Isolados“ nahmen Geschenke in Form von Bananen an, entwendeten jedoch der Siedlung ein Kleidungsstück sowie eine Axt – und gelangten damit aber auch an mögliche Keimträger gefährlicher Infektionskrankheiten!

Nach Angaben der brasilianischen Experten soll die Gruppe, die aus etwa 50 Menschen bestehen soll, der Pano-Sprachfamilie angehören. Die Gruppe ist vermutlich vor Holzfällern und / oder Kokainschmugglern aus dem peruanischen Nachbarland geflohen. Übersetzer José Correia teilte G1 mit, die Ureinwohner hätten von Angriffen nicht-indianischer Fremder gesprochen. Eine Möglichkeit für den Kontakt kann lt. dem Anthropologen Terri Aquino auch der Drang nach Messern und Äxten gewesen sein, zumal von den sieben Personen, einer ein Messer bei sich trug.

Laut Correia sind Grippe und Diphtherie unter den „Isolados“ ausgebrochen. Einige Todesfälle durch unbekannte Krankheiten habe es nach Aussagen der Ureinwohner bereits gegeben. Ein Ärzteteam hat die sieben Betroffenen inzwischen geimpft. Diese verließen darauf den Ereignisort, um zu den ihren zurück zu kehren. Doch das könnte das sichere Aussterben für ihre Gemeinschaft bedeuten, wie die FUNAI mitteilt: „Während des Kontakts durch die Indigenen ist die gesamte Gruppe vor Ort gesundheitlich versorgt worden. Dennoch ist die Situation beunruhigend, da sie nur mit wenig Immunität ausgestattet sind. Die Grippe könnte sich zu einer Lungenentzündung entwickeln und sie in Lebensgefahr bringen. Außerdem befürchten wir, dass die sieben Individuen der ursprünglichen Kontaktgruppe weitere Mitglieder des Stammes mit der Krankheit in ihrem Heimatdorf anstecken könnten.“

Die FUNAI beabsichtigt, sich weiter im Gebiet aufzuhalten und für weitere Impfungen zur Verfügung zu stehen, sofern sich Mitglieder der “Isolados” sich wieder nähern. Ob es dazu kommen wird, ist ungewiss.

Peru hat ca. 70 Prozent seines Amazonasgebietes mit Lizenzen zur Öl- und Erdgassuche überzogen. Hinzu kommen legaler / illegaler Holzeinschlag sowie Drogenmachenschaften. Davon sind insbesondere in freiwilliger Isolation lebende Völker hart betroffen. Es bedeutet das Aus für ihr Leben und das ihrer Kultur, somit Genozid und Ethnozid!

Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit, indem Sie Förderer/in von Freunde der Naturvölker e.V. werden. Der Satz eines der Führer der Totobiegosode, die aus freiwilliger Isolation in die Welt der Zivilisation gezwungen wurden: „Hätte ich das Leben der Weißen vorher gekannt, wäre ich nie aus dem Wald gekommen“ spricht für sich.

Vielen Dank.

Bernd Wegener, Vorsitzender

Quellen:

http://www.bild.de/news/ausland/amazonas/indianer-amazonas-brasilien-kontakt-mit-der-aussenwelt-37050082.bild.html

http://motherboard.vice.com/de/read/krzlich-erst-kontaktierter-stamm-in-brasilien-ist-bereits-mit-grippe-infizierte/?utm_source=motherboardfb

http://www.n-tv.de/wissen/Forscher-entdecken-unbekannte-Ureinwohner-article13345791.html

 

PARAGUAY: SKANDAL! UMWELTMINISTERIUM GENEHMIGT WALDZERSTÖRUNG

von FdN, 04. April 2014

lesen Sie dazu den Artikel der Tageszeitung abc color: SEAM genehmigt Waldrodung PDF (0,167 MB)

 

 

PARAGUAY: AKTION UNTERSTÜTZUNG AYOREO-TOTOBIEGOSODE

von FdN, 25. März 2014

Liebe Unterstützer und Freunde,

aktuell erreichte uns ein dringender Hilferuf der paraguayischen NGO Gente, Ambiente y Territorio (GAT). Bitte beteiligt Euch an der Aktion, die an den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte in New York/USA gerichtet ist. Hier als PDF der Brief Briefaktion2014  Danke.

Bernd Wegener

 

ST. VINCENT & THE GRENADINES: DIE TRAGISCHE GESCHICHTE DER GARIFUNA

von FdN, 24. Februar 2014

Der Artikel Die Garifuna von Youroumei.PDF berichtet über die Entstehung des Volkes der Garifuna, ihren Freiheitskampf gegen die koloniale Unterdrückung, den Genozid von 1796/97 und der Deportation in die Fremde, dem Neubeginn in Sandy Bay und Greiggs sowie der heutigen Situation.

Baliceaux4EhrenwacheFotos: Baliceaux Gedenkbesuch 2013 (A. Sutherland); Ehrenwache Heroesday 2013  (B. Wegener)

 

 

PARAGUAY: NEUE ZIELE DER INICIATIVA AMOTOCODIE (IA)

von FdN, 25. Januar 2014

Das Gerichtsverfahren gegen die IA hat dann auch dazu geführt, Büro und Operations-Team nach Asunción zu verlegen, um von dort aus arbeiten. Das Das macht es nicht leichter, denn die Hauptstadt liegt über 500 km südlich und ist damit noch weiter vom Ayoreo-Gebiet entfernt. Die neue Adresse von Iniciativa Amotocodie lautet:

Calle Independencia Nacional 1309 esq. Simón Bolivar/ Dep. 4 (acceso sobre Simón Bolivar)

Casilla de Correo Nro. 1137

Asunción – Paraguay

Telefono: 021- 450083

Wie Nora Mongelos – Coordinadora General Iniciativa Amotocodie – informiert, ist für 2014 folgendes vorgesehen: „Neben der Begleitung der Überwachung („monitoreo“) im Feld – durchgeführt durch die Ayoreo (Anm.: UNAP) – ist eine Erhebung/Studie über die Landbesitzverhältnisse in den Gebieten Chovoreca und Palmar de las Islas geplant. In diesen beiden Gebieten denken die Ayoreo, ihren Anspruch und ihr Recht auf ihr Territorium geltend zu machen, u.a. auch in der Absicht, den Defensores del Chaco-Nationalpark (Paraguay) mit den Nationalparks Kaa Iya bzw. Otuquis in Bolivien verbinden zu können. Die beiden Nationalparks bieten den ohne Kontakt lebenden Ayoreo auf bolivianischem Boden bereits jetzt einen besseren Schutz. Beim Kaa Iya handelt es sich um ein außerordentlich großes Territorio Comunitario de Origen (TCO, „gemeinschaftliches Ursprungsterritorium“) der indigenen Völker Boliviens, welches durch die ohne Kontakt und nomadisch lebenden Ayoreo-Gruppen genutzt wird. Es sind dieselben Gruppen, welche auch im Norden des paraguayischen Chaco unterwegs sind, unter Anderem auch in dessen Naturschutzgebieten sowie den dort durch die IA auf den Namen der UNAP gekauften Landstücke.

Absicht der Ayoreo ist es, diese sichereren Gebiete miteinander mit Hilfe größerer Landstücke zu verbinden, um Räume zu schaffen, in welchen ihre ohne Kontakt lebenden Gruppen sich geschützter fortbewegen können und das Risiko von Begegnungen und Zusammenstößen mit Farmarbeitern und Rodungen geringer ist. Die Territorialansprüche zielen deshalb jetzt darauf ab, diese Gebiete, die immer den Ayoreo gehörten, zurückzugewinnen.“ 

Waldrodung Bulldozer H61-2012Der Verlust der territorialen Rechte der Ayoreo geht zurück auf ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, dem sie um die Mitte des 20. Jahrhunderts zuerst durch die Besetzung des Chaco durch Nicht-Indigene, und in der neueren Gegenwart durch die neokolonialen Einflüsse des globalen Systems, zum Opfer gefallen sind. Hauptauslöser einer Verdrängung der ohne Kontakt lebenden Gruppen sind die Waldrodungen (Foto: Berend Wegener). Der Immobilienmarkt sowie die von der Regierung geschaffenen Anreize, die darauf hin abzielen, mehr Land für die Viehzucht und für den Anbau von genveränderten Produkten (insbesondere Soja und Mais) bereit zu stellen, haben den Druck auf das Ayoreo-Territorium erhöht. Paraguayische Unternehmer sowie aus Brasilien, Argentinien und Uruguay tätigen große Investitionen im paraguayischen Chaco, weil sie dies dort leichter als anderswo tun können, hauptsächlich aufgrund der mangelnden Umsetzung der Umweltschutzrichtlinien und der fehlenden Kontrolle bei der Anwendung der vorhandenen Gesetze.

Der Freispruch ist für IA ein Meilenstein, wenn damit auch nicht sicher ist, ob die politische Verfolgung nun auch zu Ende ist. Paraguay hat sich stark verändert, und auch die neue Regierung widersetzt sich der Zerstörung des Chaco und der Lebenswelt der Ayoreo nicht, ganz im Gegenteil. Freunde der Naturvölker e.V. unterstützt deshalb die Aktivitäten der Iniciativa Amotocodie / UNAP (Union der Eingeborenen Ayoreo Paraguay), als auch die Landforderungen der Ayoreo-Totobiegosode.

Nähere INFOs dazu: siehe unter Projekte /Amerika

Bernd Wegener

 

 

 

PARAGUAY: SIEG! ENDGÜLTIGER FREISPRUCH FÜR INICIATIVA AMOTOCODIE!

von FdN, 23. Dezember 2013

Ein Neubeginn mit viel Erleichterung kam nun nach fast drei Jahren am 11. Oktober 2013. Richterin Maria Justina Venialgo hat das endgültige Urteil mit Freispruch für Benno Glauser, Jieun Kang, Sonia Castillo und Miguel Angel Alarcón unterzeichnet. Dazu teilte uns Miguel A. Alarcón (Generalkoordinator) folgendes mit:  „Es war eine sehr harte Zeit, die nicht nur Kraft und Stärke der Angeklagten erforderte, sondern Ihre unterstützende Anwesenheit gab uns in unterschiedlicher Weise Zuversicht, und findet unsere tiefe Wertschätzung.“ – Seinen Dank möchten wir an alle weiter reichen, die sich mit uns gemeinsam gegen diese Willkür der paraguayischen Justiz eingesetzt haben.

Bernd Wegener

 

 

PARAGUAY: LANDFORDERUNG TOTOBIEGOSODE – eine Info von unserer Partnerorganisation

dem Verein zur Unterstützung indian. Landforderg. im paraguay. Chaco,  Dezember 2013

Es sollen bereits gesicherte Landflächen in der Kernzone des von den Totobiegosode geforderten Gebiets durch den Kauf einer Parzelle (36.000 ha) der Firma Casado miteinander verbunden werden. Da sich die Verhandlungen mit dem Repräsentanten von Casado in Paraguay festgefahren hatten, bemühte sich Urs Scheibler, der Präsident der Stiftung unserer Schweizer Partner, um einen direkten Kontakt zur Leitung der Casado-Gesellschaft in Argentinien. Trotz Vermittlung des Kontakts durch den Schweizer Botschafter in Argentinien zu Diego León Casado, Vizepräsident der Carlos Casado-Gesellschaft, kam ein Treffen nie zustande. Deshalb setzen OPIT, die Organisation der Totobiegosode, und GAT, die paraguayische NGO, die für die Interessen der Totobiegosode kämpft, jetzt vermehrt auf den juristischen Weg. Sie appellieren an die Gerichte bei Übergriffen in den geschützten Ländereien. Sie haben den interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte bei der UNO eingeschaltet und versuchen, über eine Vereinigung von spanischen und US-Advokaten (EDLC) juristische Schritte gegen die mächtige San José-Gruppe (spanischer Baukonzern), zu der die Casado-Gesellschaft gehört, einzuleiten. Unsere Hoffnungen liegen aber auch auf dem neuen Präsident von INDI, der staatlichen Behörde für indigene Angelegenheiten. Offenbar möchte er indigene Landforderungen, die internationale Aufmerksamkeit erlangt haben, mit Priorität erledigen. Dazu zählt auch die Forderung der Totobiegosode.

Ein weiteres Problem für die Totobiegosode sind illegale Rodungen in einem Gebiet, das ihnen bereits gehört. So wurde eine große Schneise mitten durch Totobiegosode-Flächen geschlagen und Holz gestohlen. Deshalb haben sie vom 23. – 25. Juli die Ruta Trans-Chaco – die zum Pan-American Highway gehört – mit Barrikaden gesperrt und damit internationales Aufsehen erregt. Sie fordern bessere Kontrollen der Behörden zum Schutz des behördlich erlassenen Veränderungsverbots und die volle Anerkennung ihres Landtitels. Als Sofortmaßnahme zum Schutz gegen illegale Aktivitäten hat unser Schweizer Partner eine detaillierte Satellitenüberwachung des gesamten Totobiegosode-Gebietes bei einem kanadischen Spezialisten in Auftrag gegeben. Trotz aller Schwierigkeiten sind wir zuversichtlich, dass sich für die auftretenden Schwierigkeiten akzeptable Lösungen finden.

Dr. Christian Landes

 

 

PARAGUAY: FORTSCHRITTE DES NIVACLE-PROJEKTES

von FdN, 9. Dezember 2013

FdN unterstützt das Projekt der paraguayischen NGO Terra Libre seit 2012. Am 1. Dezember erhielten wir folgende Info:

Lieber Bernd Wegener,

habt nochmals vielen Dank für Eure Solidarität in diesem Zusammenhang. Das Projekt und die Initiative zu Wiedergewinnung der Territorialen und Kulturellen Erinnerung der Nivacle nimmt insgesamt einen Verlauf, der eigentlich alle meine Erwartungshaltungen übertrifft. Daher sind wir hier alle entschlossen, diese erfolgreiche Arbeit dezidiert fortzusetzen. Entscheidend ist der Diskussionsprozess im Inneren der Nivacle-Gemeinden, der davon zu diesem Thema ausgelöst wurde.

Langsam werden nun aber auch auf der von außen sichtbaren Ebene zunehmend Ergebnisse fassbar: Noch in diesem Monat wird der erste Band der geplanten Buchreihe mit der Sammlung von Zeugenaussagen der Nivacle (einsprachig auf Nivacle) aus der Druckerei kommen. Ihr erhaltet dann in der zweiten Dezemberhälfte auf dem Postweg ein Exemplar des Buches.

In der zweiten Dezemberhaelfte wird dann voraussichtlich auch unsere Homepage, an der diese Tage noch Feinarbeit geleistet wird, fertig sein (www.tierralibre.org.py).

PDF zum aktuellen Stand: Wiederherstellung territoriale Erinnerung der NICACLE (5,35 MB)

Herzliche Grüße,  Burkhard Schwarz

 

 

SCHUTZ FÜR DIE IN ISOLATION LEBENDEN VÖLKER DURCHSETZEN

von fPcN/FdN, 29. März 2012

Betrachtet man die Situation der hohen Gefährdung und das Risiko des Aussterbens indigener Völker in Isolation und Erstkontakt, zeigt sich folgendes. Ein erzwungener Kontakt verletzt das Recht auf Selbstbestimmung der indigenen Völker und führt zur Ausbreitung von Existenz bedrohenden Krankheiten. Dieses Ereignis geht einher mit traumatischen Lebensereignissen, die sie zwingt, ihre Gebiete zu verlassen. Diese schmerzhaften Prozesse sich der Sesshaftigkeit zu unterziehen und dem Zwang der Integration mit der umgebenden Gesellschaft, ergeben die Notwendigkeit, die Mechanismen der Lage zu beraten und Initiativen zu unterstützen für den Schutz, die Förderung der Rechte und die Einrichtung einer besonderen öffentlichen Politik für Indianer in Isolation und Erstkontakt, sowohl auf regionaler Ebene (Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Paraguay, Peru und Venezuela) und weltweit. Es besteht die Notwendigkeit zu Vereinbaren und Umsetzung von Leitlinien für staatliche und nichtstaatliche Akteure und Regierungen. Es ist notwendig Rahmenbedingungen für den Schutz der Rechte dieser Völker und für Aktionen zu artikulieren.

Es ist bekannt, dass die öffentlichen Einrichtungen, indigenen Organisationen und andere zivilgesellschaftliche Organisationen geschaffen wurden für eine Anwaltschaft und der Selbstbehauptung von Menschen in Isolation. Es ist notwendig, Initiativen zur Verbesserung der Artikulation dieser Bemühungen zu unterstützen.
Die Frage der Menschen in Isolation überschreitet die Grenzen von Ländern, sie wirkt thematisiert in den internationalen Organisationen, und viele von ihnen verfügen über eine integrierte Agenda.

Wir formulieren die Einsetzung des Beratenden Ausschusses für den Schutz der indigenen Völker in Isolation mit Eigenständigkeit zu den folgenden Zwecken:

– Formulierung, Verabschiedung und Umsetzung eines konzeptionellen Rahmens für Politik und als Aktionsplan zum Mitwirken.
– Besonderen Schutz auf nationaler, regionaler und globaler Ebene, zur Feststellung und Stärkung der Politik; Entwicklung von Mechanismen und Verfahren, um die Rechte der indigenen Völker in Isolation und Erstkontakt zu schützen hinsichtlich Leben, Gesundheit und kultureller Reproduktion und Respektierung ihrer Entscheidung, isoliert zu bleiben.
– Definition staatlichen Politik zu isolierten Indianern und in Erstkontakt.
– Beraten und unterstützen Regierungen und nationale NGOs, regional und international.
– Definition und Umsetzung von Methoden und Praktiken zum Schutz von isolierten Gemeinschaften und in Erstkontakt; Achtung der Rechte, die diese Menschen schützen, insbesondere das Recht auf Selbstbestimmung.
– In der Formulierung und Entwicklung von Forschungsstrategien für diese Menschen.
– Zur Förderung der Verbreitung von Methoden und Praktiken und Schaffung von Mechanismen für den Dialog und Konsens zwischen verschiedenen Akteuren, um Bedrohungen und Risiken auszuschalten.
– Um spezielle Mechanismen für Konsultationen zu diesem Thema international anzubieten.
– Zur Arbeit mit Behörden, indigenen Organisationen und anderen Einrichtungen der Zivilgesellschaft, für Staats- und Regierungschefs in jedem Land zu Rechten isoliert lebender Völker, um einen Einfluss auf die Entscheidungsfindung sowie Konzeptionen und Gestaltung von Aktionen und Strategien im Namen der indigenen Völker.
– Um die Probleme dieser Völker auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene zu verbreiten; Beobachtung und Beratung über die Situation der Rechte dieser Völker sowie die Unterstützung  lokaler Behörden in Fällen von besonderer Bedarf.

Satzung des Internationalen Beratenden Ausschusses (Constitution Act des International Advisory Committee) für den Schutz indigener Völker in Isolation

Erklärung des Internationalen Beratenden Ausschusses für den Schutz der indigenen Völker in Isolation 

ImageDas International Advisory Committee ist eine unabhängige Gruppe, deren Mitglieder aus mehreren Länder der Region sich entschieden haben, ihre berufliche Erfahrung in den Dienst der Notwendigkeit zu stellen auf nationaler und regionaler Ebene für die immer dringendere Situation dieser Menschen. Diese Erfahrung haben sie durch jahrelange Aktivität bei der Überwachung und Schutz indigener Völker in Isolation und Erstkontakt sowie in der Formulierung und Umsetzung der öffentlichen Politik in diesem Bereich erworben, als Staatsbediensteter oder Angehöriger zivilgesellschaftlicher Organisationen.

Mehr als 120 Gemeinschaften oder Teile indigener Völker in Brasilien, Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Paraguay, Peru und Venezuela leben in Isolation oder Erstkontakt. Diese Völker üben frei ihr Recht auf Selbstbestimmung und Wahrung ihrer Gebiete nach ihrer gewohnten Lebensweise aus. Sie lehnen den Kontakt mit der umgebenden Gesellschaft ab. Diese Rechte sind in internationalen Verträgen ausgiebig festgelegt und in einigen Ländern der Region in der Verfassung oder in speziellen Gesetzen fixiert.

Der Ausschuss ist höchst besorgt, dass diese Menschen – die untrennbar mit ihren Territorien verbunden sind – heute täglich ernsthaft bedroht sind bezüglich ihrer Integrität sowie Zukunftsaussichten. Bedingt ist dieses durch die weitere Entwicklung von Projekten und Initiativen für Überlandstraßen- und Energie, dem irrational und unhaltbaren Ausbau der Rohstoffindustrie (Öl, Bergbau, Holz) und Produktion (Viehzucht für Fleischproduktion, Großraumagrarwirtschaft) sowie der illegalen Plünderung natürlichen Ressourcen. Dieses trifft die isolierten indigenen Völker, aber auch die sie umgebenden Gesellschaft. Es müssen Perspektiven für die Nachhaltigkeit bestehen bleiben.

Besorgt über diese Situation hat das International Advisory Committee für den Schutz der Indigenen Völker in Isolation die Behörden des jeweiligen Landes, die Gesellschaft und allgemeine Öffentlichkeit alarmiert und auf die irreparable Auswirkungen durch solche Initiativen und Tätigkeiten hingewiesen. Viele der genannten Vorhaben in den Ländern der Region entstammen öffentlichen und privaten Initiativen, im Verbund mit internationalen Kapitalquellen, getrieben von weltweit agierenden Firmengeflechten. Diese Aufaddierung der nationalen Entwicklungspolitik forciert die regionale Reichweite und Potentialbeschleunigung, die es nicht immer einfach macht, in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit zu agieren. In diesem Sinne ist die extreme Gefahr der Zerstörung von Gebieten und die Vernichtung der indigenen Völker in Isolation und Erstkontakt als starkes Symptom zu sehen, als ein Alarmsignal für die Situation der Länder der Region im Allgemeinen und seine Bewohner in ihrem Ganzen.

Für die Menschen in Isolation sind die Auswirkungen dieser Initiativen die Invasion ihres Territoriums, Raub, Plünderung und Zerstörung von Ressourcen, die das Leben und Überleben im Alltag nachhaltig schädigen, der teilweisen oder vollständigen Verlust ihrer Ernährungssouveränität und die daraus resultierende Schaffung eines Klimas wachsender Unsicherheit und Angst. Die sozialen Strukturen drohen zu destabilisieren. Dadurch werden ernsthaft ihre Bräuche und Weltanschauungen, ihre Art des Seins, Veränderung zu erhalten und der allmähliche Verlust des Zugangs zu lebenswichtigen Bereichen ihrer Territorien beeinflusst. Es erhöht damit den inneren Konflikt, der das Eindringen in ihren Lebensraum mit Vektoren kollektiver Krankheiten und Erkrankungen, gegen die sie keine Immunität haben. Insgesamt sind die Auswirkungen bekannt. Sie stellen Rechtsverletzungen der Menschenrechte dar, verstoßen gegen nationale und internationale Vorschriften, die in Kraft sind in jedem Land der Region.

Aus Sicht des Beratenden Ausschusses stellt sich die Situation in den einzelnen Ländern wie folgt dar: 

Die Mehrheit der Länder der Region haben noch keine besondere öffentliche Ordnung zum Schutz indigener Völker in Isolation. Dieses betrifft auch diejenigen, die in Erstkontakt sowie die, die sich für den Schutz und die Achtung ihrer Rechte einsetzen.

Mit Ausnahme von Brasilien, haben die öffentlichen Institutionen jedoch ausreichend spezielle Zuständigkeiten und politische Macht, um nachhaltig den Schutz der indigenen Völker zu garantieren.

In Ländern, in denen es einen rechtlichen Rahmen gibt, der die Rechte der Völker schützt  − Indianer in Isolation und Erstkontakt, sind diese Regeln missachtet.

Die Territorien vieler indigener Völker in Isolation und Kontakt sind Grenzgebiete. In diesen Fällen ist das Leben dieser Menschen grenzüberschreitend in beiden Ländern. Die moderne politische Grenze ist nicht offensichtlich, um diese Menschen und Gruppen in der gleichen Weise zu schützen vom Risiko und spezifischen Bedrohungen, die von der umgebenden Gesellschaft der jeweils beteiligten Länder kommen. Der Ausschuss betont die große Bedeutung der grenzüberschreitenden Ansätze bei den Bemühungen zum Schutz für die Menschen in Isolation und Erstkontakt angesichts der Tatsache, dass bei vielen Situationen keine aktive Mitwirkung der beteiligten Regierungen besteht.

In dem beschriebenen Kontext fordert der Ausschuss insbesondere die dringende Notwendigkeit einer aktiven und agilen Zusammenarbeit zwischen den Regierungen von Brasilien und Peru. Beiderseits der Grenze dieser Länder entstehen Bereiche großer Entwicklungen, die auf Leben und Gebiete von Völkern in Isolation zielen. Dieser Zuwachs äußerer Einflüsse, darunter illegaler Holzeinschlag und Drogenhandel sind derart intensiviert, dass ein ernstes Risiko für die Integrität der Menschen besteht.

Überwachung durch die FUNAI: die brasilianische staatliche Institution für die Überwachung und den Schutz der Völker auf brasilianischen Gebiet, registrieren die erzwungene Migration von Teilen abgelegener Gemeinschaften aus Peru nach Brasilien. Hinzu kommt, dass vor einigen Tagen das Basislager der FUNAI zum Schutz der  Ethnoumwelt auf brasilianischem Territorium von Drogenschmugglern aus Peru überrannt wurde. Derartige Tatsachen verlangen von den Regierungen – in diesem Fall von Brasilien und Peru – binationale Strategien sicherzustellen, die das physische Überleben sowie die kulturellen und territorialen Aufenthaltsorte isolierter Gruppen mit grenzüberschreitenden Habitaten schützen.

In seiner Analyse der speziellen Situation weist der Ausschuss darauf hin, dass  es notwendig ist, in verantwortlicher Weise zum Antrag auf Einrichtung eines Territorialen Schutzgebiets für isolierte indigene Völker, die das Napo–Tigre Gebiet bewohnen – peruanisches Territorium – nahe der Grenze zu Ecuador, zu agieren. Dieser Bereich ist auch Teil einer Fläche mit indigener Präsenz in Isolation, welcher Yasuní und Gebiete südlich des Flusses Curaray auf ecuadorianischem Territorium umfasst. Es sind Bereiche davon betroffen, und andere, denen wahrscheinlich zukünftig wirtschaftliche Aktivitäten und große Bergbau-Projekte in beiden Ländern bevorstehen. Und das, obwohl kein verantwortungsvoller und schonender Umgang zu vorhandenen, abgelegenen Gemeinschaften gewährleistet ist. … Daher fordert der Ausschuss die Regierungen von Peru und Ecuador auf, in einer koordinierten Art und Weise die Erarbeitung eines wirksamen Schutzes der indigenen Völker in Isolation – die beiderseits der Grenze leben – zu erreichen.

Der Ausschuss äußert seine Besorgnis darüber, dass die „Richtlinien für den Schutz indigener Völker in Isolation und Erstkontakt der Regionen Amazonas und Gran Chaco“, erarbeitet unter Leitung des Amts des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) in einem über vierjährigem partizipierten Prozess, in denen indigene Organisationen der Zivilgesellschaft, Experten und zuständigen Ministerien aller Länder der Region mitwirkten, vom OHCHR nicht Ende 2010 veröffentlicht und zur Verfügung gestellt wurde, trotz geschlossener Vereinbarungen und Verpflichtungen.

Eine Reihe von Fällen in der Region zeigen Irrtümer über die erfolgte Anwendung im Fall von isolierten indigenen Völker in Anfangskontakt über das Recht auf freie, vorherige Informationen. Im Fall von Peru, begrüßt der Ausschuss die jüngste Zustimmung durch den Staat zum Gesetz der Beteiligung. Es ist aber auch festzustellen, dass die Belange indigener isolierter Völker nicht berücksichtigt wurden.

Deshalb wird betont, dass sowohl die expliziten Zeichen dieser Menschen zur Ablehnung fremder Präsenz in ihrem Gebiet und in der umgebenden Gesellschaft, aber auch das Fehlen solcher Zeichen in der einfachen Tatsache des Ausweichens einer Kontaktierung, müssen von den Regierungen als Aussagen registriert werden,  in Isolation zu bleiben. Es ist dieses als eindeutige Antworten zu werten, und steht damit ihrem Recht auf Konsultation vollständig gleich.

Der Ausschuss konstatiert eine zunehmende Praxis ethischer Verstöße gegen Vorschriften, basierend auf wissenschaftlichen Berichten, die erstellt werden, um zu dokumentieren Nachweise, Zusammensetzungen und Zahlen für das Land, sowie die lebenswichtigen Bedürfnisse der indianischen Menschen in Isolation und Erstkontakt. Etliche Fälle bezeugen den Wettbewerb skrupelloser Wissenschaftler, um solche Berichte für Unternehmen und andere wirtschaftliche Interessengruppen zu machen, die falsche Schlussfolgerungen verbreiten, für den alleinigen Zweck der Rechtfertigung wirtschaftlichen Interessen. Diese privaten Interessen sind gegen die territorialen Rechte, Rechte der Integrität und Selbstbestimmung der indigenen isolierten Völker gerichtet.

Positiv möchte der Ausschuss betonen:

Die Zahl der Initiativen aus der Zivilgesellschaft in der gesamten Region zur Entwicklung spezifischer Schutzmaßnahmen.

Die Bedeutung der Integration aller Bemühungen sowohl aus dem Bereich Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft.

Die großen Anstrengungen von zahlreichen indigenen Organisationen zum Schutz von isolierten indigenen Völkern im Erstkontakt. Hierzu gehört die gegründete Organisationen CIPIACI (Internationales Indigenes Komitee zum Schutz der indigenen Völker in Isolation und Erstkontakt des Amazonasgebietes, des Gran Chaco und der Region Ost-Paraguay) als internationale Plattform zur Artikulierung ihrer Anliegen und Ziele.

Abschließend möchte das International Advisory Committee hinweisen auf die Kraft und Vitalität indigener Völkern in Isolation und Erstkontakt. Es bedarf weiterhin Projekte zum Überleben und respektvollem Zusammenleben mit ihren Territorien, trotz andauernden Verletzungen der Rechte und Interessen, Gefühle und verursachtem täglichen Leid. Ihr Leben und Kontinuität ist ein Beitrag für die Zukunft und die Vielfalt unseres Planeten. Daher sind sowohl die Regierungen, Gesellschaften der Länder der Region und die Bevölkerung aufgefordert, dringend die Landrechte der Völker anzuerkennen. Der Schutz Ihrer Gebiete ist effektiv zu respektieren und durchzusetzen, einschließlich des Rechts der Völker auf Selbstbestimmung und ihres Rechts auf Privatsphäre, der Aufrechterhaltung ihrer eigenen Modelle des Lebens sowie einer eigenen, unabhängige Entwicklung von der sie umgebenden Gesellschaft.

Satzung und Erklärung (PDF): Intern. Beratender Ausschuss f. Indig. Isolierte Völker, Satzung + Statement, Lima 2011

Beratender Ausschuss für den Schutz der indigenen Völker in Isolation

siehe hierzu bei Medien / Sonstige auch das Gründungsdokument der Internationalen Allianz zum Schutz indigener Isolierter Völker, Belem 2005

 

 

KAMPAGNE: MENSCHENRECHTLER IN PARAGUAY BRAUCHEN UNTERSTÜTZUNG

von fPcN/FdN, 25. Februar 2012

Liebe Freunde/innen,
bitte beteiligt Euch an den von FdN/fPcN initiierten Mail-Kampagnen bei unseren befreundeten Organisationen Rettet den Regenwald e.V. und der Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. zur Unterstützung der NGO Iniciativa Amotocodie (IA) aus Paraguay. Am 22. Februar lief die Frist ab für das Komplott der Staatsanwaltschaft ihre „Beweise“ dem Gericht vorzulegen. Agrarlobby und ihre Verbündeten wollen unbedingt die NGO zerschlagen: sie war zunehmend zu einem Hindernis für eine ungebremste Waldvernichtung für die Rinderwirtschaft geworden. Falls das Schlimmste eintritt und die IA in Folge des Gerichtsverfahrens zerbricht, ist klar, dass dann der vehemente Kämpfer für den Erhalt des Chacowaldes und der dort lebenden Ayoreo-Gruppen ausgeschaltet ist. Was das bedeutet, dürfte uns allen klar sein. – Nicht für FdN/fPcN brauchen wir Eure Hilfe, sondern für die Ayoreo in den Wäldern und für ihre Lebensräume, sowie für ihre Verteidiger vor Ort.

Mailaktionen machen Druck und helfen! Bitte sendet das weiter unten stehende Anschreiben direkt per E-Mail oder nutzt die Links:

Iniciativa Amotocodie: Verfolgt für ihr Engagement für AISLADOS!

Paraguays Justiz zerrt Menschenrechtsorganisation vor Gericht
Paraguay fällt in die Düsternis der Strößner-Diktatur zurück! Die Verfolgung der Iniciativa Amotocodie, die sich für den Schutz der isoliert lebenden Ayoreo im Chaco einsetzt und gegen die Waldlebensraumzerstörung wehrt, darf kein Opfer einer beispiellosen gesteuerten gerichtlichen Verfolgung mit Medienpräsenz zur Ausschaltung ihrer vier Führungsmitarbeiter werden.

CHACO Paraguay: 1998 kam es in der Region Amotocodie (Departamento Boqueron) zu offener Gewalt. Die Firma Agro Chaco S.A. ließ mit Bulldozern 27.000 ha Waldland für Rinderweiden zerstören. Die dort isoliert lebenden Waldindianer vom Volk der Ayoreo griffen verzweifelt zur Gegenwehr mit Speer, Pfeil und Bogen. Staatlicherseits wurden deshalb Schutzmaßnahmen zugunsten der Waldindianer verfügt, jedoch ohne konsequente Einhaltung. – Dieses und ähnliche Ereignisse sowie die zunehmende drastische Vernichtung der Urwälder im nördlichen Chaco für Wirtschaftsinteressen trugen mit zur Gründung der NGO Iniciativa Amotocodie (IA) bei. Ihr Sitz ist in Filadelfia, Hauptort der Mennonitenkolonie Fernheim und Zentrale für Expansionsbestrebungen, insbesondere für die Rinderwirtschaft.

Image(Foto: Gebrauchsgüter der zu schützenden Ayoreo-Waldkultur)

Seit 2002 sammelt die Iniciativa Amotocodie „Signale“, der für die Öffentlichkeit im Verborgenen lebenden Waldindianer und führt ein Monitoring (Gebietsüberwachung) durch. Zu den registrierten Anzeichen gehören geöffnete Bienennester, Fußabdrücke sowie die Sichtungen Flüchtender. Ab 2005 erfolgt dieses gemeinsam mit der Ayoreo-Organisation UNAP (Union der Eingeborenen Ayoreo von Paraguay), die für das Überleben ihrer Brüder in den Wäldern eintritt. Hinzu kommt, dass es unter den Ayoreo noch viele Ältere gibt, die das herkömmliche Leben und die Spuren des Waldes kennen. Das Register der UNAP / IA beinhaltet > 150 Signale der Menschen des Waldes (Stand: Mitte 2009). Dieses trug mit dazu bei, dass die Ansicht, dass es nur noch zwei Waldindianergruppen der Ayoreo-Totobiegosode, die ohne Kontakt zur kolonisierenden Gesellschaft sind, revidiert wurde. Heute ist bekannt, dass es sechs Gruppen sind, eine davon gehört den Totobiegosode an. Die anderen sind nicht identifizierte lokale Gruppen, aber alle sind Teil des Ayoreo-Volkes. Sie alle bewegen sich nomadisierend, von Jagd und Sammeln, Fischen und kleinen Gärten (Aussaat vor der Regenzeit) lebend, innerhalb des traditionellen Habitats, mit dem sie eine Einheit sind. Ihr Land reicht bis hinein nach Bolivien.

Es ist ein Gebiet, das die Missionare insbesondere zwischen 1966 und 1972 großräumig ethnisch säuberten durch die Deportation der Lokalgruppen aus ihrer Heimat in die Fremde. Dieses fand Fortsetzung durch die Menschenjagden der fundamentalistischen New Tribes Mission auf die Lokalgruppe der Totobigosode von 1979 und 1986.

Ab 2003 kam der Erwerb strategischer Grundstücke durch die IA hinzu, damit die Menschen des Waldes dort überleben können. Das Problem ist, dass die Territorien / Habitate der isoliert lebenden Ayoreos (span. – Aislados) in ihrer Gesamtheit durch Privateigentum, und nur z .T. durch Staatseigentum, wie z B. Nationalparks besetzt sind.

Situation im Chaco

Wer sich vehement für Indigene und deren Landsicherung einsetzt und gegen Wirtschaftsinteressen wendet, macht sich unbeliebt. Im Chaco herrscht quasi der „große Run“, ähnlich wie in den USA beim „Landrush“ auf das Indianerterritorium im Jahr 1893. Es geht auch hier – im Chaco – um Land und vor allem um Profit für die Agrarindustrie (reiche Paraguayer, Mennoniten, Brasilianer u. a. Ausländer). Der nördliche Chaco wird privatisiert. Zeichen hierfür sind nicht nur die explodierenden Grundstückspreise (2004: 40 … 60 US-$/ha auf 120 US-$/ha im Jahr 2011). Auch die Erhebung privater Mautgebühren auf der zentralen von den Mennonitenkolonien in den Norden führenden Straße Tte. Montania – Madrejon fügt sich hier ein. Die nach Osten führende Straße nach Fuerte Olympo wird an verschiedenen Stellen durch Gatter gesperrt. Sie ist Großsammelplatz für Schlachtrinder. Pausenlos donnern Viehgroßtransporter über die Erdstraßen und wirbeln in der Trockenzeit gigantische Staubfahnen auf. Früher gingen die Rinder in den Süden zum Schlachten. Heute bleiben sie in der Kolonie Menno im Frigo Chorti, dem einzigen Schlachthaus des Chaco, der täglich 900 Rinder im Akkord verarbeitet. – Die Leistungsfähigkeit verlangt Rinder und die brauchen Weideflächen! Täglich werden deshalb in der Trockenzeit im Chaco Waldflächen von bis zu 1.500 Fußballfeldern gerodet (2009: 2.750 km²). Und das oft legal! Das Instituto Forestal Nacional (INFONA) erteilt den (Groß)Grundbesitzern die Erlaubnis Wälder nach einem Plan zu bewirtschaften (Anm.: entspricht Roden!). Diese Erlaubnis ist Grundlage für die Lizenz des Umweltministeriums nach der „Umweltverträglichkeitsprüfung“.

Der Fall der Iniciativa Amotocodie betrifft jeden Verteidiger der Menschenrechte in Paraguay und der ganzen Welt: Am Mittwoch, dem 1. Dezember 2010 überfielen paraguayische Staatsanwälte und bewaffnete Polizei die Büros der für indigene Rechte eintretenden NGO, Iniciativa Amotocodie (IA). Sie  drangen durch ein Fenster an der Rückseite des Gebäudes ein und beschlagnahmten die überwiegende Mehrheit der dortigen Dokumente und Computer.

Der Überfall geschah kurz nach dem sich die IA erfolgreich gegen eine internationale wissenschaftliche Expedition aus Großbritannien in einer abgelegenen Gegend von Paraguay, die von unkontaktierten indigenen Gruppen der Ayoreo bewohnt wird, eingesetzt hatte. Durch nationale und internationale Proteste wurde die Expedition in letzter Minute ausgesetzt. – Die IA war aufgrund ihres Einsatzes für die Ayoreo / Aislados und des Erhalts ihrer Waldlebensräume zunehmend Anfeindungen ausgesetzt. Hierzu zählen auch die Verhinderung der Chaco-Auto-Rally durch Amotocodie (2004), die internationale Kampagne gegen die Rodungen der UMBU S.A. (2007: 24.000 ha!) und die 2010 verhinderte Expedition britischer / paraguayischer Naturschutzinstitutionen nahe der bolivianischen Grenze. Insbesondere nach dem Radio-Interview in Deutschland von Benno Glauser von der IA begann eine drastische Hetzkampagne (u.a. Rundfunk, Zeitung ABC, Mennoniten, paraguayische Naturschutzorganisation Guyra Paraguay). Benno Glauser hatte im Interview seine Besorgnis über die Entwaldung des Chaco vorgetragen und vorgeschlagen, die Art und Weise, wie wir Fleisch produzieren, zu regeln und dabei die weitere Abholzung zu verhindern. Die Angriffe gipfelten in körperlicher Gewalt gegenüber den Mitarbeitern/innen der IA durch Mennoniten und führten schließlich zur Verfolgung der IA durch die Staatanwaltschaft zwecks Anklage vor Gericht!

Unterstützergruppe GAIA (www.gaia-amotocodie.org): Sie entstand unabhängig von der Iniciativa Amotocodie. Die “Unterstützer Gruppe Iniciativa Amotocodie ” wurde gegründet zur Unterstützung und Beobachtung des Prozesses, der gegen die Iniciativa Amotocodie gerichtet ist. Wir laden Einzelpersonen und Institutionen ein zur Solidarität und Findung eines gemeinsamen Raumes, zur Stärkung der Verteidigung der Menschenrechte, … für die Mitglieder der Iniciativa Amotocodie Benno Glauser, Miguel Angel Alarcon, Rosa Castillo und Sonia Kang Jieun … Es hat sich herausgestellt, dass alle Maßnahmen die vom Staatsanwalt Brusquetti vorgetragen waren, als unbegründet ausgeschlossen wurden.

Bitte schließen sie sich der Grupo de Apoyo a Iniciativa Amotocodie an. Sie ist von großer Wichtigkeit, nicht nur, weil ihre aktiv bekundete Solidarität der verfolgten Iniciativa Amotocodie Kraft gibt, sondern insbesondere auch, weil Kreise der paraguayischen „sociedad civil“ damit ihrer Besorgnis über die Justizwillkür Ausdruck geben und auch darüber, dass der Staat Menschenrechtsorganisationen wie die IA nicht aktiv schützt. Denn wenn man die IA und ihresgleichen nicht schützt, dann wird – z. B. in diesem Fall – auch deren Schutzfunktion zugunsten der ohne Kontakt lebenden Gruppen geschwächt. Damit gehen Kräfte, die für die Gesellschaft und die Zukunft von vitaler Bedeutung sind, verloren. So gesehen ist GAIA ein wichtiger und vitaler Beitrag für eine bessere Zukunft.

Bernd Wegener
Freunde der Naturvölker e.V.

ANSCHREIBEN

DEUTSCHE ÜBERSETZUNG DES SPANISCHEN ORIGINALSCHREIBENS (WEITER UNTEN)

An
– Herrn Fernando Lugo Méndez, Präsident der Republik Paraguay, Secretaría privada:janazco@presidencia.gov.py
– Herrn Javier Diaz Verón, Generalstaatsanwalt, fiscaliageneral@ministeriopublico.gov.py
– Herrn Raúl Alberto Florentin Antola, Botschafter der Republik Paraguay in Berlin, embapar@embapar.de

Stoppen Sie die Verfolgung der Menschenrechtler, die für die Rechte der Indianer kämpfen

Sehr geehrter Herr Präsident Lugo, sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt Diaz Verón, sehr geehrter Herr Botschafter Florentin Antola

mit großer Sorge habe ich von der seit über einem Jahr laufenden Verfolgung und den Ermittlungen (durch die Strafeinheit Nr. 2 der Staatsanwaltschaft in Filadelfia) gegen die Menschenrechtsorganisation Iniciativa Amotocodie und deren Mitarbeiter erfahren.

Die Iniciativa Amotocodie ist eine zivilrechtliche Vereinigung, die seit zehn Jahren für die Rechte und den Schutz der indigenen Gruppen in Paraguay sowie den Erhalt des Chaco-Waldes kämpft.

Viele Organisationen aus aller Welt kennen die Iniciativa Amotocodie und unterstützen ihre Arbeit. Dazu gehören die Mitgliedsorganisationen der Grupo de Apoyo a la Iniciativa Amotocodie und das Europäische Netzwerk Gran Chaco.

Ich lehne jede Art von Machtmissbrauch sowie die Verfolgung und Unterdrückung von Menschenrechtsorganisation ab. Die 1998 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen beschlossene Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern ist zu beachten und einzuhalten. Die Arbeit von Menschenrechtsverteidigern ist zu unterstützen und es ist sicherzustellen, dass sie diese ohne Angst vor Repressalien und Drohungen verrichten können.

Ich bitte Sie daher, die völlig unbegründeten Ermittlungen gegen die Initiativa Amotocodie und deren Mitarbeiter unverzüglich zu beenden. Bitte ergreifen Sie sofort alle notwendigen Maßnahmen, damit die Organisation wieder ihre sehr wichtige Arbeit ungestört verrichten und deren guter Ruf wieder hergestellt werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

ORIGINALSCHREIBEN AUF SPANISCH
Para su Excelencia
– Fernando Lugo, Presidente de la República del Paraguay,secretariadecomunicaciones@presidencia.gov.py
– Javier Diaz Verón, Fiscal General del Estado, fiscaliageneral@ministeriopublico.gov.py
– Raúl Alberto Florentin Antola, Embajador de la República del Paraguay en Berlin, embapar@embapar.de

Detengan la persecución de defensores de derechos humanos en Paraguay

Su Excelencia el Sr. Presidente Lugo, su Excelencia el fiscal jefe Díaz Verón, su Excelencia el embajador Florentin Antola:

Con profunda preocupación he sabido que desde hace más de un año, el Ministerio Público (por medio de la Unidad Penal No. 2 de la Fiscalía con sede en Filadelfia) está persiguiendo y acusando a la organización de derechos humanos Iniciativa Amotocodie y a su personal.

La Iniciativa Amotocodie, una asociación sin fines de lucro legalmente constituida, lucha desde hace diez años por los derechos y la protección de los grupos indígenas en el Paraguay y por la preservación de las selvas Chaquenas.

Muchas organizaciones de todo el mundo conocen a la Iniciativa Amotocodie y han apoyado y colaborado con la institución, como son las que componen el Grupo de Apoyo a la Iniciativa Amotocodie y la Red Europea Gran Chaco.

Rechazo cualquier tipo de abuso de poder, persecución y represión de organizaciones legítimas de los Derechos Humanos. La Declaración sobre la Protección de los Defensores de los Derechos Humanos, aprobada por la Asamblea General de las Naciones Unidas en el 1998, debe ser observada. La labor de los defensores de derechos humanos debe ser apoyada y debe estar garantizada sin temor a represalias y amenazas.

Solicito que se detengan de inmediato las investigaciones completamente infundadas contra la Iniciativa Amotocodie y sus empleados. Por favor, tome de inmediato todas las medidas necesarias para garantizar que la organización pueda realizar sin impedimentos su importante trabajo y restablezca su impecable reputación.

Le saluda atentamente,

LINKS

http://gfbvberlin.wordpress.com/2012/02/17/aktion-fur-in-isolation-lebende-indigene-volker-in-paraguay-machen-sie-mit/#more-8502

https://www.regenwald.org/aktion/842

 

 

PARAGUAY: ANKLAGE GEGEN AYOREO MENSCHENRECHTSVERTRETER

von FdN / IA, 7. Dezember 2011

Liebe Freunde,
in unseren letzten Heften hatte FdN/fPcN wiederholt über die Verfolgung unserer in Paraguay arbeitenden Partnerorganisation INICIATIVA AMOTOCODIE berichtet – so auch im Heft welches im Dezember erscheinen wird. Hier nun eine aktuelle Mail von Benno Glauser: Wie einige von Euch bereits erfahren haben, stehe ich gegenwärtig in Paraguay unter Anklage, und im Februar 2012 kommt das Gerichtsverfahren in die entscheidende Phase. Mit mir angeklagt sind drei weitere Mitarbeiter unserer Organisation Iniciativa Amotocodie (IA): mein Nachfolger Miguel Ángel Alarcón, unsere Administradora Sonia Castillo, und Jieun Kang, Mitbegründerin von IA, und zugleich auch meine Lebenspartnerin. Die Anklage lautet auf „lesión de confianza“ (Vertrauensbruch). Man will uns unlauteren Umgang mit uns anvertrauten Geldern und Anliegen nachweisen. Das ist in Paraguay ein strafrechtlicher Tatbestand der mit bis zu mehreren Jahren Gefängnis geahndet werden kann.

Unsere langjährige Arbeit zum Schutz der ohne Kontakt zu unserer Zivilisation lebenden Ayoreo-Indianer im Norden des paraguayischen Chaco muss gewissen mächtigen Interessengruppen wie Landbesitzern, Viehzüchtern und Landspekulanten schon einige Zeit ein Dorn im Auge gewesen sein: Zur Expansion ihrer Gewinne roden sie diejenigen ausgedehnten Wälder, in denen die ohne Kontakt lebenden Gruppen ihr nomadisches Leben führen und von denen sie leben. Unsere Organisation ist der immer rasanter fortschreitenden Zerstörung des Chacowaldes, der indianischen Territorien und der Lebensformen darin öffentlich und mit aller Klarheit entgegengetreten, unter Anderem auch mit einer Publikation Ende 2009. In derselben beschreiben die bereits kontaktierten Ayoreo zusammen mit uns nicht nur die heutige Situation, sondern auch die nie erwähnten und weiterhin ungesühnten Menschenrechtsverletzungen, auf welcher sie beruht. Die Organisation der bereits kontaktierten Ayoreo macht darin auch den Anspruch des Ayoreovolkes auf das ihnen vor nur fünfzig Jahren weggenommene Territorium publik. Das Aufkommen solcher, auch aus indianischen Kreisen kommender Stimmen ging offensichtlich gewissen Leuten und Kreisen zu weit…

Die Reaktion lies nicht auf sich warten: Im Zuge einer primär gegen unsere Organisation IA gerichteten politischen Kampagne wurde und wird unsere jahrelange Arbeit seit Anfang 2010 in den nationalen Medien systematisch aufs Korn genommen und in Misskredit gebracht. Gleichzeitig wurden wir auch als Personen auf äußerst aggressive Weise öffentlich mit Schmutz beworfen. Parallel dazu hat man versucht, die Ayoreo-Organisation zu schwächen und zu spalten.

Der unmittelbare Auslöser für das jetzt laufende rechtliche Verfahren geht auf November 2010 zurück, als es und unter Anderem mit Hilfe einer internationalen Pressekampagne (fPcN u.a.) gelang, eine von sechzig britischen und paraguayischen Naturwissenschaftlern geplante Expedition in die Territorien von zwei der ohne Kontakt lebenden Indianergruppen gerade noch rechtzeitig zu stoppen; die Durchführung der Expedition hätte die Existenz und das Recht auf Selbstbestimmung dieser Gruppen in unverantwortbarem Masse bedroht, das Risiko massiver Menschenrechtsverletzungen war offensichtlich. Das befand auch die interamerikanische Menschenrechts-Kommission der OEA, als sie gegenüber der paraguayischen Regierung in einer Note ihrer großen Besorgnis Ausdruck verlieh, worauf diese sich gezwungen sah, die Expedition zu suspendieren. Wir haben in diesem ganzen Geschehen ohne jeden Zweifel das getan, was getan werden musste, aber wir haben uns dabei sehr stark exponiert, während (oder gerade weil) die direkt verantwortlichen Regierungsstellen es vorgezogen hatten zu schweigen und einer Stellungnahme oder Intervention aus dem Weg zu gehen. Diese an sich erfolgreiche Aktion, die auch international Aufsehen erregte und beitrug, die Aufmerksamkeit auf die Not der ohne Kontakt zu unserer Zivilisation lebenden Indianer zu lenken, zeigte gleichzeitig unsere „gefährliche“ Fähigkeit auf, in kritischen Situationen nötigenfalls recht viel Unterstützung und Solidarität mobilisieren zu könnten. Jedenfalls war unsere erfolgreiche Aktion zum Schutz der ohne Kontakt lebenden Indianer der direkte Anstoß einer unverzüglich eingeleiteten Untersuchung der Staatsanwaltschaft gegen unsere Organisation.

Am 1. Dezember 2010 fand völlig unerwartet eine von auffälliger Gewaltanwendung begleitete Razzia auf unsere Büroräumlichkeiten statt; ein großer Teil der institutionellen Dokumentation, aber auch alle unsere Computer wurden konfisziert. Schließlich hat die Staatsanwaltschaft nach einer sich mehrere Monate hinziehende Voruntersuchung im Mai 2011 formell Anklage gegen uns vier führende Mitarbeiter von IA erhoben. Die meisten ursprünglichen, verworrenen und z.T. widersprüchlichen Anklagepunkte waren inzwischen allerdings wieder fallengelassen worden, aber zurück blieb die recht perfide und offensichtlich politisch motivierte Anklage, durch Vertrauensbruch und Veruntreuung kriminell geworden zu sein.

Sowohl die (bereits kontaktierten) Ayoreo, als auch die uns seit Jahren unterstützenden Geberinstitutionen in Europa haben der Staatsanwaltschaft gegenüber klargestellt, dass keinerlei illegalen Tatbestände vorliegen. Es fehlt kein Geld, die Abrechnungen stimmen. Das ganze Rechnungswesen von IA wird zudem einmal jährlich einem externen Audit unterworfen, so auch in den letzten Jahren. Auch unser höchstes Gremium, die Mitglieder-Generalversammlung des Vereins Iniciativa Amotocodie, welches jeweils die Jahresbilanzen prüft und genehmigt, hat im Juni 2011 in einer öffentlichen Erklärung bezeugt, dass kein gegen die institutionellen Interessen gerichteter Vertrauensbruch vorliege.

Die gegen uns gerichtete Verfolgung stellt unsere langjährige Menschrechtsarbeit in Frage, stellt aber auch eine starke Bedrohung unserer persönlichen Rechte und unserer Integrität dar. Darüber hinaus – und das ist vermutlich eines der Hauptziele des laufenden Verfahrens – bindet sie unsere Kräfte und unsere Aufmerksamkeit, und schwächt damit auch die ohne Kontakt lebenden Gruppen, die unseres permanenten Schutzes bedürfen. Der Staat kümmert sich nicht um sie.

Die gegen uns gerichtete Aktion hat nicht wenige Reaktionen und Proteste auf den Plan gerufen. So hat Amnesty International in London bereits in zwei Communiqués ihre Besorgnis kundgetan, und sowohl das UNO- Menschenrechtshochkommissariat (Genf) als auch die interamerikanische Menschenrechtskommission (Washington) verfolgen das gegen uns laufende Verfahren mit Aufmerksamkeit. Auch der Schweizer Botschafter in Paraguay hat sich bereits mehrmals bei den einschlägigen Regierungsstellen aktiv eingesetzt. Die Regierung selbst äußert sich indessen bisher nicht, und dies, obwohl viele Beobachter in unserem Fall die Gefahr einer Rückkehr der überwunden geglaubten Diktatur und ihrer Missbräuche und Gewaltmethoden sehen. Im privaten Gespräch haben sich verschiedene hochgestellte Mitglieder der Regierung besorgt gezeigt, gleichzeitig aber auch zu verstehen gegeben, dass sie keinerlei Einfluss auf den völlig korrupten Rechtsapparat und die mit Geld und Beziehungen jederzeit käufliche Rechtsprechung ausüben können.

Unsere Arbeit der letzten Jahre

Wie Ihr wisst, gilt unser persönliches und berufliches Engagement seit den 90er Jahren der Präsenz und dem Schutz von Indianergruppen des Ayoreovolkes im Norden des Gran Chaco, die noch keinen Kontakt mit unserer westlichen, modernen Zivilisation hatten, und die jeglicher Kontaktmöglichkeit auch aus dem Weg gehen[1]. Ausgehend von einer persönlich erlebten, wachsenden Faszination für die Andersartigkeit der Welt dieser Gruppen, die mit unserer immer stärker globalisierten Einheitswelt und Wirklichkeit auf seltsame und herausfordernde Weise koexistiert, ist daraus in den letzten neun Jahren ein Projekt geworden, welches unter dem Namen „Iniciativa Amotocodie“ eine institutionelle Form erhalten hat.

Im Laufe der letzten Jahre ist es dem von uns gebildeten kleinen Team von Iniciativa Amotocodie in unermüdlicher, aufreibender Basisarbeit gelungen, für die ohne Kontakt lebenden Gruppen eine Art externes Überwachungs- und Begleitsystem aufzubauen, welches ihnen und auch den bedrohten Wäldern, in denen sie leben und die ihre Territorien sind, einen gewissen Schutz bietet. Es ist eine Arbeit aus der Distanz, mit „Unsichtbaren“, mit Menschen, die in unserer Alltagswirklichkeit nicht sichtbar sind, und die sich auf die ständige, sorgfältige Registrierung gelegentlich sichtbarer Spuren, die ihr nomadisches Leben hinterlässt, beschränkt.

Die ausgedehnten Wälder ihrer Territorien im Norden des Gran Chaco sind heute nicht mehr einfach ihr Lebensraum, sondern werden angesichts der wachsenden Zerstörung der Natur mehr und mehr zu Rückzugsgebieten, in denen diese äußerst sensible und extrem schutzbedürftige Art menschlichen Lebens – heute im Verborgenen – weiterhin zu überleben sucht. Unsere Arbeit hat uns nach und nach gelehrt, dass zwischen dem Urwald und den ohne Kontakt lebenden Ayoreo-Gruppen eine Beziehung des gegenseitigen Sich-Schützens besteht: Die „Aislados“ im Norden des Chaco leben vom Wald, von seinem Reichtum und seiner Diversität, schützen ihn aber gleichzeitig, indem sie das Gleichgewicht wahren und von diesem Reichtum nur in Anspruch nehmen, was sie zum Leben wirklich brauchen. Der Wald seinerseits bietet für ihr stark bedrohtes Leben Alles, was dafür nötig ist. Die gegenseitige Schutzbeziehung wird heute wegen der für beide Seiten bestehenden akuten Bedrohung immer wichtiger, ähnlich unserer eigenen Beziehung als nicht- indianische, „moderne“ Menschen zu unserer Umwelt und Welt, die für uns immer entscheidender wird.

Seit  2003 fokussiert die Arbeit von Iniciativa Amotocodie auch die Situation und die Zukunftsperspektiven der Ayoreo, die bereits vor Jahrzehnten von Missionaren im Namen unseres Lebensmodells kontaktiert und aus dem Wald deportiert wurden. Das Trauma des ungewollten Kontaktes zu unserer Zivilisation, des Zusammenbruchs der traditionellen Lebenswelt und des plötzlichen Verlustes der Territorien –  sie sind heute Privatbesitz zahlreicher Farmer und Spekulanten – hat das Selbstbewusstsein und die Möglichkeit selbstbestimmten Lebens des Ayoreovolkes stark geschwächt. Hier trägt die langjährige Begleitarbeit des Teams von Iniciativa Amotocodie zu einer langsamen, erneuten Erstarkung und recht eigentlich zu einem „wieder zu sich Kommen“ des Ayoreovolkes bei.

Schließlich trägt nun auch unsere immer intensiver werdende Öffentlichkeitsarbeit über den Chaco hinaus in ganz Paraguay, aber auch weltweit bei zum wachsenden Bewusstsein über die Existenz und die Schutzbedürftigkeit der ohne Kontakt lebenden Gruppen und Völker.

[1]  Solche Indianergruppen – zumeist sind es ganze Völker – werden heute oft auch „aislados“ genannt – „isoliert lebende“ Indianervölker. Allein in Lateinamerika wird ihre Zahl auf zwischen 80 und 120 geschätzt.

Benno Glauser

www.iniciativa-amotocodie.org

Bitte unterstützen Sie weiterhin unsere wichtige Arbeit zum Schutz der in freiwilliger Isolation lebenden Ayoreo-Gruppen. Aber auch unser Ayoreo-Naturkunde-Projekt. Hier wird der heranwachsenden Ayoreo-Generation neben der westlichen Schulbildung vor allem das wichtige traditionelle Wissen ihrer Vorfahren vermittelt.

FdN/fPcN

 

 

PARAGUAY: WEITERER LANDERWERB FÜR ISOLIERTE AYOREO-INDIANER

 von fPcN/FdN9. November 2011

Aufgrund des gestiegenen Spendenaufkommens zugunsten unseres Ayoreo-Landkaufprojektes werden wir diesmal 23.000 Euro zum Kauf von Waldland mit Hilfe der Iniciativa Amotocodie einsetzen. Wir danken allen Spendern für Ihre Unterstützung! FdN/fPcN wirbt um weitere Spenden zum Lebensraumerhalt für die in freiwilliger Isolation lebenden Ayoreo-Indianer im Chaco von Paraguay. Denn, die Zeit drängt. Die Agrargroßwirtschaft rodet unaufhörlich weiter: Für ihren Profit für heute und gegen die Menschen, Tiere und Pflanzen der Chaco-Wälder und damit gegen unser aller Überleben. Durch unsere praktische Überlebenshilfe hebt sich FdN/fPcN von anderen Organisationen wie Survival International und der Gesellschaft für bedrohte Völker ab.

Rückblick:
1998 kam es bei Tagua/Region Amotocodie (Departamento Boqueron) zu offener Gewalt. Die Firma Agro Chaco SA ließ mit Bulldozern 27.000 ha Waldland für Rinderweiden zerstören. Dort isoliert lebenden Waldindianer vom Volk der Ayoreo griffen verzweifelt zur Gegenwehr mit Speer, Pfeil und Bogen. Staatlicherseits wurden deshalb Schutzmaßnahmen zugunsten der Waldindianer verfügt, jedoch ohne spätere konsequente Einhaltung.

Ein FdN/fPcN-Team war damals im nördlichen Chaco Paraguays unterwegs. U. a. wurde auch das Schneisengebiet aufgesucht, wo es zu Auseinandersetzungen zwischen den Invasoren und den Indianern kam. Dort entstand die Idee für unsere Menschenrechtsorganisation Land zu erwerben, damit die Menschen des Waldes in ihrer Heimat überleben können und dem Schicksal der Deportation entgehen, wie es den meisten Ayoreos widerfuhr.

Diese Idee ist seit Jahren Wirklichkeit geworden. Sie findet Umsetzung über unsere paraguayische Partnerorganisation Iniciativa Amotocodie (Filadelfia/Kolonie Fernheim). So konnte 2003/4 in Amotocodie eine erste Waldfläche, das „Naturreservat Erbe Ayoreo Puniè Paesoi“ gekauft werden. Weitere Erwerbungen – für die auch FdN/fPcN finanzielle Mittel bereitstellen konnte – folgten. Die Gebietskäufe gehen grundbuchrechtlich an die Ayoreo-Organisation UNAP über mit konkreten Vorgaben zum Walderhalt und zum Schutz ihrer dort isoliert lebenden Verwandten.

Bernd Wegener
FdN/fPcN Referat Ayoreo-Landerwerb

(…) ich gehe mit Ihnen einig: Daraus spricht Größe und Güte, aber auch Weisheit und derjenige Weitblick, der ja auch Sie als Freunde der Naturvölker auszeichnet. Es ist ein Blick, der über das Alltagsbewusstsein in der heutigen Zeit hinausreicht und der gerade deshalb so wichtig ist. Gleichzeitig betrachte ich diese bedeutende Spende auch als implizite Anerkennung Ihrer Bemühungen als Organisation, unter Anderem auch mit Iniciativa Amotocodie zusammen, Bewusstsein zu schaffen über die Bedeutung der abseits unserer Zivilisation und in Einheit mit der Natur lebenden Völker.

Benno Glauser
Iniciativa Amotocodie
Paraguay, 08.11.2011

Damit die frei lebenden Ayorèo überleben können, unterstützt FdN die Projekte der Landsicherung von IA / UNAP sowie GAT für die Totobiegosode. Wir bitten um Spenden (Kennwort: Ayoreo bzw. Walderhalt). Näheres dazu: siehe PROJEKTE.

 

 

EQUADOR: BUNDESREGIERUNG LÄSST ITT-YASUNÍ-INITIATIVE IM STICH

von FdN, 4. Oktober 2011

Anlässlich der Sitzung am 28.09.2011 des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zum Thema “ITT-Yasuní-Initiative” erklärte die zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion Bärbel Kofler: In der heutigen Sitzung des Umweltausschusses des Deutschen Bundestags zur “ITT-Yasuní-Initiative” hat die Opposition einstimmig die Beschlusslage zum Projekt “Yasuní-Nationalpark” von 2008 bekräftigt [1][2]. Damals hatte sich der Bundestag einstimmig für den Erhalt des Nationalparks ausgesprochen und Ecuador Unterstützung bei dem Erhalt der Biodiversität und der Armutsbekämpfung zugesichert, wenn sich die Regierung Ecuadors verpflichtet, die Ölvorkommen unter dem Nationalpark nicht zu fördern.

Bei der erneuten Abstimmung zum Beschluss verließen heute die Abgeordneten der Union fluchtartig den Ausschusssaal [3], während die Koalitionskollegen der FDP gegen den Beschluss stimmten [4].

ImageDie Lage ist verfahren: Die Bundesregierung weigert sich derzeit, ihre international gemachte Zusage zu erfüllen und das Projekt zur Erhaltung des Yasuni-Nationalparks mit 40 Millionen Euro zu unterstützen. Im Parlament gibt es derzeit über alle Fraktionen hinweg eine Mehrheit, die sich für den Erhalt des Nationalparks in Ecuador und die ITT-Initiative einsetzt. Insbesondere die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat sich noch vor wenigen Tagen gegenüber der Presse klar für die Unterstützung der ITT-Yasuni-Initiative ausgesprochen [5].

Das Projekt dient dem Schutz des größten Biosphärenreservates ganz Amerikas und ist wegweisend für den internationalen Klimaschutz. Ecuador, das immerhin auf viel Geld aus Öleinnahmen verzichtet, hat alle Forderungen der internationalen Geber erfüllt. Trotzdem verweigert die deutsche Bundesregierung weiter stur die Zusammenarbeit. Das Projekt Yasuní-Nationalpark darf nicht leichtfertig geopfert werden. Für die ITT-Initiative ist es fünf vor zwölf. Die Bundesregierung muss jetzt Farbe bekennen und sich an konstruktiven Gesprächen beteiligen.

Die Yasuní-Initiative sieht vor, dass die internationale Gemeinschaft Ecuador dafür entschädigt, das artenreiche Regenwaldgebiet zu schützen und die dortigen Ölvorkommen nicht auszubeuten. Vor drei Jahren hatte sich der Bundestag mehrheitlich für die Initiative stark gemacht, Entwicklungsminister Dirk Niebel hatte das Projekt jedoch abgelehnt.

“Die Zeit zur Rettung des Regenwaldes läuft ab”, sagte Frank Schwabe (SPD) während der Abstimmung. “Deshalb wirkt sich die neuerliche Ablehnung des Projekts durch die Bundesregierung in der internationalen Debatte verheerend aus.”

[1] http://www.gruene-bundestag.de/cms/presse/dok/392/392073.html 
[2] http://www.heikehaensel.wordpress.com/2011/09/30/ 
[3] http://www.klimaretter.info/politik/nachricht/9536 
[4] http://www.liberale.de/-/2980c202/?id=16138 
[5] http://www.cducsu.de/-/TabID__6/SubTabID__7/InhaltTypID__1/InhaltID__19692/Inhalte.aspx

 

 

BOLIVIEN: INDIGENEN-PROTESTE GEGEN REGENWALDSTRASSE ESKALIEREN

von FdN, 30. September 2011

Eine Schnellstraße durch den Amazonas setzt die bolivianische Regierung zunehmend unter Druck. Nach der brutalen Niederschlagung der friedlichen Proteste ist Präsident Morales gezwungen, seine Position zu überdenken. Lasst uns den indigenen Gemeinschaften beistehen, um die Gewalt zu beenden und den Amazonas zu schützen – Unterzeichnen Sie jetzt und erzählen Sie es weiter: Am Sonntag ging die bolivianische Polizei mit Tränengas und Knüppeln gegen indigene Männer, Frauen und Kinder vor, die friedlich marschierten, um gegen den Bau einer illegalen Schnellstraße durch ein geschütztes Amazonasgebiet zu demonstrieren. 72 Stunden später steckt das Land in einer Krise: Zwei wichtige Minister sind zurückgetreten und die Bolivianer gehen in Protesten im ganzen Land auf die Straße. Präsident Morales war gezwungen die Bauarbeiten voübergehend einzustellen. Doch mächtige multinationale Konzerne teilen schon jetzt dieses atemberaubende Naturreservat unter sich auf. Wenn sich jetzt die Weltöffentlichkeit an die Seite der mutigen Indigenen stellt, können wir sicherstellen, dass das Autobahnprojekt so geändert wird, das der Regenwald verschont bleibt.

Avaaz übergab gerade eine Notfallpetition, die von 115,000 Menschen aus Bolivien und Lateinamerika unterzeichnet wurden an zwei leitende Minister – der gewaltige öffentliche Druck brachte sie in Verlegenheit. Nachdem die Proteste brutal niedergeschlagen wurden, können wir den Druck erhöhen und weltweit Alarm schlagen, um die Gewalt zu beenden und den Bau der Schnellstraße zu stoppen. Klicken Sie auf den folgenden Link, um die dringende Petition zu unterzeichnen — sobald wir bei 500,000 Unterschriften angelangt sind, wird sie in einer spektakulären Aktion an Präsident Evo Morales übergeben.

http://www.avaaz.org/de/bolivia_stop_the_crackdown/?vl

Tausende von Ureinwohnern marschierten in den vergangenen sechs Wochen vom Amazonas aus in Richtung Hauptstadt. Nach langem Ringen hat der bolivianische Außenminister endlich letzte Woche bei einem Treffen mit Avaaz versprochen, den Dialog mit den Anführern der indigenen Völker zu eröffnen. Als er sich am Samstag mit den Demonstranten traf und ihre Forderungen zurückwies, wurde er gezwungen mitzumarschieren, um den
Demonstranten als eine Art “Schutzschild” bei der Durchbrechung einer Polizeiblockade zu dienen. Am nächsten Tag stürmten bewaffnete Polizisten das Lager der Demonstranten. Hunderte von ihnen wurden brutal geschlagen, festgenommen und mit Gewalt in Busse eingeladen, um sie zu entfernen.

Die geplante 300km lange Schnellstraße würde direkt durch Isiboro Sécure (TIPNIS auf spanisch), das Kronjuwel des bolivianischen Amazonas, verlaufen. TIPNIS ist berühmt für seine riesigen Bäume, erstaunliche Artenvielfalt, und Frischwasservorkommen. Die Bedeutung von TIPNIS für Flora, Fauna und Kultur hat dem Gebiet den Status einer doppelt geschützten Gegend eingebracht — als Nationalpark sowie als Indigenenreservat. Die Schnellstraße wird von Brasilien finanziert und würde Brasilien mit Häfen an der Pazifikküste verbinden. Doch diese toxische Hauptverkehrsstraße würde nicht nur Gesellschaften und Wald zerstören, sondern auch den Weg frei machen für Waldabbau, Ölförderung, Bergbau und große Industrie- und Landwirtschaftsprojekte in einer bis jetzt unberührten Gegend. Eine kürzlich erschienene Studie fand, dass 64% des Parks bis 2030 der Abholzung zum Opfer fallen könne, wenn die Straße gebaut würde.

Bolivianisches und internationales Recht schreiben der Regierung vor, dass indigene Völker konsultiert werden müssen, bevor ihnen Land weggenommen werden kann. Die Ureinwohner wollen aber sichere Alternativen, um
Wirtschaftwachstum zu fördern und die regionale Integration auszubauen. Doch die Regierung hat ihre lautstarke Opposition ignoriert und nicht eine einzige alternative Straßenverbindung außerhalb TIPNIS wurde in Betracht
gezogen. Stattdessen drängt Morales auf ein Referendum für die Region, das nicht nur gesetzeswidrig ist, sondern von vielen als Versuch angesehen wird, ein unrechtmässiges Einverständnis zu fabrizieren.

Morales wurde weltweit als erster indigener Präsident bekannt und ist berühmt für seinen Einsatz für Umwelt und Ureinwohner. Lassen Sie uns ihn dazu ermutigen, jetzt, wo sich dieser schwelende Konflikt entzündet hat, seinen Grundsätzen treu zu bleiben und an der Seite deren zu stehen, die sich für den Schutz des Amazonas und der indigenen Gemeinschaften einsetzen. Unterzeichnen Sie die Petition gegen das harte Durchgreifen und die illegale Schnellstraße.

http://www.avaaz.org/de/bolivia_stop_the_crackdown/?vl

Einmal mehr werden der Schutz des Landes, auf das wir alle angewiesen sind, und die Rechte der indigenen Völker von unseren Regierungen unter dem Vorwand von Entwicklung und Wirtschaftswachstum geopfert. Unsere Politiker stellen oft Bergbau und Abholzung in den Vordergrund und setzen dadurch unser eigenes Überleben aufs Spiel — davon profitieren regelmässig ausländische Konzerne. In der Zukunft, die wir uns alle wünschen, kommen
die Umwelt und das Leben unschuldiger Menschen vor Profit. Präsident Morales hat nun die Gelegenheit, hinter seiner Bevölkerung zu stehen, den Amazonas zu retten und zu überdenken, wie nachhaltige Entwicklung in
Lateinamerika gestaltet werden muss.

 

BOLIVIEN: INDIGENE MOBILISIEREN GEGEN REGENWALDSTRASSE (PROTEST)

von fPcN/FdN, 16. August 2011

Mit mehr als 300 Teilnehmern haben Indigene im östlichen Tiefland von Bolivien einen 600 km langen Marsch von Trinidad, der Hauptstadt des nördlichen Departements Beni, nach Boliviens Hauptstadt La Paz begonnen, um gegen die Pläne für eine neue trans-ozeanische Autobahn, die das Isiboro Schutzgebiet/Nationalpark (Territorio Indígena y Parque Nacional Isiboro-Secure-TIPNIS) zerschneiden würde, zu protestieren. Die Entscheidung für den Protest der Indigenen folgte nach dem Abbruch der Gespräche zwischen der Confederation of Indigenous Peoples Ost-Bolivien (CIDOB) und den zuständigen Regierungsbehörden für das Straßen-Projekt. Die Straße würde tief greifende Auswirkungen auf die Biodiversität und den Kokapflanzen-Anbau zwischen der Provinz Beni und Cochabamba haben. Zudem fordert CIDOB Respekt für die Rechtsstellung der TIPNIS als indigenes Territorium.

Das Isiboro Schutzgebiet/Nationalpark wurde 1965 von Supreme Dekret 7401 gegründet, um rund eine Mio Hektar Regenwald zu schützen. Leider hatte man damals nicht die Landrechte der rund 15.000 Indigenen, die in der Gegend leben, beachtet. Dieses „Versehen“ führte zu einem langwierigen Kampf, der 25 Jahre dauerte, bis die Regierung schließlich bereit war, den Park auch als indigenes Territorium anzuerkennen. Sie tat dies durch Decreto Supremo 22610 während Boliviens Landreform 2009. TIPNIS erhielt durch die Kombination von Umweltschutz mit der Autonomie der Yuracaré, Trinitario und Chiman Völker diesen neuen Status und garantiert ihnen das Recht auf Autonomie, Kultur sowie auf ihre traditionellen Territorien und Regierungsformen.

ImageDoch im selben Jahr 2009 hatten der bolivianische Präsident Evo Morales und der ehemalige brasilianische Präsident Lula da Silva beschlossen eine neue Autobahn durch das TIPNIS zwischen Villa Tunari und San Ignacio de Moros zu bauen. Die neue Autobahn würde die brasilianischen Provinzen Rondonia und Mato Grosso mit Häfen an der chilenischen Pazifikküste verbinden und damit für Bolivien „einen kommerziellen Zusammenhang zwischen der zentralen Provinz von Cochabamba, dem Tor zum Hochland der Anden und der Amazonas-Beni Region darstellen“, berichtet NACLA. „Die Straße wird auch eine Verbindung für die Indigenen der TIPNIS mit der modernen Welt und bietet Möglichkeiten für neue Unternehmen in der Gegend wirtschaftlich tätig zu werden, wie in der nachhaltigen Forstwirtschaft und Ökotourismus. Aber die Indigenen-Führer der TIPNIS und ihre Unterstützer befürchten, dass der Straßenbau zur Zerstörung einer der artenreichsten Regionen der Welt, mit einzigartiger Flora und Fauna, darunter 11 bedrohte Tierarten und 3.000 Pflanzenarten führen wird.“ NACLA fügt hinzu: „Eine aktuelle Studie sagt voraus, dass innerhalb von 18 Jahren durch den Straßenbau 64 Prozent der TIPNIS abgeholzt werden würden. YFPB, ein staatliches Kohlenwasserstoff-Unternehmen, hatte erst kürzlich sein Interesse an der Erforschung wichtiger Erdölreserven innerhalb des Parks bekannt gegeben und stellt eine zusätzliche Gefahr für die Umwelt dar, falls die Straße gebaut werden würde.“

Adrián Nogales, der Direktor des National Park Service, der sich dem Straßenbauplänen der Regierung widersetzt, sagte, die Straße würde in „die größte ökologische Zerstörung in der Geschichte Boliviens“ führen. Neben den Auswirkungen auf die Umwelt, wäre der Weg auch frei für negative soziale und kulturelle Veränderungen der indigenen Yuracaré, Trinitario und Chiman. Aus diesem Grund sind die indigenen Völker bereit, die die Bedrohung als möglichen „Völkermord des 21. Jahrhunderts“ sehen, auch „Pfeil und Bogen“ zu verwenden, um das Projekt zu stoppen. „Die indigene Aymara Organisation CONAMAQ wird aus Solidarität mit der CIDOB mit nach La Paz marschieren“, sagt derWW4 Report. „Der Führer von CONAMAQ, Rafael Quispe, beschuldigte Boliviens Präsident Evo Morales in Umweltfragen der Heuchelei. „Morales ist nicht ein Verteidiger von Mutter Erde“, sagte er der Nachrichtenagentur Associated Press. „Seine Rhetorik ist leer.“

Was Sie tun können:
Rainforest Action sagt: „Die indigenen Völker fordern alle nationalen und internationalen Menschenrechtsorganisationen auf, um mit ihnen in Solidarität zu treten. Bitte unterstützen Sie die Menschen in Bolivien und schreiben Sie an die bolivianische Präsident Evo Morales. Wir werden die Unterschriften dem bolivianischen Botschafter in Berlin präsentieren.

Schreiben an Präsident Morales

 

BRASILIEN: GERICHT STOPPT ERNEUT BELO MONTE STAUDAMM-PROJEKT

von FdN, 29. September 2011

Das juristische Tauziehen um den bei Menschenrechtsorganisationen, Indigenen und Umweltschützern äußerst umstrittenen Belo Monte Staudamm geht in eine neue Runde. Am 28.09.2011 hat erneut ein Richter den Baustopp des dritt-größten Staudamm-Projektes der Welt verfügt. Es dürfen keine Infrastrukturmaßnahmen durch das Baukonsortium Norte Energia vorgenommen werden, die den Xingu-Fluss und damit den Fischbestand beeinträchtigen. Bereits im April 2011 hatte sich die Inter-Amerikanische Kommission für Menschenrechte (IACHR) von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) eingeschaltet. Sie hatte die brasilianische Regierung aufgefordert das Genehmigungsverfahren für den Bau des Belo Monte Staudammprojekts unverzüglich zu widerrufen, was fPcN ausdrücklich begrüßte. Das bedeutete ebenso die Forderung nach einem Baustopp für das Projekt.

Grund ist die Verletzung der Rechte der traditionellen Gemeinschaften am Rio Xingu durch die geplanten Bauarbeiten. Laut IACHR, müsse die Regierung vor dem Bau der Anlage ihre Verpflichtung erfüllen mittels Konsultationsverfahren die betroffenen indigenen Gemeinden umfassend über die Folgen des Bauprojekts zu informieren.

ImageDie Entscheidung des IACHR ist eine Antwort auf die Beschwerde im November 2010 im Auftrag von verschiedenen traditionellen Gemeinden des Xingu Beckens, wie Xingu pelo Movimento Xingu Vivo Para Sempre (MXVPS), Coordenação das Organizações Indígenas da Amazônia Brasileira (Coiab), Prelazia do Xingu, Conselho Indigenista Missionário (Cimi), Sociedade Paraense de Defesa dos Direitos Humanos (SDDH), Justiça Global e Associação Interamericana para a Defesa do Ambiente (AIDA).

Laut der Beschwerde waren die Indigenen und Fließgewässer Gemeinden der Region nicht ordnungsgemäß über das Projekt, die irreversiblen Auswirkungen auf die Umwelt, die Umsiedlung von Tausenden von Menschen sowie über die Bedrohung der Artenvielfalt im Amazonas informiert worden. Das hatte auch international Empörung bei Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen ausgelöst.

Die indigenen Völker selbst haben das Belo Monte Staudammprojekt immer strickt abgelehnt.

 Völker, wie die Asurini, Api najé, Tembé oder Kayapó formulierten einstimmig bei mehreren Treffen: „Wir sind gegen Belo Monte. Der Rio Xingu repräsentiert unser Leben, und sein Tod bedeutet unseren Tod, den Tod unserer Zukunft, unserer Verwandten, unserer Kinder und Enkel. Jegliche Veränderung des Xingu, die seinen Fischreichtum und das Wild an seinen Ufern ausrottet, bedroht tiefgreifend unsere Erde und unsere Gesundheit.“

Für den brasilianischen Staat hingegen ist der Belo Monte Staudamm mit einer geplanten Kapazität von 11.000 Megawatt entscheidend für die Energieversorgung und die Entwicklung des Landes. Würde das Belo Monte Wasserkraftwerk umgesetzt werden, wäre es nach dem Itaipu-Damm das zweitgrößte Brasiliens und das drittgrößte weltweit. Belo Monte wäre damit ein größeres Projekt als der Panamakanal. Durch die geplante Überflutungsfläche von 500 Quadratkilometern wird mit Umsiedlungen von bis zu 40.000 Menschen aus dem Überflutungsgebiet gerechnet.

 

 

PARAGUAY: DIE VERFOLGUNG DER MENSCHENRECHTSORGANISATION INICIATIVA AMOTOCODIE

von FdN, 8. August 2011

Paraguay fällt in die Düsternis der Strößner-Diktatur zurück – Hetzkampagnen und Gerichtsverfahren gegen die Menschenrechtsorganisation INICIATIVA AMOTOCODIE (IA), eine Partnerorganisation von Freunde der Naturvölker e.V. (fPcN interCultural). Ein Protest von Amnesty International & Freunde der Naturvölker e.V. (fPcN interCultural), der die unverzügliche Einstellung der Gerichtsverfolgung und Sicherung der Menschenrechtsarbeit der IA durch den Staat Paraguay fordert!

Die Iniciative Amotocodie (IA), arbeitet seit 2002 für den Schutz der Ayoreo, die in freiwilliger Isolation im nördlichen Chaco leben. Ab 2005 wird diese Arbeit zur kulturellen Stärkung der Identität der Ayoreo intensiviert durch die Zusammenarbeit mit ihrer Organisation, der Union der Ayoreo Indianer von Paraguay (UNAP).
 Der Sitz der 5 Angestellten der IA ist Filadelfia: Hauptort der Mennonitensiedlungen sowie Zentrum und Brennpunkt der Expansion der Rinderweidewirtschaft im nördlichen Chaco. Die Situation ist geprägt durch ein permanentes Klima der Intoleranz und offenen Rassismus, zunehmend gegenüber der bäuerlichen paraguayischen Bevölkerung, gepaart mit der Ausgrenzung Indigener und anderen Zuwanderern.

Die Aktivitäten gegenüber der IA nahmen erheblich zu unter die Regierung unter Fernando Lugo. Aus Angst vor dem Verlust von Privilegien und der Möglichkeit zur weiteren Expansion im nördlichen Chaco durch Mennoniten und Rinderwirtschaft begann eine Kampagne der Belästigung gegen die IA.
 Zwei Gefahrenhauptpunkte wurden in einem Radio-Interview in Deutschland im Jahr 2009 von Benno Glauser ausgedrückt. Die IA hat einerseits große Besorgnis über die Entwaldung des Chaco und schlägt vor, die Art und Weise, wie wir Fleisch produzieren, zu regeln und dabei die weitere Abholzung zu verhindern.

Der andere Gefahrenpunkt war die gestoppte wissenschaftliche Expedition des Natural History Museum of London in den Chaco im Jahr 2010, die sowohl national als auch international das Risiko des unbeabsichtigten Kontaktes und deren Folgen für die isoliert lebenden Indigene, aber auch fürs Ausland bedeuteten.
 Am Tag als der Direktor des British Museum das Land verließ, dem 1. Dezember 2010 wurde in das IA-Büro in Filadelfia eingebrochen und alle Dokumente beschlagnahmt, einige manche davon bis heute. Eine gerichtliche Untersuchung, vor allem ohne jede Grundlage, ist anhängig. 4 der 5 Mitarbeiter der IA sind jetzt unter  dem “Vertrauensbruch der gleichen Institution IA ‘ angeklagt. Die Versammlung der IA hat dazu bereits zum Ausdruck gebracht, dass die angeklagten Mitarbeiter voll unterstützt werden und dass es keinen Vertrauensbruch gibt.
 Die Verfolgung durch Medien, Politik und Justiz gegen die IA hält bis heute an. Emotional und logistisch ist die Arbeit der IA für den Schutz der Ayoreo in Isolation deshalb sehr erschwert.

Chronik der Geschehnisse
Juli 2001:
 Die paraguayische Staat verfügt (Anm.: im nördlichen Chaco, Departementos Boqueron und Alto Paraguay) das Biosphären Reservat, mit 4.554.909 Hektar. (Nr. 13 202).

Juli 2002:
 Gründung der Iniciativa Amotocodie (IA), um die Ayoreo-Gruppen in freiwilliger Isolation im nördlichen Chaco zu schützen.

Juli 2003:
 Gründung der Union der Ayoreo Indianer von Paraguay (UNAP).
”Wir arbeiten daran, unser Leben, das aller Ayoreo zu verbessern. Der UNAP geht es um die Zukunft unseres Volkes. Dieser Punkt ist wichtig für unsere Zukunft, wie wir mit unserer Kultur, unserem Land wieder weiterleben.”

Juli 2005:
 Erweiterung des Biosphärenreservats auf 7.400.000 ha. Erzeugung Proteste von Landwirten aus der Gegend.
 UNESCO erkennt das Biosphärenreservat durch seine Ausweitung auf 7.400.000 Hektar an; Suche der Etablierung eines umfangreichen biologischen Korridors des Gran Chaco mit Argentinien und Bolivien. Proteste richten sich gegen Institutionen, die die Vergrößerung, aber auch die IA unterstützt haben.

18. November 2009: Veröffentlichung des Dossiers “The Case Ayoreo”, vorbereitet durch UNAP und IA: 
Eine öffentliche Vorstellung in der aus Zwei-Kammern bestehenden Nationalkongress, in der auf die soziale und historische Ungerechtigkeit (Anm.: gegenüber den Ayoreo) hingewiesen wird, haben starke Auswirkungen auf den Beziehungssektor UNAP – Mennoniten.

Chaco Entwicklungsforum: Präsident Lugo erkennt öffentlich an den legitimen Kampf für das Ayoreo Territorium. Lugo spricht sich aus für eine gerechtere soziale Entwicklung und nachhaltigere Gestaltung. Die UNAP-Führer kritisieren die Arbeitsbedingungen bei der Produktion von (Anm.: Holz) Kohle, der von Mennoniten unterstützten Unternehmen. Es beginnt eine Kampagne, um die UNAP zu diskreditieren. Ein erster Artikel in ABC (Anm.: führende Zeitung Paraguays) veröffentlicht Verleumdungen gegen einige Führer der Ayoreo.

Chaco Entwicklungsforum: 
Die Organisation der Mennoniten „Hoffnung Chaco“ verbreitet Unwahrheiten über UNAP.
 Sie verbreitet die Lüge, dass die Führung der UNAP die Produktion und den Verkauf von Kohle, und damit die aktuelle wirtschaftliche Existenz der Gemeinden verbietet. Sie formt dadurch auch die Schaffung einer internen Opposition innerhalb der Ayoreo gegen UNAP und deren Führungskräfte, die sich um den Schutz der isoliert lebenden Gruppen sowie die Förderung der eigenen Rechte als Arbeitnehmer, ihrer Kultur und Territorien engagieren.

Dezember 2009:
 Verbaler und körperlicher Angriff von Herrn Bertram Hein von der Technischen Unterstützung Fernheim (ATF) der lokalen Mennonitensiedlung gegen zwei weibliche Mitarbeiter der IA in den Straßen von Filadelfia.

Januar 2010:
 Verbaler und körperlicher Angriff eines unbekannten Mennoniten gegen einen Mitarbeiter der IA vor einer Bank in Filadelfia.

Mai 2010: 
Das Interview Benno Glauser, IA, mit “Save the Forest” in Deutschland erreicht die Medien und damit die politischen Repressalien, die bis heute andauern. Darin äußerte Glauser Besorgnis über die Entwaldung des Chaco und schlägt vor, den Weg zur Herstellung von Fleisch zu regulieren. Dieses Interview wurde von ABC und anderen lokalen Medien dahingehend verzerrt, dass Benno Glauser ein “Boykott der paraguayischen Rinder” will. Dieses erzeugt eine Gegenreaktion von ARP (Rural Association of Paraguay/ Interessenvertretung der Viehzüchter und Tierhalter P.), der Union der Gewerkschaften. Der Direktor des SENACSA (Behörde für Tierüberwachung) drohte öffentlich mit Klage gegen Benno Glauser IA. Zuvor, im Januar 2010 war das Interview für fünf Wochen im Anschlagbereich des Supermarktes der MennonitenKolonie “Fernheim” (Filadelfia) zu sehen. Veröffentlicht waren insgesamt 19 Artikeln im Zusammenhang mit dem angeblichen Boykott paraguayischen Rindfleisches, mit starken Anschuldigungen gegen IA und vor allem Benno Glauser.
 ABC veröffentlicht eine vollständige Liste der Mitarbeiter und der Mitgliederversammlung der IA. Diese Aufstellung ist in den Geschäften in Neuland (Anm.: Hauptort der gleichnamigen Mennonitenkolonie), einer Stadt in der Nähe von Filadelfia ausgehängt. Zwei Personen der Liste werden angegriffen und kritisiert, aufgrund ihrer Verbindung mit der IA.
 Angesichts der negativen ABC Medienkampagne, hatte die IA der Zeitung eine Darstellung geschickt, um korrekte Informationen an die Öffentlichkeit zu geben. ABC zeigt jedoch kein Interesse auf Veröffentlichung.

Juli 2010:
 Die Publikation von ABC gegen die IA und Benno Glauser werden fotokopiert und ausgehängt im Hotel „Florida“ in Filadelfia. Kopien werden verteilt und ausgestellt in Genossenschaften und Supermärkten in Filadelfia, zur lokalen Lobbyarbeit und zum Diskreditieren der Arbeit der IA.

Oktober 2010:
 Die IA warnt vor den Risiken der Expedition des Natural History Museum London.
 Nach der Kenntnis über die geplante wissenschaftliche Expedition des Natural History Museum of London in Gebieten von isolierten Ayoreo-Gruppen, erreicht die IA Aufmerksamkeiten, sowohl national als auch international durch das Risiko von unbeabsichtigten Kontakten und den Folgen auf die Indianer durch die Expedition.

November 2010:
 Die nationalen Behörden wollen nicht ihre Unterstützung der Expedition entziehen, obwohl sie von (Ayoreo) Gemeindeführern und der IA Hinweise auf die Gefahr durch die Expedition erhalten hatten. Die IA interveniert und weist auf die Einhaltung der UN-Leitlinien auf die Rechte der indigenen Isolierten hin. Sie verlangt eine angemessene Beteiligung und Anhörung der betroffenen Menschen (ignoriert von der Mitorganisatoren, der paraguayischen Naturschutzorganisation Guyra Paraguay). Dieses erhöht die Medien-Attacken.
 Die IACHR (Inter-American Commission on Human Rights) wendet sich wegen der Expedition an das Auswärtige Amt. Eine neue Welle von öffentlichen Erklärungen gegen IA und Benno Glauser beginnt. Abfällige öffentliche Äußerungen in der Presse und Radio, fordern gar ‘action’ gegen Benno Glauser.
 Wenige Tage vor der Expedition, hat dann Guyra Paraguay eine Konsultation mit den Ayoreo geltend gemacht. Diese Eile zum Handeln ist bei weitem nicht die Achtung des Rechts auf freie und rechtzeitige Information. Die eingeholte Stellungnahme wurde von INDI (Anm.: staatliche Indianerbehörde) bestätigt und ABC gab bekannt, dass die Genehmigung der UNAP erteilt wurde. Gleichzeitig wird die IA der Desinformation und Täuschung der Ayoreo beschuldigt.
 Konfrontiert mit der Kritik, verkündete das British Museum, dass die Guyra Paraguay Expedition sichergestellt wird, dass sie den gesetzlichen Anforderungen genügt, einschließlich der Konsultation der Ayoreo.
 Nach Aussetzung (der Expedition) beginnt Guyra Paraguay eine Reihe von Angriffen auf IA.
 Ihr wird vorgeworfen, dass der paraguayische Staat einer internationalen Verurteilung ausgesetzt wurde.
 Die mit der Expedition betroffenen Beamten haben versagt und grob verletzt die Rechte der indigenen Bevölkerung sowie nationale und internationalen Gesetze. Hinzu kommt, dass der Staat dem Eingreifen der internationalen Kommission ausgesetzt wurde.
 Um die IA und Benno Glauser anzuklagen, wurde in der Tunucojnai Ayoreo-Siedlung im Beisein von ABC, durch die Abteilung indigene Angelegenheiten der Staatsanwaltschaft die Gruppe dort versammelten Ayoreos unterstützt, eine Beschwerde gegen die IA vorzunehmen. 
In einem Gespräch mit UNAP und IA wollen die Indianer offen sagen, was passiert ist, damit die falschen und irreführenden Verleumdungen zur IA geklärt werden. Die Zusammenkunft wurde mit den Worten eröffnet, dass ist es nicht hinnehmbar ist, dass Benno Glauser, als Schweizer im Ausland nach Paraguay gekommen ist, um zu denunzieren. Es ist auffällig, dass die paraguayische Regierung bisher keine öffentliche Politik für den Schutz der verschiedenen isolierten Gruppen betreibt.

Dezember 2010:
 Staatanwaltschaft und Polizei dringen durch ein Fenster in die Büros der IA in Filadelfia ein, ergreifen die gesamte Ausrüstung und Dokumentation der NGO als Vergeltung und Rache, gegen diejenigen, die zur Aussetzung der Expedition beigetragen haben.
 Vier Juristen aus den NGOs Tierraviva bekunden sofort Solidarität und pro bono zur Verteidigung der IA und ihrer Mitglieder.
 Diese Reaktionen der Solidarität und der Verurteilung (Anm.: der Machenschaften) – sowohl national als auch international – gegen die fiskalischen Intervention erfolgte sofort. Presse- Organisationen der Öffentlichkeit betonten, dass die Razzia die erste seiner Art gegen einen Verteidiger der Menschenrechte, gegen eine derartige NGO seit dem Sturz des Stroessner-Diktatur war.
 Die Ayoreo Führer der meisten Gemeinden beriefen eine außerordentliche Sitzung ein, um Taobi Picanerai zu verdrängen. Ein neuer Vorstand wurde gewählt, in welchem Taobi Mitglied bleibt, trotz seiner an die Staatsanwaltschaft gerichteten Beschwerde gegen die IA und der Forderung zurückzutreten. Weder INDI noch die Abt. für ethnische Angelegenheiten der Staatsanwaltschaft erkennt die neue Führung der UNAP an. ABC veröffentlicht diese Tatsache wiederum und untergräbt so die Bemühungen von UNAP die Einheit zu erhalten und zur Überwindung der Krise. In den folgenden Monaten wird weiter Druck auf Taobi und seine Gruppe von Amtswegen ausgeübt. Es erfolgt eine Fortsetzung der Medienkampagne der Belästigung. ABC veröffentlicht Informationen über angebliche Beweise der Staatsanwaltschaft.

Februar 2011:
 Staatsanwaltschaft findet keine Beweise, die ihr Vertreter Brusquetti vorgebracht hatte. Sie konzentriert sich auf die Untersuchung finanzielle Dokumente und schriftliche Erklärungen der externen Partnern und Förderer der IA; wendet sich an Banken wegen der institutionellen Konten von IA und persönlichen Konten einiger Mitarbeiter. Die Staatsanwaltschaft gibt Informationen an lokale Radiosender und ABC, um die Situation aufzuheizen.

Mai 2011:
 UNAP wendet sich an Guyra Paraguay, um Selbstbestimmung zu respektieren. Auch bittet sie die Manipulation von Taobi Picanerai zu stoppen, ehemaliger Präsident der UNAP. Der Staatsanwalt informiert die Presse über die (Anm.: beabsichtigte) Ausschaltung von vier Mitarbeiter der IA. Die IA erhält Kenntnis davon von einem Journalisten. In der Verfügung, die die Staatsanwaltschaft vorschlägt, ist als vorbeugende Maßnahme vorgesehen, den Angeklagten den Zugang zu den Büros der IA zu untersagen, inkl. zu Bankkonten und so weiter. Wenn der Richter zustimmt, wird dieses die Tätigkeit der IA lähmen. Diese sind eines der wichtigsten Ziele in den Fällen und Kriminalisierung von NGOs und ihrer Mitglieder.

Juni 2011:
 Nach Befangenheitserklärungen gegenüber zwei Richtern aus Filadelfia, wurde Villa Hayes als Gericht für das Verfahren bestimmt.

Erste gute Nachricht von Gerechtigkeit nach 8 Monaten Verfolgung der Amotocodie Initiative / Dienstag, 26. Juli 2011, der Richter des Gerichtsbezirkes von Villa Hayes, Maria Justina Venialgo: während der Wiederaufnahme der Verhandlung gegen die Mitglieder der Iniciativa Amotocodie Benno Glauser, Miguel Angel Alarcon, Rosa Castillo und Sonia Kang Jieun […] … Es hat sich herausgestellt, dass alle Maßnahmen die vom Staatsanwalt Brusquetti vorgeschlagen waren, als unbegründet ausgeschlossen wurden.

Deutsche Übersetzung, FdN 6.8.2011
Quelle: www.gaia-amotocodie.org
Grupo de Apoyo a Iniciativa Amotocodie  (Gruppe zur Unterstützung der Initiative Amotocodie)

AMNESTY INTERNATIONAL – Presseerklärung 21. Juli 2011 – Index: AMR 45/004/2011

Amnesty International ist besorgt über die laufenden Gerichtsverfahren gegen vier Mitarbeiter der Iniciativa Amotocodie, einer Nichtregierungsorganisation (NGO), die arbeitet, um die Rechte der Indigenen Gruppen unkontaktierter Ayoreo im paraguayischen Chaco zu schützen, scheinbar als Vergeltung für ihre Arbeit als Menschenrechtsverteidiger.

Die vier vor Gericht Erscheinenden sind diesen Freitag 22. Juli, angeklagt des “Vertrauensbruchs” (Art. 192 StGB) zu Verbrechen (Vergehen gegen das Eigentum) als Organisation gegen ihr eigenes Eigentum und könnten bis zu 5 Jahren Haft verurteilt werden. Als Alternative zur Sicherungsverwahrung ist von der Staatsanwaltschaft beantragt, dass ihnen verboten wird die Kontaktaufnahme mit anderen Mitgliedern der Organisation und die Nutzung ihrer Büros. Die Verfolgung der Organisation begann öffentlich erklärt, nach ihrem Widerstand gegen die wissenschaftliche Expedition “Dry Chaco 2010”. Diese hätte die Rechte der unkontaktierten indigenen Völker schaden können. Die Expedition wurde von der paraguayischen Regierung am 12. November 2010die ausgesetzt. 
Amnesty International ist besorgt über die Ermittlungen und anhängigen Rechtsstreitigkeiten und Vorwürfe gegen die Organisation in Persona der vier Angeklagten insbesondere in Vergeltung für deren Bedenken gegen diese Expedition. 

Ersten Untersuchungen zur Initiative Amotocodie zeigten eine “falsche Berichterstattung über einen Straftatbestand [“Simulation einer Straftat”] (Artikel 291 des Strafgesetzbuches), basierend auf eine Beschwerde einer Gruppe von 16 Führern und Mitgliedern der Ayoreo Gemeinden während einer Sitzung. Diese war organisiert von der Staatsanwaltschaft eigenen Abteilung für ethnische Rechte, angeblich mit “in Einklang” der Union der Ayoreo Indianer Paraguays (UNAP) zur wissenschaftlichen Expedition. Während des Treffens wurde – Beschwerden zufolge – Druck auf die Ayoreo-Führer und Repräsentanten ausgeübt und ausgetrickst zur Unterzeichnung eines Dokuments gegen die Anwesenheit der Wissenschaftler. Die Initiative Amotocodie hat sich dagegen gewehrt.

However, wenn ein Durchsuchungsbefehl der Organisation im Büro ausgestellt wurde, enthält er zwei Straftaten – “Vertrauensbruch” (Art. 192) und “fehlender strafbarer Bericht” (Art. 240) – die nicht im Dokument, das die Untersuchung eröffnete, waren. Die NGO-Büros wurden durchsucht am 1. Dezember 2010, ohne vorherige Warnung. Die Mitarbeiter entdeckten die Razzia erst, als Sie eine Stunde später ankamen. Laut der Erklärung der Vereinten Nationen zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern, die 1998 verabschiedet wurde, besteht die Pflicht, dass die Regierungen die wichtige Arbeit von Menschenrechtsverteidiger anerkennen und unterstützen. Sie haben sicherzustellen, dass diese ihre Arbeite auszuführen können ohne Repressalien oder Angst vor Bedrohungen.

Weitere Informationen

Das Projekt “Dry Chaco 2010” wurde organisiert vom Natural History Museum der Vereinigten Königreiche in Verbindung mit der paraguayischen Regierung (Ministerium für Umwelt) und der paraguayischen NGO Guyra Paraguay. Im September machten die paraguayischen Behörden die Expedition zum ersten Mal publik, obwohl die Planung des Vorhabens seit über einem Jahr ging. Nach eingegangenen Beschwerden, wurde die Expedition ausgesetzt.

Der paraguayische Chaco wird von verschiedenen indigenen Völkern bewohnt, einige von ihnen sind unkontaktiert. Der Staat hat die Pflicht, indigene Völker über Projekte und ihre Auswirkungen auf sie zu konsultieren. Leitlinien zum Schutz für die indigenen Völker in Isolation oder in Erstkontakt wurden ausgearbeitet durch das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte, in Verbindung mit staatlichen Vertretern, indigenen Organisationen und anderen Akteuren. Es soll als Leitfaden durch sie verwendet werden.

Eine Sondertagung Amotocodie Initiative findet am 24. Juni 2011 statt. Vorgesehen ist eine unterzeichnende Erklärung zur Unterstützung der 4 angeklagten Mitglieder und Forderung zur Rückgabe des gesamten beschlagnahmten Materials während der Razzia vom Dezember 2010.

 

PARAGUAY: STOPPT DIE VERFOLGUNG VON NGO’S ZUM SCHUTZ ISOLIERTER STÄMME

von FdN, 7. Februar 2011

Am Mittwoch, dem 1. Dezember, überfielen um 02.30 Uhr paraguayischen Staatsanwälte und bewaffnete Polizei das Büro der für die indigenen Rechte eintretenden NGO, Iniciativa Amotocodie (IA). Sie drangen durch ein Fenster an der Rückseite des Gebäudes ein und beschlagnahmten die überwiegende Mehrheit der dortigen Dokumente und Computer. Der Überfall geschah kurz nach dem sich die IA erfolgreich gegen eine wissenschaftliche Expedition in einer abgelegenen Gegend von Paraguay, die von unkontaktierten indigenen Gruppen der Ayoreo bewohnt wird, eingesetzt hatte. Durch nationale und internationale Maßnahmen und Proteste, einschließlich einer Petition auf der Website wurde die Expedition in letzter Minute ausgesetzt. Amnesty International sagt, dass der Überfall keine eindeutige Rechtsgrundlage besitzt und dass es ein Versuch sei, “abzulenken” von der Nichteinhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Konsultation in Vorbereitung der Expedition sowie als Vergeltung für den öffentlichen Widerstand der NGO. Es scheint, dass der paraguayische Staat die Fähigkeit dieser Organisation zum Schutz der Rechte von unkontaktierten indigenen Gruppen lähmen will.

Lokale Institutionen bezeichnen die Aktion als einen “unheimlichen Präzedenzfall”, als die erste derartige Razzia in einer Organisation der Zivilgesellschaft seit dem Sturz des paraguayischen Diktators Stroessner. Folglich müssen auch die Rechte derjenigen verteidigt werden, die für die Rechte der am stärksten gefährdeten Gruppen in unserer Gesellschaft eintritt, verteidigt werden.

Bitte unterzeichnen Sie die Petition – es wird als ein persönlicher Brief direkt an diejenigen weiter geleitet, die sie haben müssen.

Übersetzung der Petition:

Stoppt die Verfolgung von NGO’s, die isolierte Völker schützen 

Seine Exzellenz der Präsident Herr Fernando Lugo, 
der Generalstaatsanwaltschaft; 
Ich schreibe Ihnen, um die sofortige Aussetzung der strafrechtlich unbegründeten Ermittlungen gegen die Initiativa Amotocodie, einer Organisation der Zivilgesellschaft für den Schutz der isoliert lebenden Gruppen im nördlichen paraguayischen Chaco, zu veranlassen. 

Es ist anzunehmen, dass die jüngsten Aktionen des Staates gegen diese Organisation als Vergeltung dienen für deren öffentliche Opposition gegen die ausgesetzte wissenschaftliche Expedition „Arider Chaco Paraguay 2010″. 

Der Überfall auf das Büro der Einrichtung und die Beschlagnahmung von fast allen Geräten und Arbeitsmaterial entbehrt einer soliden rechtlichen Basis und wurde mit etlichen Unregelmäßigkeiten durchgeführt. Zu diesen gehören: zweifelhafte Behauptungen zur Durchführung des Vorgehens, das gewaltsame Eindringen in die Räumlichkeiten und die Beschlagnahmung von Materialien, die in keiner Beziehung zum Sachverhalt stehen. 

Ein derartiges Vorgehen gegen eine zivilgesellschaftliche Organisation, die für den Schutz von gefährdeten Gruppen kämpft, ist abzulehnen. Ich bitte sie um Beachtung der Erklärung der Vereinten Nationen zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern, die 1998 verabschiedet wurde. Hiernach haben Regierungen zu handeln. Die Arbeit von Menschenrechtsverteidigern ist zu unterstützen und es ist sicherzustellen, dass sie ihre Arbeit ohne Angst vor Repressalien und Drohungen verrichten können. 

Ich fordere Sie auf, die notwendigen Maßnahmen zuergreifen, um diesen Prozess sofort zu stoppen und dieser Institution ihre Arbeitsutensilien wieder auszuhändigen. 

Mit freundlichen Grüßen, 
[Ihr Name]

 

 

PARAGUAY: SIEG – BRITEN STOPPEN EXPEDITION IN DEN GRAN CHACO

von FdN, 17. November 2010

Aufgrund von Protesten von fPcN u.a. wurde eine geplante Expedition des Londoner Natural History Museum in dem nahezu unerforschten Norden Paraguays gestoppt. Das Museum wollte mit über 60 Wissenschaftlern und Helfern die artenreichen Trockenwälder und Dornbuschsavannen des Gran Chaco erforschen. fPcN und Ethnologen hatten schwere Bedenken gegen dieses Projekt der britischen Wissenschaftler geäußert. Es wurde befürchtet, dass die dort in freiwilliger Isolation lebenden Ayoreo-Gruppen bei Kontakt mit den Forschern hätten gefährdet werden können. Selbst ein friedliches Zusammentreffen hätten die Ayoreo durch Zivilisationskrankheiten ausrotten können.

Proteste gegen die geplante Expedition gab es auch von den Ayoreo-Gemeinschaften aus Ebetuoque, Campo Loro, Maria Auxiliador u.a. sowie der NGO Iniciativa Amotocodie. Daraufhin hat der Generalsekretär der Kommission für Menschenrechte der Organisation Amerikanischer Staaten an das paraguayische Außenministerium interveniert. Die Regierung von Paraguay hat darauf hin über das Ministerium für Umwelt (SEAM) die Aussetzung veranlasst, bis es gelingt die erforderlichen Konsultationen mit den indigenen Völkern sowie nationalen und international rechtlichen Verpflichtungen bezüglich der Internationalen Menschenrechte zu gewährleisten.

„The Natural History Museum said the trip would now be delayed while its partners, the Paraguayan environment ministry, consulted further with indigenous representatives. It said it took concerns about uncontacted tribes extremely seriously.“

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PARAGUAY: ISOLIERTE AYOREO DURCH BRITISCHE WISSENSCHAFTLER BEDROHT

von FdN, 14. November 2010

Ein Team britischer Botaniker des Londoner Natural History Museum plant eine Expedition in den Gran Chaco, eine nahezu unerforschte Region im Norden Paraguays. Doch das gefährdet die dort isoliert lebenden Ureinwohner. Für Forscher ist der Norden Paraguays ein Paradies, denn die artenreichen Trockenwälder und Dornbuschsavannen des Gran Chaco sind nahezu unerforscht. Das Natural History Museum verspricht sich daher viel von der Expedition, zu der es kommende Woche bis zu 21 Wissenschaftler und über 40 Einheimische Experten sowie Helfer entsenden will, um die Flora und Fauna der Region zu dokumentieren. fPcN warnt vor den Gefahren, sollten die Wissenschaftler auf Ayoreo-Gruppen stoßen, die noch keinen Kontakt mit der Außenwelt hatten.

Image „Wir befürchten, dass die Ureinwohner des Chaco sich gegen die Eindringlinge gewaltsam wehren. Für die Ayoreo wäre jedoch auch ein gewaltfreier Kontakt gefährlich, denn sie haben keine Immunabwehr gegen die Krankheiten aus der Zivilisation. Beim Kontakt mit der Außenwelt sterben Ureinwohner häufig an einfachen Krankheiten,“ sagt Bernd Wegener, Ayoreo-Experte von fPcN Germany. „Und, es untergräbt unsere Bemühungen die letzten noch in freiwilliger Isolation lebenden Ayoreo-Gruppen zu schützen.“

fPcN appelliert an die Verantwortlichen die Expedition nicht durchzuführen!

Auch der Müncher Anthropologe Dr. Volker von Bremen sieht das Projekt äußerst kritisch:
“As anthropologist, I have been working with the Ayoreo people for more than 30 years. I can confirm that the proposed expedition puts in danger the survival of the Ayoreo people that still live in absolute dependence and protection of their natural, social, and spiritual surroundings in their territories. I am sure that the organizers of the expedition have not been aware of this situation and the living circumstances of these people. Therefore, I urge the colleagues of the expedition to get well and broadly informed, as this certainly will cause the withdrawal of the project.”

Dr. Volker von Bremen
(anthropologist)

Im November hat fPcN Germany erneut 2.000,00 € für Landkaufprojekte zur Verfügung gestellt. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die dringende Lebensraumsicherung für die letzten Waldindianer der Ayoreo in Paraguay (Siehe Projektbeschreibungen zu Südamerika). Verschiedene Gruppen der Ayoreo sind die letzten noch isoliert lebenden Völker in Südamerika außerhalb Amazoniens und sind besonders durch anhaltenden Lebensraumverlust bedroht. Die Landkaufprojekte sollen ihren Lebensraum schützen helfen! Hierzu rufen wir zu weiteren Spenden auf!

Das Gebiet dieser Gruppen umfasst den gesamten Nord Chaco von Paraguay (Departamento: Boqueron und Alto Paraguay) und erstreckt sich bis Bolivien hinein. Neueste Daten der Monitoringfahrt der Iniciativa Amotocodie vom März 2009 belegen die Anwesenheit dreier isolierter Ayoreo-Gruppen, die durch Beobachtungen und Funde verifiziert sind. Sie leben grenzüberschreitend, indem sie die für sie unsichtbare politische Grenze überqueren, die Paraguay und Bolivien trennt. Damit ist nunmehr davon auszugehen, dass insgesamt sechs Gruppen der Ayoreos ohne Kontakt zur kolonialisierenden Gesellschaft leben. Es handelt sich dabei um etwa 50 – 120 Personen. Die kleinste der Gruppen mit elf namentlich bekannten Personen gehört zu den Totobiegosode.

Proteste gegen die geplante Expedition gibt es auch von den Ayoreo-Gemeinschaften aus Ebetuoque, Campo Loro, Maria Auxiliador u.a. sowie der NGO Iniciativa Amotocodie (AI) u.a.

Die AI hat eine Online-Petition gegen das Projekt gestartet. Bitte beteiligen Sie sich! Petition

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BRASILIEN: GEWALT GEGEN INDIGENE BEVÖLKERUNG ALARMIEREND

von CIMI, 10. August 2010

60 Morde, 19 Selbstmorde, 16 Mordversuche sind nur ein Teil der Auflistung des Indianermissionsrates (CIMI). Insgesamt gibt es kaum Abweichungen zu 2008 und es trifft die indigene Bevölkerung in allen Landesteilen. Am 9. Juli präsentiert CIMI den alarmierenden Bericht auf der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens (CNBB), vorgetragen durch den Generalsekretär Dom Dimas Lara, der Koordinatorin Lucia Helena Rangel – Ph.D. Anthropologin vom PUC Sao Paulo, CIMI-Präsident Bischof Erwin Kräutler, CIMI-VizePräsident Roberto Antonio Liebgott.

Arten der Gewalt
Roberto A. Liebgott, Vizepräsident CIMI sagte, der Bericht belege „das Nichthandeln als politische Option der föderalen Regierung im Verhältnis zur indigenen Bevölkerung“. Die verschiedenen Formen der Gewalt, wie die Nicht-Gebietsdemarkierung, der Aushöhlung des Schutzes indigener Gebiete, der Vernachlässigung von Gesundheit und Bildung; Angriffe auf Lager und Dörfer im Bereich von Straßen, aber auch gegen in Isolation lebenden Gruppen; das Foltern durch Offiziere der Bundespolizei sowie Suizide und weitere Gewalttaten.

Diese Grausamkeiten finden kein Ende. Eine extreme Situation konzentriert sich in Mato Grosso do Sul. Besonders betroffen sind die Angehörigen der Guaranie der Kaiowa. In dem Bundesstaat gibt es mit über 53.000 Menschen die zweitgrößte indianische Bevölkerung, deren verfassungsmäßigen Rechte zunehmend missachtet werden.
Allein im letzen Jahr wurden in Mato Grosso do Sul 33 Indianer ermordet (54 % der Berichtszahl). Dazu I.T. Bonin: „Die systematische Gewalt ist Zeichen eines manifestierten Rassismus in diesem Staat, begründet in Aktionen ziviler Kräfte sowie einem Nichthandeln der öffentlichen Politik.“

Ein weiterer Konfliktschwerpunkt ist das Gebiet südlich von Bahia. In der dortigen Region findet geradezu ein wachsender Prozess der Kriminalisierung intensiver Taten gegen indigene Führer und indigene Bevölkerung statt. Fünf Indianer der Tupinambà-Gemeinschaft von Serra do Padeiro wurden von der Bundespolizei verhaftet. Sie wurden mit Elektroschockern im Genitalbereich gefoltert.

Starke Anzeichen der Brutalität wurden registriert bei Zugriffen auf indigene Gebiete durch Infrastrukturprojekte der Bundesregierung. Die Palette reicht von kleinen Wasserkraftnutzungen, Ökotourismus, Gaspipelines, Rohstofferkundung u. Förderung, Eisenbahn- u. Kanalprojekten. Derartige Vorhaben beeinträchtigen erheblich das Leben der indianischen Bevölkerung, einschließlich derer, die kaum oder keinen Kontakt zur umgebenden Gesellschaft haben.

Ein gravierendes Vorhaben ist das Belo Monte-Staudammprojekt am Rio Xingu. Dieses gilt bei der Regierung als Quelle für Entwicklung, ungeachtet der zerstörerischen und irreparablen Wirkungen auf Umwelt und Gemeinschaften der Region. Kenner der Materie bescheinigen dem Vorhaben eine völlige Missachtung der Normen der UN-Convention 169 der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO), welche die Garantierung der Menschenrechte bei der Durchführung von Projekten konstatiert.

(Angaben für 2009).

 

 

PERU: PRÄSIDENT GARCIA STOPPT INDIGENEN-SCHUTZGESETZ

von FdN, 1. Juli 2010

Der peruanische Präsident Alan Garcia hat seine Zustimmung über ein Gesetz verweigert, dass den Indigenen in Peru mehr Macht eingeräumt hätte umstrittene Öl- und Minenprojekte in ihren Stammesgebieten rechtlich unterbinden zu können. Obwohl das Gesetz auf demokratischem Weg bereits vom Kongress verabschiedet worden war, erklärte Garcia: „Indigene Gemeinschaften dürften nicht in die Lage versetzt werden Entwicklungen verhindern zu können, die für alle Peruaner von Vorteil wären.“ Damit hat sich Garcia erneut gegen bestehende UN Beschlüsse und Forderungen gestellt, was bei der Opposition, Menschenrechtsorganisationen und Indigenen Gruppen auf massiven Protest stößt. Bedrückende Parallelen zum Nachbarland Brasilien sind offensichtlich. Dort hatte Präsident Lula den seit Jahrzehnten umstrittenen Belo Monte Staudamm gegen massive Proteste aus dem In- und Ausland durchgesetzt (Siehe: Kayapo rüsten zum Krieg gegen Belo Monte).

Erst im letzten Jahr hatte es bei diesbezüglichen Auseinandersetzungen zwischen Amazonas Indianern und Polizeikräften Dutzende Tote gegeben. Am 05.06.2009 verübten peruanische Polizeikräfte in Bagua im Zuge der gewaltsamen Räumung einer Straßensperre ein Massaker an Indigenen bei dem mehr als 30 Menschen starben und über 150 verletzt wurden. Die Proteste der Indios, mit Blockaden von Straßen, Flüssen, Eisenbahnlinien und Flughäfen, richteten sich gegen Gesetze und Verordnungen der Regierung Garcia, die aufgrund von internationalen Freihandelsabkommen den Zugang zu Öl- und Gasvorkommen sowie anderer Bodenschätze im Amazonasgebiet für transnationale Konzerne geöffnet haben.

Auch die der Vereinten Nationen angehörige Internationale Arbeiterorganisation (ILO) hatte die von der peruanischen Regierung genehmigte Öl- und Gasausbeutung auf dem Land der Indigenen Völker im Amazonas aufs Schärfste verurteilt. Eine von der US amerikanische Umweltschutzorganisation Save America’s Forests in Zusammenarbeit der Autonomen Universität Barcelona (UAB) erstellte Studie warnt indes vor der Zerstörung des Amazonaswaldes in Peru durch die industrielle Ausbeutung der dortigen Öl- und Gasvorkommen. Beide Positionen betonen, dass der Boom auf die Ressourcen massive Auswirkungen auf die Biodiversität sowie die Indigenen Völker haben werden.
Vertreter Indigener Gruppen sehen die Ausbeutung von Bodenschätzen auf Ihren Stammesgebieten als eine massive Gefährdung der Umwelt und ihrer traditionellen Lebensweise. Hinzu kommt, dass die traditionellen Landeigentümer über geplante Projekte und Lizenzvergaben an internationale Großkonzerne nur unzureichend oder gar nicht informiert werden. Sie werden, wie fast überall auf der Welt, meist vor vollendete Tatsachen gestellt, das ausnahmslos eine Vernichtung ihrer Umwelt und Kultur zu Folge hat.
Garcia hingegen argumentiert aus einer typisch westlich geprägten Sichtweise und als Sprachrohr von Konzerninteressen: „Dies geht zu weit, wenn Indigene Völker die Möglichkeit bekommen würden Infrastrukturprojekte und ökonomisches Wachstum auf rechtlichem Weg stoppen zu können.“

 

 

BRASILIEN: KAYAPO RÜSTEN ZUM KRIEG GEGEN BELO MONTE

von FdN, 23. April 2010

Nach der Versteigerung der Lizenzen für den Bau des umstrittenen Wasserkraftwerks Belo Monte am 20. April, haben die Kayapo am Amazonas den Kriegszustand erklärt. Entgegen mehrerer Gerichtsbeschlüsse und massiven internationalen Protesten war von der brasilianischen Regierung Lula die Versteigerung durchgedrückt worden. Mit dem Bau des Wasserkraftwerks würden die Lebensgrundlagen mehrerer indigener Völker am Xingu-Fluss vernichtet. Luis Xipaya, ein indianischer Führer, warnte: „Es wird ein Blutvergießen geben und die brasilianische Regierung wird dafür die Verantwortung übernehmen müssen.“

Image(Foto: Verena Glass) Über 500 Indigene und Umweltschützer hatten während der Versteigerung der Bauaufträge vor der nationalen Energiebehörde in Brasiliens Hauptstadt protestiert. Der Kayapo Anführer im Kampf gegen die Aufstauung des Flusses, Raoni Metuktire, sagte: „Ich denke, dass heute der Krieg wieder begonnen hat und die Indianer gezwungen sind den Weißen Mann erneut zu töten damit er unser Land verlässt. Der Weiße Mann will zu viel, unser Wasser und unser Land. Es wird einen Krieg geben damit er nicht mehr in unser Land eingreifen kann.“

Zu den Gegnern des Staudamms zählt auch Avatar’s Direktor James Cameron, der erst kürzlich die Indigenen am Xingu besucht hatte: „Der Damm ist eine ökologische Katastrophe und es gibt Alternativen.“

Inzwischen machen sich 150 Kayapo Indianer auf dem Weg zu der Stelle an der Belo Monte errichtet werden soll um ein Widerstandscamp aufzubauen. „Die Boote sind abfahrbereit und wir wollen ein permanentes Dorf aufbauen, das so lange bestehen bleibt bis das Projekt vom Tisch ist“, fügte Xipaya hinzu. Bis Ende des Monats sollen 500 Indianer die geplante Baustelle besetzen. Das Ziel sind 1000 Indianer.

Der Kayapo Indianer Raoni Metuktire, der bereits in den 80er und 90er Jahren mit dem Sänger Sting gegen die Staudammpläne auf Tour war, erklärte weiter: „Unsere Männer machen ihre Bögen und Pfeile bereit um gegen den Damm in den Kampf zu ziehen.“

Alle sind dringend aufgefordert sich der weltweiten Protestbewegung von Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen für den endgültigen Stopp der Belo Monte Staudammpläne anzuschließen und eine entsprechende Petition zu unterschreiben! SOS Xingu: http://www.belomonte.org/petition/

 

 

PARAGUAY: NATURKUNDE DER AYOREO PROJEKT UPDATE

von Karin Albers, 22. April 2010

Das Projekt “Unterricht der Naturkunde der Ayoreo” ist gut angelaufen und wird sogar größer, als ursprünglich geplant. In Deutschland wurden € 2.000,- zur Unterstützung des Projektes gesammelt. Das Projekt betrifft das Ayoreo Volk in Paraguay in den Departementen: Boquerón y Alto Paraguay. Es handelt sich insgesamt um eine Summe von rund € 30.000,-. Diese Kosten werden von verschiedenen Institutionen geteilt: ein Teil kommt direkt vom Haushalt des Ministerio de Educación y Cultura (MEC), ein weiterer, grosser Teil wird von BID über „Escuela Viva“ beigesteuert, auch UNICEF unterstützt schon seit Beginn finanziell die Forschungsarbeit und ist zu dem Projekt positiv eingestellt. Die paraguayische Bischofskonferenz (CEP) in der  Coordinación Nacional de Pastoral Indígena (CONAPI) ist seit dem Gesetzentwurf für indigene Schulerziehung (Gesetz Nr. 3231/07 nicht nur mit Ausarbeitung und Planung, sondern auch immer mit finanzieller Unterstützung direkt dabei. In dieser Reihe beteiligt sich auch Almafilm unserer Organisation mit ihren Beiträgen. Die finanziellen  Mittel werden über die Generaldirektion für Indigene Schulbildung (Dirección General de Educación Escolar Indígena (DGEEI) vom Ministerium de Educación y Cultura (MEC) in die Tat umgesetzt.

Vor Ort pflegen wir regelmäßigen Dialog mit den Departementsregierungen und den Gemeindeverwaltungen sowie mit NGO’s die mit indigener Schulbildung zu tun haben. Das bedeutet, dass auch in diesem Bereich Bereitschaft besteht unsere Arbeit pünktlich ökonomisch wie institutionell zu stützen.

Die Initiative für das Programm von Almafilm wurde u.a. von GAT in die Wege geleitet. GAT (“GENTE AMBIENTE, TERRITORIO”) ist eine Nicht Regierungs Organisation (NRO/NGO), die vor mehr als 15 Jahren zur Unterstützung der Ayoreo ins Leben gerufen wurde.

Amadeo Benz, der einige Jahre mit GAT gearbeitet hat, ist seit Mitte 2009 als Mitarbeiter in der DGEEI MEC vor Ort, im Departement Boquerón zuständig. Er verfügt über eine sprachwissenschaftliche Grundausbildung und hat bereits viel Erfahrung im Erstellen von Unterrichtsmaterialien in indigenen Sprachen. Wir sind froh, über die Zusammenarbeit mit Herr Benz und dass er die Verantwortung für die Förderung dieser Initiative übernimmt.

Der geplante Unterricht wird nicht nur in den Dörfern der Ayoreo-Totobiegosode abgehalten, sondern auf alle Ayoreo-Siedlungen ausgedehnt. Außer den geplanten Unterrichtseinheiten werden Studien über die Natur und die Lebensbedingungen der Ayoreo, wo die ältere Generation im Sinne von Wissen und Wertschätzung mit einbezogen wird. Das Mitwirken dieser Weisen des Volkes möchte man durch eine finanzielle Anerkennung schätzen, da sie auch darauf angewiesen sind. Über die Almafilm-Spender und die Spender von “Freunde der Naturvölker e.V.” wird die Vergütung für diese älteren Personen die bei diesem Projekt mitarbeiten, beglichen.

Konkret in Arbeit ist gegenwärtig eine Studie über traditionelle Lebensmittel des Ayoreo Volkes. In einem vor kurzem stattgefunden Workshop haben sich 14 Ayoreolehrer aus sieben verschieden Gemeinden begeistert, je ein Thema aus ihrem Kulturkreis zu erforschen. Mitte April wird das nächste gemeinsame Treffen stattfinden. Im Juli ist ein grosses Ayoreotreffen geplant um die bereits gemachten Erfahrungen auszutauschen. Ein Thema dabei soll auch eine einheitliche Orthografie der Ayoreo Sprache sein.

Wir wissen die Gelder für “Naturkunde der Ayoreo” in vertrauenswürdigen Händen und danken allen Spendern in Deutschland, die das Projekt  unterstützt haben.

Karin Albers, Amadeo Benz

 

 

PERU: UN VERURTEILT RAUBBAU AUF INDIANERLAND IM AMAZONAS

von FdN, 18. März 2010

Das ist ein Doppelschlag ins Gesicht für Perus Regierung. Die der Vereinten Nationen angehörige Internationale Arbeiterorganisation (ILO) verurteilt in ihrem neu veröffentlichten Bericht die von der peruanischen Regierung genehmigte Öl- und Gasausbeutung auf dem Land der Indigenen Völker im Amazonas aufs Schärfste. Auch eine von der US amerikanische Umweltschutzorganisation Save America’s Forests in Zusammenarbeit der Autonomen Universität Barcelona (UAB) erstellteStudie warnt vor der Zerstörung des Amazonaswaldes in Peru durch die industrielle Ausbeutung der dortigen Öl- und Gasvorkommen. Beide Studien betonen, dass der Boom auf die Ressourcen massive Auswirkungen auf die Biodiversität sowie die Indigenen Völker haben werden.

Rückblick: Am 05.06.2009 verübten peruanische Polizeikräfte in Bagua im Zuge der gewaltsamen Räumung einer Straßensperre ein Massaker an Indigenen bei dem mehr als 30 Menschen starben und über 150 verletzt wurden. Die Proteste der Indios, mit Blockaden von Straßen, Flüssen, Eisenbahnlinien und Flughäfen, richteten sich gegen Gesetze und Verordnungen der Regierung Garcia, die aufgrund von internationalen Freihandelsabkommen den Zugang zu Öl- und Gasvorkommen sowie anderer Bodenschätze im Amazonasgebiet für transnationale Konzerne geöffnet haben.

Das Massaker hatte weltweit einen Sturm der Proteste ausgelöst.

 

 

PARAGUAY: AYOREO LANDKAUFPROJEKT UPDATE

von FdN, 10. März 2010

Trotz Festtagen und Ferienzeit konnte der Landkauf von 1800.- Hektar in der Region der Medanos am 30. Dezember 2009 noch vollzogen werden. Zur Unterschrift und Entgegennahme des auf die UNAP ausgestellten Landtitels waren der scheidende UNAP-Präsident Mateo Sobode Chiquenoi und der UNAP-Sekretär nach Asunción gereist. Dieser erneute Kauf, mit welchem nun der von den Ayoreo käuflich zurückerlangte Anteil an ihren Territorien auf knapp 13540 Hektar ansteigt (darin sind die von GAT im Totobiegosode-Lokalgruppengebiet gesicherten Teile nicht mitgerechnet), stärkt die Ayoreo erneut und gibt ihnen etwas mehr Sicherheit in der Beziehung zu den Territorien. Andererseits ergibt das, wenn auch kleine, neue Gebiet ein wenig mehr Schutzraum für die Aislados, von denen sich ja eine Gruppe gerade im Gebiet dieses neuen Kaufs aufhält.
Am 18. November hat UNAP zusammen mit der Iniciativa Amotocodie im Parlamentssaal in Asunción ein “Dossier” vorgestellt, unter dem Titel: “El Caso Ayoreo”. Leider ist es bisher nur auf Spanisch erhältlich. An einer Übersetzung wird gearbeitet. Das Dossier stellt eine umfassende Darstellung der gewaltsamen jüngsten Geschichte, der aktuellen Situation und der Zukunftsperspektiven des gesamten Ayoreovolkes in Paraguay dar. Dabei sind die Totobiegosode mit eingeschlossen. Es ist das erste Mal, dass der paraguayische Staat und die nicht-indigene Gesellschaft mit diesen Fakten konfrontiert wird, die ja auch über die Interessen der Ayoreo hinaus von grosser Bedeutung sind (Zukunft der Wälder, kulturelle Diversität, Klimawandel). Dabei wird zum ersten Mal auch kein Blatt vor den Mund genommen: Die Dinge werden bei ihren wirklichen Namen genannt.

Was die Survival-Kampagnen betrifft: Die restlichen Aislados der AYOREO werden immer noch ausgeblendet und das Publikum wird systematisch mit einem verzerrten und unvollständigen Bild der so wichtigen Wirklichkeit abgespeist. Das hat sich gerade in den letzten Tagen wiederholt! Wir betrachten diese Praxis von Survival als moralisch und auch politisch schädigend für das Ayoreovolk!

Als neue Projekte zur Lebensraumsicherung stehen nun an:

– Großparzelle 9 im Kerngebiet der Totobiegosode-Landforderung (Departemento Alto-Paraguay) / Projekt INDI + Verein zur Unterstützung indianischer Landforderungen im Chaco Paraguay

– Erwerb von 3.200 ha Waldland (Departemento Boqueron) / Initiativa Amotocodie zu Gunsten von Aislados, die nicht zu den Totobiegosode gehören.

Wir Freunde der Naturvölker e.V. unterstützen die Projekte bereits seit 2003. FdN wird auch in 2010 unterstützen. Helfen auch Sie bitte! Näheres dazu: siehe PROJEKTE.

 

 

PERU: AMAZONAS INDIANER WOLLEN US ÖLKONZERN VERTREIBEN

von Administrator, 28. Oktober 2009

Etwa 300 Indigene von der peruanischen Amazonas Region Madre de Dios sind auf dem Weg in die Stadt Salvacion um den in Texas/USA registrierten Hunt Oil Konzern von ihrem Stammesland zu vertreiben. Laut Berichten warten dort mehrere Hundert Polizisten auf deren Ankunft. Letzten Monat verabschiedeten die Indigenen Führer von Madre de Dios ein Statement, das die Anwesenheit von Hunt Oil in der Amarakaeri Communal Reserve zurück weist. Antonio Iviche sagte: „Wenn Hunt Oil nicht abzieht, dann werden die Indianervölker eine Vertreibung forcieren.“ Die Amarakaeri Communal Reserve ist ein legal geschützter Biodiversität-Hot-Spot, der mittels Konzession im Jahre 2006 von der Regierung an Hunt Oil übergeben worden war. Die Indigenen Führer warnten Hunt Oil, das Gebiet binnen einer Woche freiwillig zu verlassen, ansonsten würde der Konzern vertrieben werden.
Das Ultimatum an Hunt Oil wurde gestellt, nachdem FENAMAD, die „Native Federation of the Madre de Dios River“, im September auf legalem Wege eine Klage vor dem „Madre de Dios Superior Court of Justice“ gegen die Konzernaktivitäten eingereicht hat. Diese bedrohen das Flusssystem mit den Flüssen Madre de Dios, Upper Alto Madre de Dios, Blanco, Azul, Inambari und Colorado. Bezug nehmend zum so genannten „Lot 76“ von Hunt Oil, war die Amarakaeri Communal Reserve im Jahre 2002 zum Schutz der Flüsse in der Region etabliert worden, weil sie immens wichtig ist für die Indianervölker der Harakmbut, Yine und Machiguenga sowie zum Schutz der Biodiversität in der Region.

ImageAls die Klage gegen die Konzernaktivitäten eingereicht wurde, bekundeten die Führer von FENAMAD, dass sie „sämtliche Aktivitäten in der Amarakaeri Communal Reserve zu parallelisieren hoffen, weil sonst die Existenz aller Indianervölker in der Madre de Dios Region gefährdet sein würde.“ Die Klage nimmt ebenso Bezug darauf, dass die peruanische Regierung die betroffenen Völker nicht ausreichend konsultiert und informiert habe und damit gegen das von Peru unterzeichnete ILO Abkommen 169 verstoße.
(Foto: FENAMAD/Hunt Oil Camp)
Jaime Corisepa von FENAMAD sagte: „Wir müssen auf allen Ebenen arbeiten, aber auch bereit sein, unser Territorium physisch zu verteidigen.“

 

 

PARAGUAY: HILFERUF FÜR IN FREIWILLIGER ISOLATION LEBENDE AYOREO-WALDINDIANER

von Bernd Wegener / FdN, 17. September 2009

Paraguay mangelt es bis jetzt an einer öffentlichen Staatspolitik, die den Schutz der isolierten Gruppen der Waldbewohner im Chaco vom Volk der Ayoreo und der Gruppen in freiwilliger Isolierung in Ostparaguay (Mbyá in San Rafael) berücksichtigt. Gleiches gilt für diejenigen, die bereits kontaktiert wurden und jene, die sich im Zustand des „Erst-Kontakts“ befinden. Zu letzteren gehören die Totobiegosode-Gruppen vom Volk der Ayoreo, die 1979 und 1986 durch Suchflugzeuge der New Tribes Mission aufgespürt und in Menschenjagdaktionen eingefangen wurden. Insbesondere die blutigen Ereignisse von 1986 sowie ihre an den Staat gestellte Forderung zur Rückgabe einer Teilfläche im Departamento Alto Paraguay von 5.500 km² ihrer gestohlenen Heimat machte die Totobiegosode national als auch international publik. Zu den Gruppen im „Erst-Kontakt“ zählen auch die Ayoreo-Familie, die 1998 aus dem Wald bei Tagua (Departamento Boqueron) kam sowie die in 2004 durch Rodearbeiten zur Kapitulation gezwungene Untergruppe der Totobiegosode in der Nähe des damals im Aufbau befindlichen Dorfes Chaidi (Departamento Alto Paraguay).

Die Generalstaatsanwaltschaft des Staates übernahm in den 90iger Jahren eine aktive Rolle mit Schutzmaßnahmen in konkreten Fällen. 1998 verfügte dieser aufgrund der heftigen Abwehrreaktionen der Waldindianer gegen Rodearbeiter bei Tagua an das Ministerium für Öffentlichkeit gesetzliche Schutzmaßnahmen für das Gebiet Amotocodie. Diese wurden trotzdem wiederholt verletzt ohne weitere Konsequenzen, zumal der politische Wille hinsichtlich der Verfügungen der Generalstaatsanwaltschaft kontinuierlich in den letzten Jahren abnahm.
Die staatliche Indianerbehörde INDI und die Regierung von Boquerón erließen Verordnungen und Beschlüsse, in denen sie den Schutz der Gruppen und Gebiete von Amotocodie empfehlen (Beschluss des Rates von INDI Nummer 37/2002; Verordnung der Regierung des Departamento von Boquerón Nummer 02/02).
Der Staat hat bisher jedoch niemals irgendwelche Maßnahmen für den Schutz der isoliert lebenden Ayoreo-Waldbewohnergruppen erlassen, die in der Dünenregion im Nordwesten sowie den beiden im Grenzgebiet zu Bolivien gelegenen Gebieten Palmar de las Islas und Chovoreca leben. Hinweise der Ayoreo-Organisation UNAP und anderer über die Existenz jener Gruppen und über die Gefahren, die sie haben, wurden nicht gehört. Und das obwohl die Hinweiszeichen der dort beheimateten Waldindianer sich auf gut der Hälfte des nördlichen Chaco von Paraguay sowie weiter drüber hinaus bis nach Bolivien hinein finden. In Bolivien konnte im Frühjahr durch das Monitoring der Initiativa Amotocodie die Anwesenheit einer bis jetzt für die umgebende Gesellschaft nicht sichtbaren Ayoreo-Gruppe bestätigt werden. Auch ihr Gebiet ist durch die vordringende Agrarfront stark gefährdet. Analog zu Paraguay sind auch in Bolivien die Schutzaktionen durch den Staat absolut unzureichend.
Aufgrund der neuen Ergebnisse rechnet man mit mindestens sechs isolierten Ayoreo-Gruppen im Chaco. Diese umfassen insgesamt eine auf 50 bis 120 Personen geschätzte Bevölkerung. Alle diese Gruppen retteten sich bis heute vor der „ethnischen Säuberung“, die durch die Missionare zwischen den 40iger (Bolivien) und 60iger (Paraguay) Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte.
Im Fazit ist festzustellen, dass bisher sowohl national, als auch international die Ayoreos, die durch UNAP vertreten werden – obwohl sie mit 96 % die deutliche Mehrheit repräsentieren -, leider weniger im Focus der Öffentlichkeit stehen. Gleicher Mangel an Aufmerksamkeit gilt bisher auch für die „Ayoreos ohne Kontakt“, die große Areale im nördlichen Chaco außerhalb der Gebietsforderung der Totobiegosode zum Überleben nutzen. Der nachstehende Hilferuf aus Paraguay zeigt die Brisanz und die Notwendigkeit der dringenden Unterstützung.
Union der eingeborenen Ayoreos von Paraguay (UNAP)

Alarm wegen der Situation einer isolierten Gruppe

Kommuniqué an die nationale und internationale Öffentlichkeit sowie an die zuständigen Behörden (mit der Bitte um Verbreitung)

Wir sind wegen der Situation unserer Brüder des Waldes, der waldbewohnenden Ayoreos – auch Isolierte genannt – und ihres Territoriums des als Tagua bekannten Gebiets im Norden des Chaco von Paraguay (Departamento Boqueron) sehr besorgt. Dort wohnt auch eine Gruppe Ayoreos in Ihrem Dorf Ijnapui, dass 2006 errichtet wurde.
Am 7. Mai 2009 fuhren zwei Männer aus Ijnapui in Richtung Westen zur Jagd. Sie fuhren auf dem Motorrad auf den Wegen des Gebietes, darunter auch ein alter Waldweg. Nach ca. 30 km Fahrt fanden sie einen gefällten Cucói-Baum, aus dem die Waldbewohner / Isolierte Bienenhonig Ajidabia – „Jate`i“, wie die Paraguayer sagen – herausgeholt hatten (siehe Foto). Cucói ist der Baum, der auch als  Samu’ü sowie Flaschenbaum bekannt ist.
Am folgenden Tag meldete der Führer der Ayoreos von Ijnapui, Carlos Diri Etacore, dieses Ereignis. Am Samstag, dem 9. Mai fuhren wir, ein Team der UNAP in Begleitung der NGO Initiativa Amotocodie dorthin. Es galt festzustellen, ob der gefällte Baum wirklich von den isolierten Ayoreos war oder ein Werk von Cojñones (weiße Personen – in der Sprache der Ayoreos „nicht Eingeborene“). Wir sahen, dass die Schnittspuren von den isolierten Waldbewohnern herrührten. Sie waren vor rund zwei Wochen da gewesen, um aus diesem Baum Honig herauszuholen. Am Ort sahen wir auch Fußabdrücke, die wirklich von den Waldbewohnern / Isolierten stammen. Es sind Fußspuren nach der Form der Sandalen, die sie benutzen, um durch die Wälder zu wandern. Diese Abdrücke sind viereckig (siehe Foto). Derartige Fußspuren gab es etliche auf dem Weg. Ganz in der Nähe von dort stand vor ca. einem Jahr an der Seite des Weges ein anderer Baum aus weißem Holz.

Es sind nicht die einzigen Zeichen isolierter bzw. waldbewohnender Ayoreos in diesem Gebiet. Carlos Diri Etacore und seine Leute aus der Siedlung Ijnapui haben in letzter Zeit verschiedene Spuren registriert. Die Ayoreos von Ijnapui leben in diesen Tagen mit viel Sorge und Angst. In geringer Entfernung haben sie mehrmals Schreie der isolierten Ayoreos sowie Töne ihrer Signalpfeifen gehört. Zwei Ayoreos von Ijnapui, Vasi und seine Ehefrau Taobi, sahen neulich 300 Meter von ihnen entfernt zwei Personen der Isolierten / Waldbewohner einen Weg überqueren. Die Waldbewohner zogen nach Norden. Einige Tage danach sahen sie ungefähr einen Kilometer westlich von Ijnapui  auf einem anderen Weg erneut Isolierte, aber dieses Mal gingen die Waldbewohner in Richtung Westen. All das passiert innerhalb der Flächen der Ayoreo-Gemeinschaft Ijnapui oder ganz in der Nähe. Im Laufe der vorangegangenen Jahre haben die Einwohner dieser Siedlung seit ihrem Umzug hierher bereits verschiedene Spuren der in diesem Gebiet lebenden Isolierten festgestellt. Aber noch nie haben sich diese so nah der Siedlung genähert wie jetzt.

Nicht nur die Leute aus Ijnapui haben Angst. Wir wissen, dass die Ayoreos aus dem Wald auch Angst haben, weil es in diesem Gebiet viele Aktivitäten nicht eingeborener Personen stattfinden. Wir wissen, dass es viele Abholzungen mit Bulldozern und Motorsägen gibt, die dort arbeiten.

Unsere isolierten und waldbewohnenden Ayoreos leben in verschiedenen Gebieten im Norden des Chaco, immer innerhalb des traditionellen Landes der Ayoreo. Es gibt mindestens fünf isolierte Gruppen in verschiedenen Teilen des Ayoreo-Territoriums, die innerhalb des Bereiches von Paraguay leben. Der Staat ist verpflichtet, diese isolierten Gruppen und ihre Nutzungsgebiete zu schützen. 
Jüngst verbreitete die NGO Gente, Ambiente y Territorio (Menschen, Umwelt und Territorium) / GAT ein Kommuniqué für die Gruppe der Ayoreo-Totobiegosode, die in freiwilliger  Isolation in ihrem Gruppengebiet im südwestlichen Territorium der Ayoreos (Departamento Alto Paraguay) leben. Sie sind bedroht durch Abholzungen des Unternehmens Yaguarete – Porä und anderer Unternehmen. Keine der isolierten Gruppen und keines ihrer Territorien werden in diesem Augenblick gegen das Voranschreiten der Zerstörung des nördlichen Chacos geschützt.

Viele Leute weigern sich anzuerkennen, dass in dem Gebiet von Tagua-Ijnapui unsere isolierten bzw. waldbewohnenden Brüder leben. Aber es gibt keinen Zweifel darüber, dass es  so ist, dass sie in diesem Gebiet sind. Der Staat muss etwas tun, um diese Region mit dem dort befindlichem Gebiet zu schützen, weil es in seiner Verantwortung liegt. Unsere Meldung über die verschiedenen isolierten Gruppen, darunter die sehr Nahen von Tagua, ist schon geraume Zeit her. Aber die Leute der Regierung machen bis zu diesem Augenblick weiter so, ohne uns zu achten, uns, die UNAP und das Volk der Ayoreos.

Es ist eine sehr gefährliche Situation. Die isolierten bzw. waldbewohnenden Ayoreos können entweder durch in Kontakt lebende Eingeborene, aber auch durch nicht eingeborene Personen überrascht werden. Wir sorgen uns seit einiger Zeit darum, dass die kontaktierten Ayoreos aus Ijnapui nicht dorthin auf die Jagd gehen, wo die Isolierten sind. Ein Kontakt ist zu vermeiden, den die Isolierten nicht wollen, sondern ablehnen. Der Staat muss etwas tun. Und dieses bevor ein Massaker passiert oder gewalttätige Reaktionen seitens der Menschen des Waldes geschehen bzw. seitens der Arbeiter / anderer Leute, die in und von dem Gebiet leben oder, dass ein unerwünschter Kontakt provoziert wird. Wir wollen nicht mehr, dass sie weiter unser Territorium von Ayoreos „säubern“. Wir wollen, dass die isolierten Gruppen weiter dort leben und ihr Recht auf Selbstbestimmung verteidigen, weiterhin im Wald und ohne Kontakt zu leben, das Recht, auf ihrem Territorium zu wohnen und es zu nutzen.

Wir haben bereits das Ministerio Público (Öffentlichkeitsministerium) vor ein paar Wochen über diese Situation informiert und vorgeschlagen, dringend Maßnahmen zum Schutz zu unternehmen. Wenn etwas passiert sein wird, dann wird es zu spät sein.

Wir erwarten eine dringende Lösung.

Mateo Sobodo Chiqueno        Carlos Picanerái                                     Aquino Picanerái
Präsident der UNAP               Botschafter der UNAP                             UNAP- Berater

 

 

PERU: MASSAKER DER POLIZEI AN INDIOS 

von FdN, 6. Juni 2009

Bei Straßenblockaden und Protesten sollen bis zum 06.06.2009 nach letzten, noch unbestätigten Meldungen bis zu 84 Menschen bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften ums Leben gekommen sein. Mindestens 20 Awajun und Wambi Indianer wurden getötet, Hunderte weitere verletzt, als es am Freitag (05.06.2009) an der The Fernando Belaunde Terry Road im peruanischen Amazonasgebiet zu Zusammenstößen mit der Polizei kam. Die peruanische Regierung hat die Polizei aufgefordert, die protestierenden Indianer zu attackieren und die Strassenblockade gewaltsam aufzulösen. Es wird berichtet, dass protestierende Zivilisten aus Helikoptern und von Dächern aus von der Polizei beschossen wurden sind. Am 05.06.2009 um 2:00 PM U.S. Eastern time wurden 38 Tote von einem peruanischen Journalisten gemeldet, darunter 10 Polizisten. AFP meldet am 05.06.2009 bislang 16 Tote.

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PARAGUAY/BOLIVIEN: WEITERE ISOLIERT LEBENDE AYOREO-GRUPPE BESTÄTIGT

von Administrator, 3. Juni 2009

Drei der bekannten Aislados-Gruppen leben bis jetzt grenzüberschreitend, indem sie die für sie unsichtbare politische Grenze überqueren, die Paraguay und Bolivien trennt. Die im März 2009 erfolgte Monitoring-Reise fand auf bolivianischem Territorium gemeinsam mit Ayoreos aus Bolivien statt. Es konnte die Anwesenheit von zwei bereits früher bemerkten grenzüberschreitenden Gruppen sowie die Anwesenheit einer bis jetzt für die umgebende Gesellschaft nicht sichtbaren Gruppe bestätigt werden. Die neu erfasste Gruppe in Bolivien befindet sich in den „Bañados del Izozog“.

Diese neu ermittelte Gruppe lebt nur 120 km südöstlich der Bundesstaat-Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra entfernt (siehe den nordwestlichen äußersten Winkel der beigefügten Landkarte) in der Nähe zu einem Soja-Gebiet, das durch den Einsatz von Agrargiften (Pestizide) stark verseucht ist. Daher rechnet man nunmehr mit mindestens sechs isolierten Ayoreo-Gruppen. Diese umfassen insgesamt eine auf 50 bis 120 Personen geschätzte Bevölkerung.

Alle diese Gruppen retteten sich bis heute vor der „ethnischen Säuberung“, die durch die Missionare zwischen den 40iger (Bolivien) und 60iger (Paraguay) Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgte. Gegenwärtig befinden sich ihre Gebiete, ihr tägliches Leben und ihre Zukunft unter einer jedes Mal größeren Bedrohung aufgrund der beschleunigten und gewaltsamen Ausdehnung der Waldrodungen für die Viehzucht, der Gebietserschließung (Urwaldwege/Schneisen) für die Erdölsuche, der Vernichtung von Flussbetten und der Etablierung von Pflanzungen der Agrarindustrie.

Die Schutzaktionen seitens der Staaten (Bolivien und Paraguay) sind immer noch in einem reinen Anfangsstadium. NGOs und die außerhalb des Waldes lebenden Ayoreos sowie Einwohnern des Gebietes sind bemüht einen Minimalschutz zu erreichen. Dieser kann den Umfang der Bedrohungen jedoch nur unzureichend Rechnung tragen.
Die neue Information wurde den zuständigen Instanzen der bolivianischen Regierung übergeben.
Initiativa Amotocodie, April 2009

Isolados stellen äußerst zerbrechliche Gesellschaften dar und sind durch die rapide fortschreitende Globalisierung heute umso mehr bedroht. Kontaktierungen – früher oft auch als Befriedungen bezeichnet – bringen Tod und Verderben über sie. Die Liste der ausgestorbenen Völker/Ethnien findet kein Ende, allein zwischen 1900 bis 1950 waren es in Brasilien 87 Völker. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts folgten die Iramrari, Luhkute, Kine, Yakannt, Arikapu, Mbiar, Xeta, Simana, Asinani, Inabisana, … Ein Reigen des Todes, der sich bis heute hinzieht. Diese letzten freien Ureinwohner verschwinden oft so leise von unserer Erde, dass ihr Aussterben kaum bemerkt wird. Das Schicksal dieser Völker hängt jedoch heute nur noch in geringem Maße von ihnen selbst ab. Vielmehr sind sie dem ausgeliefert, was um sie herum passiert und zu ihnen dringt. In der Regel ist es die brutale, rücksichtslose Vernichtung ihres Lebensraumes, ihrer Kultur, bis hin zum Völkermord.

 

 

BRASILIEN: ONLINE-PETITION GEGEN GEPLANTEN KINDSRAUB AN INDIGENEN

von FdN, 28. April 2009

„Experten führen die Probleme der Ureinwohner, vor allem den weit verbreiteten Alkoholismus, Gewaltausbrüche und Inzest, auf das über Generationen hinweg erlittene Unrecht in den Internatsschulen zurück.“ (sh/dpa/Reuters)

Die christlichen Missionen scheinen bis heute nichts hinzugelernt zu haben und setzen ihr kriminelles Handwerk gegenüber Indigenen Völkern unbeirrt fort. Die christlich-amerikanische Sekte „Youth with a Mission“ in Brasilien hat einen Gesetzesentwurf eingebracht, der dem Staat erlauben soll, Kinder von Indigenen Familien zu rauben.
Der von „Youth with a Mission“ eingebrachte Gesetzesentwurf (1057/2007) würde den brasilianischen Behörden erlauben bei: „Verdacht auf eine traditionelle rituelle Praxis, die dem Kind schaden könnte (harmful traditional practices)“, das Kind der betreffenden Indigenen Familie zu entreißen. Die Missionare nutzen für diese Kampagne das nachgestellte Video „Hakani“. Es zeigt, wie ein Junge vom Stamm der Suruahà angeblich bei lebendigem Leib in der Erde bestattet wird: http://www.youtube.com/watch?v=st48Tdd9Sz4

Die Missionare behaupten, dass das Video echt sei, können aber für derartige Praktiken keine Beweise erbringen. Brasilianische Behörden verweisen auf das Ziel der Kampagne:http://www.usatoday.com/news/world/2008-09-22-infanticide_N.htm

„Brazilian government officials say the missionaries are exaggerating and exploiting the issue to justify their attempts to convert Indians to Christianity, destroying ancient civilizations in the process.“

Die Webseite der Hakani Kampagne: http://www.hakani.org/pt/

„The Hakani Production is a docu-drama, a factbased representation of real events. The story of the girl Hakani is a true story, verifiable by eyewitness accounts and reports by local authorities. This filmed production about her life, as the selfdescribing genre reflects, combines categories usually perceived as separate: documentary and drama.“

http://www.nzz.ch/
(…)”Laut Adriana Huber, einer Schweizer Ethnologin, die seit ein paar Jahren im Auftrag des Indianermissionsrats Cimi bei den Suruahá arbeitet, hat sich der Cimi bisher nicht in den Medien (wohl aber in Fachpublikationen) über den Infantizid geäussert, weil dieser weit davon entfernt ist, eines der dringendsten Probleme der indigenen Völker Brasiliens zu sein. Statistisch gesehen sei die Zahl von Kindstötungen verschwindend klein im Vergleich mit der Kindersterblichkeit durch eingeschleppte Krankheiten, die behandelt werden könnten – aber nicht behandelt würden. Als Beispiel führt Huber ihre Erfahrung bei den Deni vom Rio Cuniuá an, mit denen sie von 2001 bis 2006 lebte. Bei einer Bevölkerung von etwa 400 Personen in sechs Dörfern sei ihr in jenem Zeitraum keine einzige Kindstötung zu Ohren bekommen. Alleine im Jahr 2003 jedoch seien 13 Kinder im Alter bis zu fünf Jahren an Keuchhusten gestorben, weil die für sie verantwortliche Gesundheitsbehörde Funasa «in den zwei Jahren zuvor es schlicht vergessen hat, diese Kinder zu impfen». Es sei nicht übertrieben, dass bei den Deni durchschnittlich drei bis vier Kinder pro Jahr wegen unzureichender gesundheitlicher Versorgung, wozu der Staat per Gesetz verpflichtet wäre, stürben. Bei den Suruahá ist die häufigste Todesursache bei Erwachsenen die Selbsttötung.”(…)

“Laut Huber geht es der von Evangelikalen gegründeten Organisation Atini und dem Politiker Henrique Afonso, einem bekannten Vertreter evangelikaler Anliegen im Kongress, nicht ausschliesslich um die zu rettenden Individuen, sondern darum, indigene Kulturen zu diabolisieren, um so den christlich-evangelikalen Proselytismus zu legitimieren, der gemäss der Verfassung Brasiliens verboten ist.” (…)

Nun haben Indigene aus Brasilien eine Petition gegen die christliche Kampagne und den Raub ihrer Kinder durch „Youth with a Mission“ veröffentlicht, die hier unterschrieben werden kann:http://www.petitiononline.com/14GATOS/petition.html

Die Indigenen der Yawalapiti und Mebengokré Kayapó Indianer haben inzwischen auch einen Brief an die Menschenrechtskommission der Abgeordnetenkammer des brasilianischen Kongresses geschrieben, indem sie auffordern, dass der Gesetzesentwurf nicht umgesetzt wird.

Rückblick:
Bereits in der Vergangenheit wurden Kinder aus Indigenen Familien von christlichen Institutionen geraubt. Dies geschah unter dem Vorwand der christlichen Liebe und Erziehung. 100.000 Kinder weltweit wurden dabei in Internierungslager und zu weißen Familien gesteckt. Traurige Beispiele liefern Australien und Kanada, in heutiger Zeit auch Thailand (fPcN Thailand: http://www.akha.org . Tomas Ryska, Gründer unserer Schwesterorganisation UWIP: http://www.uwip.org in Tschechien, hat als Autor für den Film „Gefangene eines Weißen Gottes“ den besonderen Preis vom Direktor des Enviro Filmfestivals erhalten. Der Film behandelt die Ausbeutung und den Raub von Akha Kindern in Thailand durch christliche Missionare. Den Film finden Sie in unserem Filmportal.

Kanada, Juli 2008 (FdN/fPcN berichtete): 
Eine späte Entschuldigung von seitens der kanadischen Regierung gegenüber 90.000 Überlebender kirchlicher Internate in Kanada ist jetzt auf dem Tisch. Sie sind Teil von 150.000 indigenen Kindern, die bis in die 70er Jahre, teilweise sogar bis in die 90er Jahre hinein gewaltsam und mit Zustimmung der Regierung aus ihren Familien gerissenen worden sind um in kirchlichen Internaten umerzogen zu werden. Viele sagen, dass sie physisch, mental und sexuell in den christlichen Umerziehungslagern verletzt worden sind. Wie Quellen berichten, waren die Konditionen in den Schulen, geführt von verschiedenen Kirchen auf Anordnung der Regierung, ziemlich furchtbar. Kürzliche Untersuchungen ergaben, dass teilweise die Hälfte der internierten Kinder in manchen Umerziehungslagern an Tuberkulose gestorben ist. Roland Chrisjohn (Universität St. Thomas/New Brunswick) sagte: Ottawa muss eingestehen, dass der Raub der Ureinwohner-Kinder von ihren Eltern um sie Fremden zu geben ein Akt des Genozids war. „Die Internate dienten der Zerstörung unseres politischen Systems, unserer Religion, unserer Gemeinschaften, unserer Kultur und unserer Existenz, was meist auch geschafft wurde.“ Weitereführende Infos: http://www.wherearethechildren.ca/

Australien, Februar 2008 (FdN/fPcN berichtete):

Die Zahl der Aborigines in Australien betrug Ende des 18. Jahrhunderts etwa 300.000. Durch straffreie Morde, die seitens der britischen Kolonialherren geduldet und teilweise durch Kopfgelder forciert wurden, waren es Ende des 19. Jahrhunderts nur noch etwa 75.000. Neue Krankheiten, denen die Urvölker nicht gewachsen waren, taten ihr Übriges. Heute leben ca. 170.000 Aborigines in Australien. Im Februar 2008 hat sich der australische Premierminister für die „Stolen Generation“ der Aborigines entschuldigt. Bis in die 70er Jahre hinein waren den Ureinwohnern etwa 100.000 Kinder entrissen und in Umerziehungslager bzw. zu weißen Familien gesteckt worden. Weiterführende Infos: http://www.sgalliance.org.au/

 

 

PERU: MASSENMOBILISATION DER INDIGENEN IM AMAZONAS

von FdN, 25. April 2009

Tausende Indigene organisieren sich zurzeit im gesamten Amazonasbereich, um gegen eine Reihe von verabschiedeten Gesetzen zu protestieren, die gegen indigene Landrechte, Peru´s Verfassung sowie internationales Recht verstoßen. Die Proteste wurden von der Indigenen Organisation Peru´s, AIDESEP organisiert. Ihrem Aufruf „Mobilisierung für Indigene Völker“ folgten etwa 1.350 Indigene, insbesondere an den Flüssen Napo und Corrientes, die den Amazonas speisen. Mehrere Gemeinschaften errichteten dort seit letzter Woche Blockaden.

ImageDie Situation vor Ort ist angespannt. Berichte sagen, dass zwei Boote die Blockade durchbrochen haben. Eins davon soll der britisch-französischen Erdölfirma „Perenco“ gehört haben. Auch sollen drei Schüsse gefallen sein. Nach dem Vorfall wurden 80 Polizisten der „National Directorate of Special Operations of the National Police of Peru (DINOES)“ in das Gebiet beordert, um die Blockade am „El Vado“ Hafen am Rio Napo aufzulösen. Als Antwort auf die geplante Polizei Aktion sind weitere 300 Indigene zu der Blockade gestoßen, um die Protestierenden vor Ort zu unterstützen.

In den vergangenen Wochen hatten bereits Proteste und Blockaden von Indigenen an den Flüssen Cenepa und Santiago sowie in den Amazonas Departments Loreto, Ucayali, Madre de Dios, Cuzco und Junin stattgefunden. Der Präsident von AIDESEP , Alberto Pizango, sagte gegenüber Radio CNR: „Wir werden in dieser Sache beharrlich sein!“ AIDESEP fordert die Annullierung der Dekrete 1020, 1064, 1080, 1081, 1083, 1089 und 1090. Sie fordern ebenso, dass die Rechte der Indigenen Völker eingehalten werden und die vom Staat Peru erteilten Konzessionen an Konzerne wieder zurückgezogen werden.

ImageDas trifft insbesondere auf die Konzession von Perenco zu (FdN/fPcN berichtete). Der britisch-französische Ölkonzern Perenco, der bereits in Kolumbien, Venezuela und Ecuador, aber auch in der DR Kongo, Gabun und Kamerun Erdölfelder ausbeutet, hat von der peruanischen Regierung die Erlaubnis erhalten, auch im Grenzgebiet zu Ecuador im Marañon Becken (Karte) nach Erdöl zu bohren. In dem Gebiet leben aber noch mindestens zwei in freiwilliger Isolation lebende Indigene Völker. Wir befürchten, dass es dadurch zu Auseinandersetzungen mit den Ölarbeitern und zu einer Dezimierung der Indigenen durch eingeschleppte Zivilisationskrankheiten kommt. Auf Anfrage auf die geplante Erdölförderung in Indigenen Gebieten, wurde folgende Antwort übermittelt.

Anmerkung: „Natürlich gibt es Gesetze und Normen zum Schutz der Ureinwohner und ihrer Territorien, doch das sagt nichts über die „gelebte Verfassung“ aus, die von der geschriebenen erheblich abweicht.“

Email von Pedro Sánchez Gamarra, peruanischer Minister für Energie und mineralische Rohstoffe

Betreff: Nein zur Erdöl-Ausbeutung auf indigenem Territorium und im Regenwald

Ich wende mich an Sie als Antwort auf ihre aufmerksame Mitteilung, in der Sie Ihre Besorgnis um den Schutz der unberührten indigenen Stämme im peruanischen Amazonasgebiet äußern.

Zu allererst spreche ich im Namen der peruanischen Regierung unseren Dank für das von Ihnen entgegengebrachte Interesse an dem Thema aus. Dieses ist auch die vorrangige Sorge des peruanischen Staates, der eine nachhaltige Entwicklungspolitik verbunden mit  einem respektvollen Umgang mit der Umwelt und der Kultur unserer Völker fördert.

Hinsichtlich des Schutzes der unberührten Stämme, informiere ich Sie gerne darüber, dass der peruanische Staat einen komplexen, normativen Rahmen entwickelt hat, um die Rechte dieser Völker und die Entwicklung der Erdölindustrie zu wahren, die ein genauso vorrangiger Sektor ist, um die Energiesicherheit aller Peruaner zu garantieren.

Das Gesetz Nr. 28736 „Gesetz zum Schutz der indigenen Stämme oder Ureinwohner in Situation der Abgeschiedenheit und Situation des Erstkontakts“, erlassen am 24. April 2006 und ihr bindendes Regelwerk, verabschiedet durch die Verordnung Nr. 008-2007-MIMDES vom 5. Oktober 2007, bestimmen die Verpflichtung des „Nationalen Instituts für Entwicklung der Andinen, Amazonischen und Afroperuanischen Völker“ (INDEPA), ihre (technische) Meinung zur sozialen Komponente des Abbaus und der nicht-traditionellen Nutzung der natürlichen Ressourcen in Indigenen Schutzreservaten zu äußern.

Das Dekret Nr. 015-2006-EM „Verordnung zum Umweltschutz in Aktivitäten mit Kohlenwasserstoffen“, bestimmt, dass vor Beginn irgendeiner Arbeit mit Kohlenwasserstoffen oder der Erweiterung dieser, der Verantwortliche des Projekts der zuständigen Autorität eine Studie zur Umweltverträglichkeit (EIA) präsentieren muss, die u.a. eine andere Studie enthalten muss (Estudio de Línea Base), um die Umweltsituation  zu bestimmen, genauso wie die Beschreibung der bestehenden natürlichen Ressourcen, geografische Aspekte, sowie soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte der Bevölkerung und Gemeinden im Einflussgebiet des Projektes. Ebenfalls soll die Studie eine Beschreibung und technische Evaluierung der vorhersehbaren direkten und indirekten Auswirkungen für die physische und soziale Umwelt, auf kurze und lange Sicht für jede der Kohlenwasserstoff-Aktivitäten enthalten, die im Projektgebiet geplant sind. Außerdem sollen die Verantwortlichen einen Gefahrenplan präsentieren, im Falle der Präsenz von abgeschiedenen Völkern oder in Situationen des Erstkontakts. Die Vorgehensweise bei Gefahren im Kontakt mit diesen Völkern soll den Leitlinien des so genannten „Protokolls der Beziehung zu in Abgeschiedenheit lebenden Völkern“ – entwickelt vom INDEPA- folgen.

Der „Überwachende Organismus der Investition in Energie und Mineralischen Rohstoffen“, (OSINERGMIN) – ein unabhängiges Regelorgan -, hat die Aufgabe, die Erfüllung der rechtlichen und technischen Bestimmungen der Aktivitäten in den Subsektoren Elektrizität, Kohlenwasserstoffe und Bergbau im nationalen Bereich zu regulieren, zu überwachen und zu überprüfen. Darüber hinaus reguliert, überwacht und überprüft der OSINERGMIN die Erfüllung der rechtlichen und technischen Normen der Bewahrung und des Schutzes der Umwelt in der Entwicklung der Aktivitäten und ist damit Verantwortlich für die Wahrung/Vertretung der getroffenen Vereinbarungen aus der Umweltverträglichkeitsstudie.

Mit freundlichen Grüßen
Pedro Sánchez Gamarra
Minister für Energie und mineralische Rohstoffe
Lima – Perú 

 

 

KOLUMBIEN: 1000DE EMBERA INDIANER FLIEHEN VOR BEWAFFNETEN KONFLIKT

von UNHCR, 10. April 2009

Mehr als 2000 Embera Indianer haben panikartig 25 Dörfer verlassen und sind in das kolumbianischen Choco Gebiet geflüchtet. „Die Menschen sind panikartig davon gelaufen, einige werden vermisst. Ein alter Mann aus unserer Gemeinschaft wurde von der Gruppe getrennt und wurde von einer Schlange gebissen. An nächsten Morgen haben wir ihn tot gefunden“, berichtet ein Führer der Embeda. Laut dem United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) ist die Situation eskaliert, weil eine neue bewaffnete Gruppe letzten Monat in das Indianergebiet eingedrungen ist und nun gegen eine lokale Guerilla Gruppe um das Territorium kämpft.

Image(Foto: UNHCR) Die Embera sagen, dass die Invasoren extrem gewalttätig gewesen sind und ihnen keine andere Wahl als die Flucht gelassen haben. Ein Team des UNHCR interviewte in der vergangenen Woche eine Gruppe der Flüchtlinge: „Eine 14-köpfige Gruppe Männer und Jugendlicher wurde gefesselt und schwer misshandelt. Zwei Jungen, 13 und 14 Jahre alt, wurden mehrere Tage von den Bewaffneten festgehalten und gezwungen als Führer im Dschungel zu dienen.“ Auch wurden Fälle von systematischen Vergewaltigungen bekannt. Die geflüchteten Embera Indianer sind nun in einer Situation von mangelnder Nahrung und fehlenden Behausungen, dass wiederum auf deren Gesundheitszustand Druck ausübt. Erste Fälle von Tuberkulose und Mangelernährung sind inzwischen bekannt geworden.

Diese Situation ist für die Indigenen eine völlig neue Erfahrung. Sie kommen zwischen die Fronten der Revolutionary Armed Forces of Colombia (FARC), einer linken Guerilla Gruppe und der United Self-Defense Forces of Colombia (USDFC), den rechten Paramilitärs. In Kolumbien gibt es 27 Gruppen Indigener, die von der Auslöschung bedroht sind und auf ihr traditionelles Land angewiesen sind. Viele von diesen Gruppen sind bereits von ihrem Land vertrieben worden und es ist zu befürchten, dass sie nie wieder nach Hause gehen können.

 

 

PARAGUAY: SCHATTEN DER ISOLIERTEN VÖLKER, EIN FDN REISEBERICHT

von Bernd Wegener, 6. Februar 2009

Sie sind wie Schatten. Sie verwischen ihre Spuren, wenn sie in ihrer Wildnis eine dieser neuen schnurgeraden Erdstraßen überqueren müssen. Werden sie von einem Fahrzeug überrascht, bleiben sie erstarrt stehen, um dann wie der Blitz im Dickicht der Dornensträucher unterzutauchen. Oder sie rennen im Zickzack, ähnlich den straußenähnlichen Nandus. Doch manchmal kommt es auch anders: Pfeile und Speere fliegen treffsicher dem Eindringling entgegen. …
Die Schatten sind Menschen, und so nennen sie sich auch: Ayoréode (Ayoréos), „Menschen, die zum Volk gehören“. Sie gehören zu den wenigen Völkern, die noch nicht von der technischen Zivilisation vereinnahmt wurden. Sie leben in kleinen Gruppen, jagen und sammeln im Innern der Urwälder. Und sie vermeiden jeden Kontakt mit jener bedrohlichen anderen Welt, die sie auch im Chaco, dem riesigen Trockenwaldgebiet von Paraguay und Bolivien, umzingelt – immer enger, immer schneller.

Eingekesselt von in der Trockenzeit Tag und Nacht arbeitenden Bulldozern, die laut krachend den gewohnten Klang der Natur durchbrechen, den Wald niederwalzen und beiseite schieben. Sie schaffen Platz für Monokulturen und Rinderweiden, für den Export von Fleisch, auch nach Europa. Das Dröhnen der Maschinen lässt diese letzten Waldnomaden voller Furcht erzittern. Für sie sind es gewaltige bösartige Tiere, „brüllende Ungeheuer, die den die Wald fressen“ und deren Arbeiter Gewehre mit sich führen. Die Ayoréos dagegen besitzen außer dem Mut ihrer Verzweifelung nur Speer, Pfeil und Bogen: die alte Konstellation, seit Zeiten des Kolumbus unverändert, vom fernen Europa kaum zur Kenntnis genommen.

Das Schicksal dieses Volkes ist eine Tragödie diverser Menschenrechtsverletzungen im Spielball kooperierender wirtschaftlicher und religiöser Interessen (Enteignung der Territorien, Zwangsmissionierung, Todesfälle dadurch, entführte Kinder). Das Drama begann mit den Vorbereitungen des Chaco-Krieges (1932 – 35) zwischen Bolivien und Paraguay, die sich für die Interessen von Standart Oil und Shell bekriegten. Dieser Krieg sowie weitere von außen forcierte Maßnahmen (u.a. 1945 – 55: Bahnbau St. Cruz/Bolivien – Corumba/Brasilien; ab 1948: Erdölsuche). Paraguay beschnitt massiv die Lebensräume der einzelnen Lokalgruppen, dass auch zu Konflikten zwischen ihnen führte. Es ist auch die Zeit, als der Wettlauf um die Seelen der Heiden zwischen katholischen Salesianern und Evangelisten (New Tribes Mission, Mennoniten) begann.

Die Totobiegosode sind die Lokalgruppe des Ayoréode-Volkes, das in der jüngeren Geschichte beim Kontakt mit der weißen Gesellschaft den größten Widerstand geleistet hat. Hierzu zählen etliche Verteidigungsangriffe seit den letzten 60 Jahren, begonnen ab 1947. Eine Blutspur zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. 1955 suchten die Guidaigosode unter der Führung von Vejai sie auf. Fazit: 25 ermordete Totobiegosode. 1964 erschlugen Krieger der Lokalgruppe der Garaygosode aus der salesianischen  Mission Maria Auxiliadora bei einem Überraschungsangriff 20 Frauen, Kinder und Alte. Bei den Missionaren der aus den USA stammenden Fundamentalisten der New Tribes Mission (NTM) war es seit 1968 Praxis, unter Druck missionierte Indianer für die Jagd auf Nichtgetaufte zu missbrauchen. Das Resultat des Jahres 1968: 14 getötete Totobiegosode. Ein Jahr später erschlugen die Guidaigosode mindestens zehn ihrer traditionellen Gegner.

Mit Hilfe von Suchflugzeugen startete NTM eine neue Ära, eine effektivere Form der Machtgewinnung über die „Wilden“. Die Zeit der Bibelfeldzüge war ab den 70er Jahren in vollem Gange. 1979 traf die erste in einer Menschenjagdaktion gefangene Totobiegosode-Gruppe in der Missionsstation ein. Alle wurden krank, drei Personen starben. Weihnachten 1986 spürten die Missionare eine weitere Gruppe mit dem Flugzeug auf. Das Lager wurde am 30. Dezember gestürmt. Trotz fünf toter Eindringlinge gelingt es die Bewohner in die Missionssiedlung Campo Loro zu verschleppen. Alle erkrankten an Grippe. Zwei Frauen starben. Diese Missionare trugen schließlich – mit Unterstützung von Staat und Wirtschaft – zur weitgehenden ethnischen Säuberung des Ayoréo-Landes bei.

1991 walzte ein Bulldozer der Mennoniten beim Roden von Wald ein Lager noch unabhängiger Totobiegosode nieder. Dieser Angriff war Signal für die in der Missionsstation Campo Loro eingepferchten Verwandten zur Rückforderung einer Teilfläche ihrer gestohlenen Heimat. 1993 kam der Staat der Forderung nach und verhängte ein Veränderungsverbot über 5.500 Km² Land im betroffenen Gebiet. 1997 konnten die ersten Familien dorthin, nach Arocojnadi, zurückkehren. Inzwischen sind die meisten der Angehörigen dieser Ayoréode-Lokalgruppe wieder in ihren traditionellen Lebensraum zurückgekehrt. Zurzeit sind – auch dank internationalem Engagement – 1.300 km² Waldland an die Totobiegosode zurück übertragen worden. Freunde der Naturvölker e.V. unterstützt das Projekt seit 2003.

In Begleitung von Amadeus Benz, der mehrere Jahre vor Ort die Totobiegosode bei der Landsicherung begleitet hat, fahren wir von Filadelfia, dem Machtzentrum der Mennonitenkolonie Fernheim nach Nordosten. Unser Ziel ist Chaidi, die 2004 entstandenen Totobiegosode-Siedlung im Norden der ehemaligen Estancia San Antonio. Auf der Fahrt in das Gebiet des Landkaufprojektes für die Totobiegosode gibt es – im Gegensatz zu unserer Reise von 1998 – keinen Wald mehr. Die Mennoniten haben gründlich gearbeitet und weitgehend alles gerodet. Damals gab es hier noch dichten Wald, wenn auch schon eingezäunt. Nun prägt eine monotone Agrarsteppe aus Rinderweiden das Landschaftsbild.

Erst ab Chaidi begrüßt uns wieder die eindrucksvolle, ursprüngliche Vegetation mit diversen Sträuchern, baumhohen Kakteen, Palmen, Palosanto-, Quebracho- sowie bauchigen Flaschenbäumen. Gegen Mittag treffen wir ein. Wir werden freundlich begrüßt. Stühle werden im Kreis aufgestellt und Platz angeboten. Lebensmittelgeschenke machen die Runde, traditionell verteilt von den Führern Ducubaide und Esoi.

Image(Foto: Ducubaide (re. im Bild), Ebi (li. im Bild) in Chaidi, Juli 2008)

Auch wenn es keinen Hunger gibt, sind die 66 Personen, die im Ort leben, bereits zu viel (15 Familien der Totobiegosode sowie die in 2004 aus dem Wald durch Rodearbeiten gezwungenen Aregedeurasade, eine Untergruppe der Totobiegosode). Das belastet die Naturressourcen. Deshalb wurde als neue Siedlung Tie gegründet, ca. 26 km NNW von Chaidi. Der Ort liegt an einem Fluss, wo es sogar noch Kaimane gibt. Es gäbe dort in der Regenzeit jedoch zu viel Wasser. Der Platz wurde deshalb verlassen. Ausreichend Süßwasser ist ein riesiges Problem im ariden, trockenen Chaco. Chaidi ist momentan gut versorgt mit diesem kostbaren Gut. Stolz zeigen uns die Totobiegosode den großen Teich, der das Trinkwasser sichert. Unweit davon liegen auf natürlichen Waldlichtungen die Gärten, in denen sie zu Beginn der Regenzeit Sämereien von Bohnen, Mais, Kürbissen und Melonen der Erde übergeben. Landwirtschaft in unserem Sinne wird nicht betrieben. Der Wald bleibt unberührt.

Die Jagd auf Pecaris, Ameisenbären, Gürteltiere, das Sammeln von Landschildkröten, Honig, Wurzeln und Früchten ist wesentlicher Nahrungsspender. Und wir sehen noch ein in der Trockenzeit wichtiges Lebensmittel, den die Palmen liefern: Der Wuchskern mit den innersten Blättern ist  als „Palmkohl“ (palmito) für die Ayoréos eine wichtige Nahrung. …
Im Vergleich mit der Missionssiedlung Campo Loro ist das Leben in diesem Walddorf fast wie ein „Paradies“. Um nicht zu verhungern, sind dort die Guidaigosode gezwungen entweder für die Mennoniten für einen geringen Lohn zu arbeiten oder sie müssen Holzkohle produzieren. So irrsinnig das ist, sie zerstören damit den Restwald um Campo Loro für 4 Cent/kg Holzkohle als Entgelt: das reicht nicht zum Leben für die Familien. Zu Essen gibt es deshalb oft nur Nudeln und ein paar Brocken altes Brot.

Doch das „Paradies Chaidi“ kennt leider keinen Frieden, wie wir sehen. Wir sind nicht die einzigen Besucher. Die Missionare der New Tribes Mission sind auch anwesend. Amadeus: „Die Mennoniten unterstützen die NTM, die auch in Filadelfia eine Zentrale hat. Die NTM leistet überhaupt nichts für die Ayoréos, unterstützen sie in keiner Weise beim Landerwerb. Sie kommen hierher nach Chaidi, denn sie wollen nur eins: die Ayoréos evangelisieren.“ Und es gibt weitere Störer. Brasilianische Firmen roden trotz Veränderungssperre in den noch nicht den Totobiegosode übertragenen Waldblöcken 10, 11 und 14 A illegal.

Die Daten der Monitoringfahrt (Initiativa Amotocodie, Ayoréo-Organisation UNAP) vom 16. – 18. September 2008 belegen die Anwesenheit zweier Gruppen an der bolivianischen Grenze, eine im westlichen, die andere im östlichen Abschnitt des Grenzgebietes. Somit ist davon auszugehen, dass im nördlichen Chaco von Paraguay fünf Gruppen der Ayoréos ohne Kontakt zur kolonisierenden Gesellschaft leben. Eine davon sind Totobiegosode. Die anderen sind nicht identifiziert. Es handelt sich dabei um etwa 60 – 100 Personen. Es sind die Schatten…

 

 

BRASILIEN: “WACH AUF WELT” SOS AUS DEM AMAZONAS

von FdN, 28. Januar 2009

Mit rund 100.000 Teilnehmern ist am 27.01.2009 im brasilianischen Belém das neunte Weltsozialforum eröffnet worden. Fünf Tage lang werden in der Amazonasmetropole auf 2.600 Veranstaltungen die vielfältigen Probleme der wachsenden Armut und der drohenden Umwelt- und Klimakatastrophe diskutiert. 1500 Amazonasindianer bildeten zum Auftakt mit ihren Körpern ein symbolisches SOS Zeichen (Indianer mit Pfeil und Bogen) als einen Hilferuf ihrer bedrohten Heimat an die Völker der Welt.

ImageDie Proteste finden vor einem aktuellen Hintergrund statt. Entgegen der seit Jahrzehnten bekannten negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen von Großstaudammprojekten weltweit und insbesondere in Amazonien hat die brasilianische Regierung beschlossen neue Wasserkraftwerke bauen zu lassen: Das größte davon, der Belo Monte Damm (11 000 MW), soll am Rio Xingu (Pará) errichtet werden. Dass dabei der zentrale Lebensraum von über einem Dutzend Indigenen Völkern faktisch zerstört würde, spielte bei der Entscheidung eine untergeordnete Rolle. Nun sollen auch am Rio Madeira und Rio Mamorè im Bundesstaat Rondonia, nahe der Grenze zu Bolivien und Peru, neue Wasserkraftwerke entstehen. Langwierige Proteste von Indigenen- und Umweltschutzorganisationen haben immer wieder betont, dass die Auswirkungen dieses Projekts auf isolierte und kontaktierte Indigene Völker wie die der Katina, Salamai, Karipuna, Katawixi, Uru-eu-Wau-Wau und Cassupá unabsehbare Folgen haben werden.

Wir haben gegen die geplanten Staudämme eine Kampange gestartet und bitten Sie sich daran zu beteiligen!
Xingu Kampagne

 

 

ÜBERLEBENSKAMPF: DIE MAKÀ INDIOS PARAGUAYS (FOTOSTRECKE)

von Bernd Wegener, 22. Dezember 2008

Die Makà gehören zu den indianischen Völkern des Chaco (Sprachfamilie MATACO, Sprache: MAKÀ). Sie sind eine der 17 Ethnien Paraguays. Ursprünglich waren sie im unteren Chaco beheimatet. Vor 100 Jahren lebten die Makà weit entfernt von ihrem jetzigen Wohnort im Chaco nördlich des großen Sumpfgebietes des Estero Patino. Dort verliert sich der Mittellauf des Rio Pilcomayo, um schließlich am unteren Ende in zwei Flüssen dem Rio Paraguay entgegen zu eilen.  Den Chaco-Krieg bekamen die Makà mit voller Wucht zu spüren. Die Frontlinie verlief 1932 unweit ihrer Dörfer. In dem russischen General Belaieff, der sich auch anthropologischen Studien widmete, fanden sie einen Beschützer. Etliche Männer der Makà kämpften damals freiwillig für Paraguay gegen Bolivien. Belaieff sorgte seinerzeit für die Umsiedlung aus der Todeszone. Sie kamen in die Kolonie „Bartolomè de las Casas“, gelegen am rechten Ufer des Rio Paraguay. Das war nahe dem damals noch sehr beschaulichen, im satten Grün gelegenen Flusshafen (Puerto Botanico) der Hauptstadt Asuncion. Die Ernährung sicherte der Anbau von Gartenkulturen, wie Bohnen und Maniok. Ergänzt wurde sie durch die Jagd am Flussufer auf Vögel, Frösche und Fische.

Durch die Etablierung neuer Betriebe wurden sie von hier aus in die Nähe des Botanischen Gartens verdrängt. Dieses bedeutete für sie eine radikale Umstellung ihrer bisherigen Lebensweise. Hatten sie bislang durch traditionelle Subsistenzwirtschaft gelebt, war dieses nun vorbei. Es blieb ihnen nur die Alternative der Anfertigung und der Verkauf von Zeugnissen ihrer materiellen Kultur (Kunsthandwerk).
1985 mussten sie abermals von ihrem Siedlungsplatz weichen. Sie „störten“ das Bild im Botanischen Garten, dem Naherholungsgebiet der Hauptstadt. Die Umsiedlung erfolgte in zwei Orte: nach Mariano Roque Alonso, einem Vorort von Asuncion, der unweit der Rio-Paraguay-Brücke liegt sowie nach Qemkuket im unteren Chaco.

Der Census von 1991 wies für die Makà 1.120 Personen in drei Dörfern aus. Für 2002 sind lt. Mapa de los Comunidades Indigenas en el Paraguay in ITA Paso 47 Personen erfasst. Corumba Kue hat 941 Bewohner (96 % Makà, 4 % Nivacle + Enlhet). In Qemkuket leben 230 Personen, davon sind 91 % Makà.
Mit der Umsiedlung auf engem Lebensraum kamen Probleme, wie ich schon 1998 in Corumba Kue erfuhr. „Wenn wir früher Feste mit aus Maniokmehl, Mais und Wassermelone gebrautem Alkohol feierten, gab es im Gegensatz zu heute keine Streitigkeiten. Der Alkohol ist zum Problem geworden. Am schwersten jedoch fällt uns das nahe Wohnen zu den Guaranis. So eng haben wir noch nie gelebt.“ Mit den Guaranis meinte der Makà, der uns die Siedlung zeigte, die Paraguayer.

Image12 ha groß ist das Reservat Corumba Kue am Stadtrand von Asuncion. Lt. unserem Makà-Begleiter Tsofai, der uns 2008 führte, „wohnen hier 1.600 Personen  in 110 Häusern. Die alte Insel sei dagegen 350 ha groß gewesen (gemeint ist die Kolonie „Bartolomè de las Casas“). Wir haben wenig Land, aber viele Kinder, 500 an der Zahl. Es gibt keine Landtitel, außer für hier. Einzige Einkommensquelle ist das Kunsthandwerk. Wir leben von den Einkünften des Verkaufs.“
Die Makà sind arm, obwohl sie zu den bestorganisierten indianischen Völkern Paraguays gehören. „Von der staatlichen Indianerbehörde INDI erhalten wir wenig Hilfe“, klagt unser Begleiter. „Große Sorgen gibt es zurzeit: Wir sollen jetzt für das Trinkwasser bezahlen.“

ImageDass die Makà auf den Souvenirverkauf angewiesen sind, muss jedem Hauptstadtbesucher auffallen. Die zahlreichen Straßenhändler sind nicht zu übersehen. In der Siedlung Corumba Kue ist das Anfertigen herkömmlicher Gebrauchs- und Schmuckartikel die Hauptbeschäftigung der Familien. Die Männer schnitzen verzierte Bögen und Pfeile, die mit gefärbten Baumwollfäden versehen werden. Die Frauen weben Stoffe, um daraus Tragesäcke, Taschen, Umhänge zu fertigen oder stellen Halsketten, wie z. B. aus Sémilla-Früchten oder den Kernen der Coco-Frucht her. Bestimmte Federn für die Stammestracht werden gefärbt. Dabei kommen – mangels Verfügbarkeit von Naturfarben -, wie bei den Webartikeln, Chemiefarben zum Einsatz.

In der Reservation gibt es seit den letzten Jahren ein Gebäude für die Makà-Kultur. Es enthält Ausstellungsstücke und Kaufartikel ihrer Kultur sowie die anderer indigener Völker. Stolz weisen sie auf die an der Wand hängende Porträtzeichnung von Belaieff hin. Er lebt in ihrer Erinnerung als `Amigo` fort. Der General setzte sich auch nach dem Krieg für sie ein, als es ihnen schon nicht mehr möglich war, sich selbst gegen ihre Verdrängung zu wehren.

ImageSchule, Krankenstation sowie Kirche existieren schon länger. Die Maká sind offiziell Baptisten. Der amerikanische Missionar verließ sie aus Altersgründen und war schon etliche Jahre vor 1998 gegangen. Jetzt haben sie ihren eigenen Makà-Pastor, der nach der in die Maká-Sprache übersetzten Bibel predigt.
Die Kinder werden in der Schule in den ersten Jahren in der Stammessprache unterrichtet. Später kommen die offiziellen Staatssprachen Guaranie sowie Spanisch hinzu. Die Schulpflicht besteht für sechs Jahre. Ca. 270 Kinder, incl. einiger Kinder von Nachbarvölkern der Nivacle und Enlhet, besuchen die Einrichtung. Für weiterführende (private) Schulen braucht man Geld. Dieses ist in der Regel nicht vorhanden.
Die meisten Gebäude sind mit Wellblech gedeckte Holzhütten. Daneben bestehen einige kleine Wohnhäuser aus Ziegel. In den Wohngebäuden leben oft bis zu 20 Personen in einem einzigen Raum. Es gibt in der Siedlung Strom- und Telefonanschluss,Trinkwasserleitung und einige provisorische Duschen zwischen den Unterkünften. Speisen werden in großen Töpfen auf offenen Feuern gekocht. Zumeist sind es Mandioka, Rinderköpfe sowie Pansen. Den Kindern dienen leere Plastikflaschen als Spielzeug. Aber auch Volleyball und Fußball sind aktuell. Die Jungen spielen „Wijukal“. Dabei werden zwei dunkle sowie zwei helle Holzstücke wie beim Würfeln auf den Boden geworfen.

Obwohl die Maká seit 1935 dauerhaft dem Einfluss der weißen Kultur ausgesetzt sind, konnten sie jedoch ihre alten Bräuche, Feste, Tänze und Lieder beibehalten. Sie repräsentieren damit bei zahlreichen Gelegenheiten die Urbevölkerung von Paraguay. Schon 1943 kam der erste Maká nach Argentinien und zeigte dort Stammestänze. Es folgten Festivals in Mexiko, Uruguay, Brasilien oder wie 2008 in Spanien (Anm.: aus welchen Gründen auch immer, die angereisten Maká wurden dort vergessen!).

Die Familien treffen sich auf den großen Festen, wie der Initiation der Töchter, dem Geburtstag des Kaziken, dem Tag der Eingeborenen, aber auch dann, wenn befreundete Besucher kommen. Dann schmückt man sich mit den Festtrachten aus Nandufedern, singt die überlieferten Lieder und tanzt zum Klang der aus Hirschhufen gefertigten Maracas. Diese „Tanzklappern“ versinnbildlichen die „rhythmischen Gebete“ der Vorfahren, die von der Natur und dem gemeinschaftlichen Leben erzählen. Der Reigen der Tänze wird stets mit einem Eröffnungsruf, der Einladung zum Fest begonnen. Sehr beliebt ist der Tanz Sehè Ju-Unipji (Wir leben auf Mutter Erde). Jeder Tänzer fühlt dabei den Stolz, Teil zu sein, für den Erhalt der Erde. Es gibt Tänze, die sind den Tieren gewidmet, wie Juveniniya (Tanz des glücklichen Vogels). Er ist quasi ein Plädoyer für die Singvögel, die mit ihrem schillernden Gesang den Weg der Menschen begleiten. Aber auch der Jäger wird gewürdigt (Quo No Non – Tanz). Bestimmte Tänze betreffen die Gemeinschaft, aber auch die beiden Geschlechter. Hier zu gehören:

ImageWeqieyumtshen (Auswahl der Paare); Von ihrer Initiation an zeigen die Maká ihre Liebe zur Gemeinschaft, symbolisiert durch den Tanzkreis der Männer, in den die Frauen sich begeben.

Wanta filik, der die Einheit von Männern und Frauen zeigt

Tasexesiiju efuts (Tanz der Frauen, sogen. „Zirkeltanz“), der ein Gebet an das Leben ist. Er ist gewidmet dem Mädchen, das zur Frau wird.

Tewei in teligsii jukheu (Chor der Männer = rhythmische Gebete zum Klang der Maracas. Sie reden von anderen Orten, Zeiten, Lebewesen, präsentieren damit eine nostalgische Art der Natur und Lebensführung.

Der Lebenskraft der Sonne, die am Himmel ihre Bahn zieht, verdeutlicht der Tasleyij – Tanz. Daneben gibt es mehrere Tänze, die die Bruderschaft mit anderen indianischen Völkern bekunden. Hierzu gehören

Wentisij (Freundschaft mit den Nivacle (Chulupi), der ursprünglich von den Nivacle übernommen wurde.)

Jutsjinhets lotoiinel (Freundschaft mit den Toba)

Der „Tanz des Höhepunktes des Festes“ ist Tejuyets qu Niliiju. Zum Reigen der Festtänze gehören auch welche, die physische Fitness zeigen, wie das Springen der Männer (Lenqii tilitijpam) oder den der Fülle (Kasinto Peso). Bei letzterem geht es um den „Dank an die Ernte“ (Auch dieser Tanz entstammt dem Einfluss der Nachbarvölker).

Daneben gibt es die Wanta(s), eine Serie freier Tänze. Und schließlich folgt das „Große Fest“, wo sich alle einbringen, Chöre, Männer und Frauen. Anzumerken ist, dass von einigen Tänzen verschiedene Versionen bestehen (Sehè Ju-Unipji, Wanta filik, Isunhets lotoihinel, Tasexesiiju efuts, Tewei in teligsii jukheu).

Einige Stammesidentitäten werden jedoch bald nur noch Geschichte sein. Hierzu gehören die Ohrpflöcke, die heute nur noch bei 80 – 90jährigen Männern zu sehen sind. Sie werden mit ihnen sterben, es sei denn die Jugend würde diese Symbole wieder aufgreifen. Doch dass passiert nun seit Jahrzehnten schon nicht mehr. …

 

 

BRASILIEN: GERICHT GIBT POSITIVES SIGNAL FÜR INDIGENE LANDRECHTE

von Administrator, 12. Dezember 2008

Im Landeskonflikt um das 17.000 Quadratkilometer große Indianerreservat Raposa/Serra do Sol an der Grenze zu Venezuela und Guayana haben die Indigenen einen vorläufigen Etappensieg errungen. Der Landkonflikt zwischen Reisfarmern und Indigenen schwelt bereits seit mehr als 30 Jahren. Nun hat das Oberste Bundesgericht Brasiliens am Tag der Menschenrechte ein richtungsweisendes Signal gesetzt. Im Konflikt hatten vor allem immer wieder die Großgrundbesitzer gegen die endgültige Demarkierung des Gebiets, das Präsident Lula da Silva 2005 angekündigt hatte, mobilisiert. Der Konflikt eskalierte soweit, dass im Frühjahr 2008 mindestens 10 Indigene bei Auseinandersetzungen verletzt worden sind und das Oberste Gericht gewarnt hatte, es könnte zu einem Bürgerkrieg eskalieren (wir berichteten).
Nun haben acht von elf Richtern am Mittwoch dafür gestimmt, die landwirtschaftliche Nutzung des 17.000 Quadratkilometer großen Gebiets Raposa/Serra do Sol den Ureinwohnern zu überschreiben. Nur so könnten die fünf dort lebenden Gruppen mit insgesamt etwa 19.000 Indigenen gemäß ihren Traditionen weiter leben, erklärten die Richter. Der Bundesrichter Marco Aurélio Mello bestand jedoch darauf, die Entscheidung erneut zu vertagen. Er brauche noch mehr Zeit, um den Fall zu analysieren. Allerdings sprachen sich die meisten Richter auch für Einschränkungen aus: Bei der Förderung von Bodenschätzen z.B. oder dem Bau von Landstraßen soll den Indigenen kein Mitbestimmungsrecht eingeräumt werden. Nun wird der Prozess frühestens im Februar 2009 fortgesetzt.
Die endgültige Entscheidung des Gerichts könnte auch Brasiliens Politik gegenüber seinen indianischen Einwohnern neu definieren, in einer Zeit andauernder Konfrontationen, während das Land Millionen von Dollars ausgibt um Straßen zu eröffnen, Dämme zu bauen und in der größten verbliebenen tropischen Wildnis Agrarwirtschaft zu fördern. Anders als in den meisten Lateinamerikanischen Ländern, wo Indigene für ihre Rechte in der Mehrheitsgesellschaft kämpfen, leben die meisten Indianer Brasiliens weiterhin im Dschungel und führen ihre Sprachen und Traditionen fort. Diese Indianer kämpfen seit Jahrzehnten darum das Stammesland ihrer Ahnen zu behalten oder wieder zu gewinnen. Brasiliens Konstitution von 1988 erklärte, dass alle Indianischen Stammesgebiete demarkiert werden und den Stämmen innerhalb von fünf Jahren übergeben werden müssen. Dieser Prozess dauert noch immer an, mittlerweile sind circa 11 Prozent des brasilianischen Staatsgebietes und fast 22 Prozent des Amazonas in Indianischen Händen.

 

 

TATORT AMAZONIEN: VÖLKERMORD AN DEN JUPAÚ (FOTOSTRECKE)

von Administrator,  6. Dezember 2008

Kulturen sterben, Sprachen sterben, Naturvölker sterben: kulturelle Vielfalt verschwindet unwiderruflich! Anlässlich des 60. Jahrestages zur Erklärung der allgemeinen Menschenrechte der UN vom 10.12.1948 fragen wir nach: Heute stehen die Völker der Waorani in Ecuador, die Akuntsu in Brasilien oder die der Ayoreo in Paraguay und viele weitere Völker ohne Kontakt zur westlichen Zivilisation kurz vor einem erneuten Genozid, wenn nicht schnell gehandelt wird. Die Auslöschung ganzer Völker geschah auch schon mehrmals zuvor! Ein trauriges Beispiel sind die Jupaú. Aber hat die selbst ernannte „Zivilgesellschaft“ aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt? Sind wir überhaupt bereit und fähig dazu aus den Genoziden der Vergangenheit zu lernen? Ein Rückblick in die Folgen der Kontaktierung und Missionierung der “Indianer-Stämme” in Brasilien soll in Erinnerung gebracht und Wege aufgezeigt wie die verbliebenen Völker geschützt werden können.

Ein Rückblick:

In Brasilien hatte die Weltbank das Umsiedlungsprojekt „Polonoroeste“ von 1982 bis 1984 mit 434,3 Millionen Dollar finanziert. Hunderttausende Menschen folgten den Verlockungen ins Amazonasbecken mit Macheten, Äxten und Kettensägen. Zur Verbesserung der Infrastruktur wurde die Straße BR-364, die Todesstraße gebaut. Als Folge ereignete sich eine der größten Katastrophen in der Regenwaldgeschichte. Waren 1982 vier Prozent des Waldes in Rondonia abgeholzt, waren es 1985 bereits elf Prozent. Die entwaldeten Gebiete nahmen weiter extrem zu. Selbst die Weltbank bezeichnete ihr Projekt im Nachhinein als „eine ökologische, menschliche und wirtschaftliche Katastrophe von erschreckenden Ausmaßen“.

Was geschah, war Urwaldvernichtung pur! Bei vielen Völkern war es weniger der Rauch, der ihnen angesichts solchen „Fortschritts“ die Tränen in die Augen trieb. Ihre Empfindungen, die sie angesichts ihrer vernichteten Wälder verspürten, waren Schmerzensschreie, die ungehört in der Welt und den Medien verhallten. Der unerbittliche Klang von tödlichem Stahl oder prasselnden Feuers, das sich in das Fleisch Jahrhunderte alter Urwaldriesen fraßen, verkündete das Ende ihrer traditionellen Existenz und damit auch ihrer Zukunft. Fassungslos und ohnmächtig standen sie den aggressiven Methoden der Eindringlinge gegenüber. Was zurück blieb, waren verwüstete Landschaften, tote Flüsse, verschwundene Tiere, Heil- und Nahrungspflanzen, hungrige, kranke, entwurzelte und verzweifelte Menschen. Manchmal auch gar nichts mehr.

ImageDie „Casa do Indio“ in Porto Velho (Stadt im Bundesstaat Rondonia), ist eigentlich ein Krankenhaus für Indianer. Zu Hunderten strömen sie aus ihren Dörfern in dieses Notasyl, um sich medizinisch versorgen zu lassen, da offizielle Krankenhäuser ihnen die Behandlung verweigern. In der Hoffnung, ihre Lungenentzündung oder Malaria auszukurieren, infizieren sie sich hier nicht selten mit der nächsten Seuche. Im Eingangsbereich priesen Totengräber ihre Dienste an. Die Gebäude waren alt, abstoßend und heruntergekommen. Mobiliar gab es kaum. Vom eisigen Steinboden schlugen einem die Qualen und Schmerzen von Aussätzigen entgegen. Es roch muffig und nach Krankheit. Graue Türöffnungen führten hinaus in den unaufgeräumten Hof, auf dem vereinzelt ein paar mächtige Bäume ihre trostlosen Schatten auf die nackte Erde warfen. Die Indianer wirkten verschmutzt, krank und apathisch. Es war ein Ausdruck von Hoffnungslosigkeit, der ihnen aus den Augen starrte. Zwischen den Mauern der „Casa do Indio“ ertönte das Wehklagen der Surui, der Nambikvara und der Karitianer, das die Welt nicht hören wollte. Sie alle gehören zur untersten Kategorie der Brasilianer. Die Ureinwohner der Wälder und der Flüsse besitzen weniger Wert, als die Straßenkinder in Rio oder die Bettler in São Paulo. Unter all den Kranken war eine fast nackte, wimmernde Kreatur. Sie hockte in der Ecke eines kleinen Zimmers, mit einer Urangst vor allem Fremden in der Brust. Durch das offene Fenster drangen die Geräusche der Stadt. Der Indio blickte ängstlich aus fahrigen Augen zwischen den vor seinem Gesicht verschränkten Armen hindurch. Er zitterte am ganzen Leib und war tief in seine magere Gestalt zusammengesunken, als befürchtete er Schläge oder Tritte. Viele Tage schon hatte er so im kalten Neonlicht gehockt. Niemand kümmerte sich um ihn, niemand beachtete das geduckte Wesen, kaum einer verstand seine Sprache. Das menschliche Bündel artikulierte sich in einem Tupi Guarani Dialekt und war ein „Indio Isolado“ vom Stamm der Tagweré, wie die scheuen Waldmenschen genannt werden, die noch keinen Kontakt zur zivilisierten Welt hatten – zumindest offiziell nicht. Er war mit anderen auf der Jagd gewesen, als sie auf Weiße stießen. Sofort hatten diese das Feuer eröffnet und alle außer ihm getötet. Er hatte zunächst fliehen können. Wieder einfangen, hatte man ihn nach Porto Velho gebracht, um einen Zivilisado (Zivilisierten) aus ihm zu machen. Der Name des jungen verängstigten, in sich gekehrten Indios war Tepé.

Image1993 berichtete FdN: (…) Der erste Kontakt, so die offizielle Verharmlosung, mit einem Stamm der Quagahyb – ein Tupi-Guarani sprechendes Volk der Indianer Brasiliens – liegt erst ein gutes Jahrzehnt zurück. Es sind die Jupaù, deren wohlklingender Zweitname „Uru-Eu Wau Wau“ lautet. Das Polonoroeste Projekt mit dem gigantischen Straßenbauvorhaben geriet ihnen zum Verhängnis. Sie lebten auf dem Zentral-Relief Rondonias, zwischen den Distrikten
Guajará-Mirim, Costa Marques, Nova Mamoré, Monte Negro, Cacaulândia, Governador Jorge Texeira, Mirante da Serrra, Jaru und Alvorada do Oeste. Damals betrug die Größe des Volkes etwa 800 Menschen. Mindestens 15 von ihnen bezahlten die Kontaktaufnahme sofort mit dem Leben. Der Rest siechte langsam dahin an ansteckenden Zivilisationskrankheiten, wie Mumps, Masern, Grippe und Lungenentzündung. Heute zählen die Jupaú noch 40 bis 60 Seelen. (…)

Besonders bedroht durch Missionare und anhaltenden Lebensraumverlust sind die einzigen noch unkontaktierten Naturvölker in Südamerika außerhalb Amazoniens: die Waldindianer der Ayoreo in Paraguay. Ein Landkaufprojekt unterstützt von Freunde der Naturvölker geht seinen Weg, siehe unter:Projekte

Werden auch Sie in Ihrer Hilfe konkret um die bedrohten Kulturen unserer Erde zu schützen!
Kennwort: Ayoreo

„extinct“ = abgeschafft; Liste der ausgerotteten Völker in Amazonien:

Von Abane bis Zurina: ABC des Indianertodes.
AbaneImage
Abishira
Achagua
Adolo
Aguerecoto
Aipatse
Airico
Amarizana
Amniape
Amoipira
Anabali
Anace
Anaja
Apaniecra
Apiaka
Apoto
Araparaba
Arauhi
Arawine
Arequena
ArikenImage
Arretu
Arua
Aruan
Atabaca
Atsahuaca
Aysnare
Azure
Baena
Baenan
Bambinguo
Barragua
Barria
Botoye
Bituruna
Cabeme
Cacatio
Cachibe
Cahuarano
Camacau
CamauirosImage
Cammuri
Capueni
Caraca
Cariguano
Carijo
Cariri
Catawishi
Chaima
Chinape
Chiricoa
Cholon
Coaca
Condori
Cone
Couropo
Cuita
Cumanagoto
Espinhos
Garaya
GoiaImage
Guaceu
Gualachi
Guamo
Guamonte
Guanano
Guanare
Guanarena
Guaneco
Guarategaja
Guato
Guaykeri
Guenueu
Guzlo
Hibito
Ipotewat
Itogapuk
Jabutifed
Jamunola
Kabixiana
KambiwaImage
Katiana
Kaxarai
Kepkiriwat
Kirkinao
Kradau
Krem-Ye
Kujijeneri
Kuniba
Kuruaya
Kustanao
Layana
Lolaca
Mafilito
Maiba
Maniteneri
Manitsawa
Maragua
Marakana
Mariche
MatanawiImage
Mejepune
Mejepure
Miriana
Monde
Mucuri
Naravute
Omurano
Oti
Pacaja
Pacia
Palmelas
Papana
Parawa
Pareca
Pauxi
Pauxiana
Pintu
Pmi
Potuara
PuijuiteneImage
Purupuru
QuaQua
Rama-Rama
Roti
Sanamaika
Tacayuma
Tagare
Takuatep
Tamoro
Taparita
Tapuiucu
Taruma
Tisepma
Tobajan
Tsuva
Tucuju
Txakamekra
Unirajara
Wainuma
Waitaca
Wayoro
Xipaya
Ybanoma
Yuberi
Yuri
Zaparo

Für immer ausgerottet!

 

 

PARAGUAY: NEUE FDN PUBLIKATION ÜBER DIE AYORÉODE ERSCHIENEN

von Administrator, 15. November 2008

Eine neue FdN Publikation über die Ayoréode in Paraguay ist erschienen. Grundlage ist die Reise eines FdN Teams in die betroffene Region im Sommer 2008. Die Publikation beschreibt die aktuelle Situation der letzten noch isoliert lebenden Völker im Gran Chaco. Es handelt sich um indigene Gruppen, die keinen Kontakt zur modernen Gesellschaft haben und sich diesem auch widersetzen. Sie leben gemäß ihren überlieferten Kulturen in einer “anderen Welt”. Ihre Kenntnis der Industriegesellschaft ist dürftig. Sie versuchen sie in ihre Weltanschauung zu integrieren, ohne ihre Eigenständigkeit aufzugeben.

Unseren Mitglieder verschicken wir die Publikation demnächst per Post. Für alle weiteren Interessierte steht sie bei uns im Medienbereich unter Dokumente zum download zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie uns weiterhin in unserer so wichtigen Arbeit zum Schutz der letzten Naturvölker unserer Erde!

siehe unter Medien, Infohefte “Naturvölker: Nr. 47

 

 

PARAGUAY: DAS UNBEACHTETE STERBEN DER AYOREO

von Bernd Wegener, 29. September 2008

…Es war anders als vor zehn Jahren. Auf der Fahrt von Filadelfia, Hauptort der Mennonitenkolonie Fernheim, in den Osten gab es keinen Wald mehr. 1998 hatte es hier noch Wald gegeben, wenn auch schon eingezäunt. Die Mennoniten hatten seitdem gründlich gearbeitet und weitgehend alles gerodet. Erst als wir in der Ayoreo-Totobiegosode Siedlung Chaidi eintreffen, begrüßt uns wieder die ursprüngliche Chaco-Vegetation. Hier konnten im Rahmen einer Landsicherung bisher 1.350 km² ihrer gestohlenen Heimat den Totobiegosode (und ihren noch unabhängig im Wald lebenden Verwandten) zurück übertragen werden.

Mit den Wäldern sterben die Menschen des Waldes

– Der Überlebenskampf für die Wildbeuter-Kultur der Ayoreos im Chaco Paraguays –

Die gleiche fatale Rodungssituation trifft auch für das Gebiet um den Feldflugplatz Tagua zu. Dieser Ort liegt in der westlich gelegenen Region Amotocodie, den wir 1998 ebenfalls aufgesucht hatten (Hier kam es seinerzeit zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den dort eingedrungenen Rodearbeitern). Er liegt heute inmitten entwaldeter Flächen der Estancia (Rinderfarm) Tagua. .

Im Nördlichen Gran Chaco von Paraguay tickt eine „Zeitbombe“. Es ist die der gnadenlosen Zerstörung eines ca. 16.000 Jahre alten Ökosystems. Es wird geopfert massiven, neuen Entwaldungen für die Rindfleischproduktion und dem Profit für einige Wenige. Hintergrund ist die Öffnung der Märkte für den Export von paraguayischem Rindfleisch ab Mitte 2005.
Zusätzlich verdrängte in den letzten Monaten die gestiegene Ausdehnung des Sojaanbaus und sowie der Anbau von Pflanzen für so genannte „Bio“-Kraftstoffe in der Ostregion von Paraguay die expansiven Interessen der Viehzüchter in die Westregion, in den Chaco. Denn hier gibt  „es noch einen verfügbaren Wald”. Eng daran gekoppelt ist der drastische Anstieg der Grundstückspreise pro Hektar (2005: 30 – 40 US-$, 2008: 50 – 75 US-$).

Image Durch Fahrspur geöffnete Waldlandschaft in der Region Amotocodie

Durch die Expansion der Landwirtschaft werden weite Gebiete ökonomisch brauchbar, selbst solche, die vor kurzem noch als unbrauchbar galten. Die ökologischen Wirkungen sind dramatisch. Sie äußern sich in extremen Temperaturen bis + 47° C, jahrelangen Dürren, Flächenbränden, krepierenden Rindern und Wildtieren, Versiegen der Oberflächengewässer sowie der Versalzung des Grundwassers.
Der Vernichtungsfeldzug gegen Fauna und Flora trifft akut die letzten freien Gruppen der Ayoreos in den Wäldern nördlich der Mennonitenkolonien. Regelmäßig führte ihr Widerstand unter Einsatz von Waffen zur Aufmerksamkeit in der nationalen und internationalen Öffentlichkeit. Hier zu gehören die Verzweiflungsattacken von 1994 und 1998 mit Speer, Pfeil und Bogen auf Autos, Bulldozer und Rodearbeiter. Doch auch aus der jüngeren Vergangenheit gibt es ähnliche Signale, die bedeuten ACHTUNG! BIS HIERHER UND NICHT WEITER! IHR SEID AUF UNSEREM LAND!
Im Januar 2005 fand ein Ereignis statt, dass eindeutig auch einer Abwehrreaktion gleichkommt. Der Ort des Geschehens betrifft die Gegend von Chunguperedate, welches nördlich der Region Amotocodie liegt. An der Grenze des Besitzes  von Exgeneral Samaniego, heute UMBU S.A. war ein Begrenzungspfahl der Estancia herausgerissen worden. So etwas bedarf einer enormen Kraftanstrengung. Bei der Suche fand man unweit im angrenzenden Wald einen Schamanenpfahl. Dieser war mit Schnitzereien versehen und bemalt. Die Botschaft ist eindeutig: Bis hierher und keinen Schritt weiter! Wer das missachtet wird krank oder stirbt!

ImageAregedeurasade in Chaidi

Im März 2007 erging ein nationaler und internationaler Aufruf wegen der drohenden Abholzung und totalen Zerstörung  von 240 km² des unberührten Urwaldes inmitten der Region Amotocodie durch die Firma UMBU S.A.. Amotocodie ist historischer Lebensraum des Volkes der Ayoreos und wird ständig von zwei isolierten Ayoreo-Gruppen bewohnt. Diese Gruppen haben keinen Kontakt zur modernen Gesellschaft und führen ihr traditionelles Leben in enger Beziehung von Unabhängigkeit und gegenseitiger Hilfe im Einklang mit Natur und Wald.
Der Norden des Chaco in Paraguay gehört fast völlig privaten Eigentümern. Diesen gibt unsere Gesellschaft das Recht, die Wälder ohne Einschränkung oder Kontrolle zu zerstören. Das Projekt der Abholzung durch UMBAS S.A., ist repräsentativ für viele andere im Gebiet. Diesen Rodungen wird Vorrang eingeräumt, ohne die Charakteristika, Besonderheiten und Konturen der empfindlichen Natur zu beachten – als ob sie nicht existierten -. Im Fall von UMBA S.A. wird eines der größten Flussbettsysteme des nördlichen Chaco unterbrochen, und das obwohl national und international das indigene Recht auf dieses Gebiet als ursprünglich und vor den modernen Staaten bestehend, anerkannt ist. Z. Z. gibt es noch  100.000 km² intakten und unberührten Wald und damit eine Chance ihn zu erhalten, unsere räuberische Gegenwart zu überleben und eine Zukunft zu haben. Die Ayoreos distanzieren sich heftig gegen die verschwenderische und zerstörerische Nutzung, die der weiße Mann auf dem Gebiet der Ayoreos ausübt. Sie sagen: “Wir würden ihn besser pflegen. Wir verstehen es, ihn zu pflegen.”

Image Rinderweiden statt Naturlandschaft

Der nationale und internationale Aufruf gegen das Projekt der Abholzung von UMBU S.A. führte dazu, dass zahlreiche Personen, Persönlichkeiten, Netzwerke und Vereine, vor allem ausländische, Briefe an die Behörden von Paraguay richteten. Sie baten um unverzüglichen Widerruf der Genehmigungen für die Abholzung sowie die Etablierung effektiver Maßnahmen zum Schutz des Gebietes und der Rechte der isolierten indigenen Gruppen. Der internationale Druck hatte trotzdem einen Effekt: Seit August 2007 holzt die UMBU S.A. mit Beschleunigung ab und greift damit massiv in das zentrale Flussbett, das die Wälder durchquerte, ein. Durch diese Unterbrechung wird die Funktion als Lebensader für das ganze Ökosystem zerstört. Die Landschaft ist dazu verurteilt auszutrocknen. Dieses trifft dann auch für die anschließenden Gebiete zu. Der gewaltsame Eingriff in das Flussbett hinterlässt auch eine zahlreiche Population von Wasservögeln von großer Vielfalt ohne Lebensgrundlage, die das Gebiet frequentierten und in den Galeriewäldern an beiden Ufern des Flussbetts lebten.
Seit weit zurückliegenden Zeiten ziehen verschiedene lokale Gruppen der Ayoreos in diesem Gebiet durch, wenn sie ihren ständigen nomadischen Weg unterbrechen, um die Sommerpflanzungen im fruchtbaren Boden der zu beiden Ufern des Flussbetts anzulegen. Die Zerstörungen des Flussbetts heben zahlreiche amotoco auf – die kleinen natürlichen Lichtungen, die diesen Pflanzungen dienen – und annullieren fünf bekannte simijnai (Weiher, in denen Fische leben), die in der Trockenzeit für das Überleben der isoliert lebenden Ayoreos (Aislados, Isolados) lebenswichtig sind. Das Wissen über sie, sowie, dass man vor wenigen Jahren glaubte, sie seien die einzigen Silvicolas (Waldleute) / Moros (Wilde), führte dazu, dass die paraguayische Öffentlichkeit und Medien primär nur von der Ayoreo-Lokalgruppe der Totobiegosode ausging.
Erst in 2002 entdeckt man gleichzeitig an verschiedenen Stellen Spuren auch von isolierten Gruppen, die nicht zu den Totobiegosode gehören und von deren Anwesenheit man bislang keine Kenntnis hatte. Dieses ist besonders dem Wirken der Nichtregierungsorganisation Initiativa Amotocodie (IAM) zu verdanken. Bisher konnten verschiedene Haupt-Zonen der Aislados identifiziert werden. Auch der  Ost West Streifen, der entlang der südlichen Grenze Boliviens verläuft, wird von  isolierten Gruppen genutzt. In der Nähe dieses Bereichs liegen  sechs als Nationalparks geschützte Urwaldgebiete mit insgesamt 16.000 km². Außerhalb dieser Parks Befinden sich die  Lebensräume dieser Gruppen in Paraguay auf Privatgelände von ca. 1.000  Eigentümern, darunter paraguayische Großgrundbesitzer, Mennoniten und Ausländer (u. a. Deutsche). Die Waldindianer brauchen den Zugang zu den Flussläufen (ca. 2.500 km Flussläufe in der Gegend Amotocodie), und den Palmcamps (50 km² in derselben Gegend sowie den vielen kleinen Lichtungen im Wald, die für die Sommerpflanzungen der Ayoreos geeignet sind.
Andererseits ist der IAM bekannt, dass bis Juli 2008  Rodungen von weit über 500 km² neu bewilligt worden sind, um für weitere Rinderweiden gerodet zu werden. Allein in der Gegend Amotocodie sind  in den letzten zehn Jahren 887,5 km befahrbare Erdstraßen durch die Wildnis getrieben worden. Zusätzlich entstanden 2.730 km Schneisen, die errichtet  wurden, aber nicht befahren  werden. Seit 1998 bis Oktober 2007 wurden in Amotocodie insgesamt 1.373,8 km² gerodet. Der jährliche Zuwachs beträgt z. Zt. pro Jahr über 200 km². Das ist die offizielle „Landkarte“ des Chaco, die der Zivilisation. Doch es gibt eine weitere „Landkarte“. Es ist die der traditionellen Territorien der Ayoreos. Es ist deshalb sehr wichtig sichtbar zu machen, was unsichtbar im nördlichen Chaco ist.
Die IAM führt regelmäßig Monitoringfahrten unter Beteiligung von „walderfahrenen“ Ayoreos durch. Sie hat inzwischen über 130 Signale (wie Spuren, aufgehackte Bienenbäume, gesehene Personen) erfasst zur Lokalisierung der Anwesenheit von Aislados . Hierzu gehört auch die Sichtung von Waldleuten am 30.04.08. Nach den vorliegenden Erkenntnissen ist davon auszugehen, dass  5 Gruppen der Ayoreos ohne Kontakt zur kolonisierenden Gesellschaft leben. Es handelt sich dabei um etwa 60 – 100 Personen. Die kleinste der Gruppen mit  elf namentlich bekannten Personen gehört zu den Totobiegosode. Sie werden von einem mächtigen Schamanen geführt und halten sich seit Jahren in Amotocodie auf. Die Anderen, die z. Teil von der Personenanzahl her größer sind, gehören nicht identifizierten Gruppen an. Seit 2005 erfolgt die Monitoringarbeit, die zugleich schützende Funktion hat,  mit der Ayoreo-Organisation UNAP (Uniòn de Nativos Ayoreo de Paraguay).
So wie die Spuren zunehmen, drohen immer wieder plötzliche Zusammentreffen der weissen Bevölkerung mit Aislados. Diese „Fast-Kontakte“ haben in den letzten Jahren, auch aufgrund der fortschreitenden Rodungen zugenommen. Insbesondere häufen sich die Ereignisse zum Ende der Trockenzeit, da es dann kaum noch Wasser gibt. Nach wie vor besteht die Bedrohung durch Missionierung. Obwohl durch die Verfassung  verboten, besteht unter den mennonitischen Siedlern die Auffassung, dass es notwendig ist, die Wald-Ayoreos zu kontaktieren, aus dem Wald zu holen und zu evangelisieren. Sie arbeiten dabei eng mit der aus den USA stammenden fundamentalistischen New Tribes Mission (NTM) zusammen. Die Missionare verfolgen eine Politik der ethnischen Säuberung des Gebietes und sind damit Wegbereiter für die Ressourcenausbeutung. Gefahren bedeuten auch die vergebenen Konzessionen zur Erkundung und Ausbeutung der Bodenschätze (primär Erdöl/-gas). Sie beinhalten den größten Teil der von den isolierten Gruppen genutzten Territorien.  2004 sowie 2005 steigerte sich diese Bedrohung durch die Ölerkundungen im Gebiet des Médano Nationalparks, der Lebensraum isolierter Gruppen ist. Die Regierung versuchte erfolglos den Nationalpark zu deklassifizieren, um die Suche nach Bodenschätzen zu erleichtern. Hinzu kommen der Raub und der illegale Handel mit Edelhölzern, Fangen und Exportieren von Wildtieren. Die Anzahl der neuen Siedler steigt, gleichfalls die der Jäger. Um dem entgegen zu wirken,  entstanden mehrere Nichtstaatliche Organisationen zum Schutz der isolierten Gruppen und ihrer Lebensräume. Hierzu gehören neben IAM und UNAP auch GAT (Gente, Ambiente, Territory): Unterstützung der Landforderungen der 1986 eingefangenen Totobiegosode-Gruppe (betrifft einen Teil des traditionellen Gebietes dieser Gruppe, insgesamt 5.500 km²) mit Zusammenwirken mit OPIT (Organisation der Totobiegodode) sowie die indigene Dachorganisation CAPI (Comission por la Autoderminacion Indigena).

Image Für 50 € sirbt 1 ha Wald und wird zu Weideland

Eine zerstörte, ohne Wald bestehende Erde, bleibt „erloschen” wie jene Ayoreos sagen, denen schon früher ähnliche Waldgebiete geraubt wurden, und die heute in Ungewissheit am Rand der modernen Gesellschaft leben. Es sterben die Wege für die Wanderungen in die Gebiete der Jagd auf Schildkröten und  Schweine, in die des Sammelns von Honig und Fasern der Luftwurzelnelken (Bromeliafasern), mit denen die Frauen ihre Träume und Visionen vom Leben weben, indem sie sie in Taschen verwandeln. Es verschwinden zahlreiche Hütten im Wald, wo man Schutz suchen kann, und die Orte, die das Leben kennzeichnen und die Geschichte von Generationen erzählen.
Ein Blick auf die Satellitenkarte von Amotocodie zeigt, dass mehrere Abholzungen im Gange sind. Obwohl noch immer ein kompaktes Zentrum intakten Waldes bleibt, werden bald nur noch wenige Plätze bleiben, in denen die Ayoreos des Waldes keinen Lärm in der Ferne von den Planierraupen hören, die Tag und Nacht arbeiten. Die isolierten Gruppen bestimmen immer noch ihren Gang, aber jedes Mal eingeschränkter. Die moderne Gesellschaft nimmt ihnen nach und nach ihre Selbstbestimmung.

Mit der Amtseinführung des neuen Präsidenten Lugo (linksliberaler Ex-Bischof) am 15. August, besteht die Hoffnung für die Gewinnung von Fiscal-Land: Illegal erworbenes Land soll an den Staat zurück übertragen werden und dieses möchte man versuchen zu kombinieren mit den Territorialforderungen und dem  Landerwerb für die Ayoreos. Denn bislang war der Staat sehr zurückhaltend in Fragen Enteignung von Privatbesitz zugunsten Indigenen. Wie wichtig das ist, machen die Worte von Mateo Sobode Chiquenoi, Präsident von UNAP zu dem Landkauf der IAM in Amotocodie deutlich. Es ist eine Fläche zum Schutz Isolierter Ayoreo-Gruppen, die mit Verfügung Nr. 11761 der Staatsbehörden vom 18.01.2008 als  Schutzgebiet anerkannt wurde. Sie trägt den Namen Naturreservat des Ayoreostammlandes „Punié Paesoi“. „Punié Paesoi“ bedeutet in der Zamuco-Sprache (Ayoreo) Gebiet, welches durch die dort wohnenden Menschen geschützt ist. …Mateo Sobode (Union der Ayoreo Urweinwohner von Paraguay) erklärt hierzu: „Puniè Paesoi ist etwas, was man nicht schützt, weil andere es sagen, dass sie es schützen. Man schützt es, weil dort Menschen wohnen, die es ermöglichen, dass der Ort weiter lebt.“

Von „draußen”, von unserer Welt der entwickelten Gesellschaft kämpfen die UNAP (Unión de Nativos Ayoreo del Paraguay, Vereinigung der Ayoreo-Eingeborenen von Paraguay) und die OPIT (Organización de grupo local Ayoreo Totobiegosode, Organisation der lokalen Ayoreo-Gruppe Totobiegosode) unermüdlich für den Schutz, für die Rückgewinnung und die legale Anerkennung der Gebiete, die schon immer ihr Lebensraum waren. Und sie versuchen, ihren unsichtbaren Brüdern Kraft zu geben, die dieselbe Arbeit “von innen” machen: Zu vermeiden, dass der Wald verschwindet.

Der Artikel entstand im Ergebnis der Reise nach Nordparaguay im Juli 2008. FdN unterstützt seit Jahren die Landsicherungsprojekte von GAT und IAM (siehe: PROKEKTE).

 

 

PARAGUAY: AYOREO INDIO VERSTIRBT IN DER ZIVILISATION

von Bernd Wegener, 1. September 2008

Während unserer Fahrt am 9. Juli in die seit 2004 bestehende Totobiegosode-Siedlung Chaidi erhielten wir eine traurige Nachricht zum Schicksal von Parojnai Picanerai. Kaum zehn Jahre, nachdem er mit seiner Frau Ibore und fünf Kindern aus dem Wald gekommen war, erlag er den Krankheiten der Zivilisation. Im April 2008 starb er an Lungenproblemen, deren Anfänge in der Missionsstation Campo Loro liegen. Seinerzeit musste er wegen TBC in Asuncion hospitalisiert werden. Das TBC nun die Todesursache sei, dafür gibt es jedoch keine Bestätigung.

Waldrodungen hatten das einst von ihrer Ayoreo-Sippe verstoßene Geschwisterpaar Parojnai und Ibore aus dem Norden in die Region von  Amotocodie verdrängt. Hier waren sie der Verfolgung durch die dort lebenden Totobiegosode ausgesetzt. Da sie für ihre Kinder keine Heiratspartner mehr finden konnten, hatte der Ayoreo-Prediger Samuel Basui Picanerai keine großen Schwierigkeiten sie aus dem Wald zu locken. Er brachte sie in die neubaptistische Mission der fundamentalistischen aus den USA stammenden New Tribes nach Campo Loro. Nach einem Jahr Krankheit, Depressionen sowie erlittenen Kulturschock brachte man sie schließlich in den Norden der ehemaligen Estancia San Antonio. Das Gebiet ist gesichertes Waldterritorium und gehört zur Landforderung der Totobiegosode, die auch von FdN unterstützt wurde. Hier gab es keine Bedrohung durch Waldzerstörung.
Parojnai Picanerai lebte in den letzten Jahren mit seinen Kindern in Arocojnadi, einer 1997 gegründeten Totobiegosode-Siedlung (Ibore hatte vor geraumer Zeit ihn und die Kinder verlassen, um mit einem anderen Ayoreo zusammen zu leben).

ImageFoto: Parojnai Picanerai mit Kind (GAT)

 

 

BRASILIEN: KONFLIKTE ZWISCHEN INDIOS UND SIEDLERN ESKALIERE

von Administrator, 10. August 2008

Tief in den nördlichsten Ausläufern des Amazonas Dschungels hat ein Landkonflikt zwischen Reisfarmern und einer handvoll Indianischer Stämme eine solch aggressive Wendung genommen, dass das oberste Gericht warnt, es könnte zu einem Bürgerkrieg eskalieren.
Vom Gericht wird im August eine Entscheidung erwartet, ob die Regierung mit der Zwangsräumung von Reisfarmern in einem 1,7 Millionen Hektar großen Indianischem Reservat welches von Luiz Inacio Lula da Silva im Jahr 2005 kreiert wurde, fortfahren kann. Die Räumungen wurden im April gestoppt, als Reisfarmer begannen Brücken nieder zu brennen sowie Straßen zu blockieren. Richter sagten, sie fürchten einen  „wahrhaften Bürgerkrieg.“

Die Entscheidung des Gerichts könnte helfen die Zukunft des Amazonas zu bestimmen, dessen verbleibende Dschungelgebiete eine kritische Pufferzone gegen die globale Erwärmung darstellen. Sie könnte auch Brasiliens Politik gegenüber seinen indianischen Einwohnern neu definieren, in einer Zeit andauernder Konfrontationen, während das Land Millionen von Dollars ausgibt um Straßen zu eröffnen, Dämme zu bauen und in der größten verbliebenen tropischen Wildnis Agrarwirtschaft zu fördern. Anders als in den meisten Lateinamerikanischen Ländern, wo Indigene für ihre Rechte in der Mehrheitsgesellschaft kämpfen, leben die meisten Indianer Brasiliens weiterhin im Dschungel und führen ihre Sprachen und Traditionen fort. Diese Indianer kämpfen seit Jahrzehnten darum das Stammesland ihrer Ahnen zu behalten oder wieder zu gewinnen. Brasiliens Konstitution von 1988 erklärte, dass alle Indianischen Stammesgebiete demarkiert werden und den Stämmen innerhalb von fünf Jahren übergeben werden müssen. Dieser Prozess dauert noch immer an, mittlerweile sind circa 11 Prozent des brasilianischen Staatsgebietes und fast 22 Prozent des Amazonas in Indianischen Händen.

Mit dem Fortschreiten des Holzeinschlags, der Vieh- und Agrarwirtschaft im Amazonas nahmen der Konflikt mit den Indianern und der Druck der Regierung zu, die Größe der Reservate einzuschränken. Im Frühjahr haben Regierungs-Anthropologen Fotos freigegeben, die zeigen wie einer der letzten unkontaktierten Stämme der Welt vor Holzeinschlagsaktivitäten nahe der peruanischen Grenze flieht. Im Mai bedrohten Indianer, die gegen ein geplantes Dammprojekt am Xingu Fluss protestierten, einen offiziellen Gesandten der Regierung mit einer Machete. Hohe Militärgeneräle warnen, dass zuviel Land in indianischen Händen, speziell entlang den Grenzen Brasiliens, die nationale Sicherheit bedroht und dazu führen könnte, dass Stämme sich einseitig zu unabhängigen Nationen erklären. Sie vergleichen die Situation mit dem Kosovo, welches sich im Februar von Serbien abspaltete. Bei einem lautstarken Seminar zur nationalen Souveränität im Militärclub von Rio de Janeiro attackierte der Kopf des Amazonaskommandos der Armee, General Augusto Heleno Pereira, die Indigenenpolitik der Föderalregierung als „bedauerlich und chaotisch“. Er schlug sogar vor, die Armee solle sich weigern die Siedler zu entfernen.

“Die brasilianische Armee dient nicht der Regierung, sondern vielmehr dem brasilianischen Staat“ sagte Pereira. Die Kommentare Pereiras wurden in den brasilianischen Medien als teilweise hochverräterisch betitelt. Daraufhin wurde er einberufen, um sie mit Nelson Jobim, dem Verteidigungsminister des Landes, zu besprechen. Sowohl die Armee, als auch das Verteidigungsministerium sagten später, dass die Angelegenheit geklärt sei, ohne weitere Kommentare abzugeben.
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In Roraima, einem spärlich besiedelten und an Guyana und Venezuela grenzenden Staat, hatte die Regierung im Jahre 2005 offiziell und nach langen Verzögerungen das „Raposa Serra do Sol“ Indianerreservat anerkannt. Das Reservat wurde ins Leben gerufen, um circa 18.000 Indianer der Macuxi, Ingarico, Patamona, Wapixana und Taurpeng Stämme zu schützen, die in dem Gebiet leben. 3500 Menschen versammelten sich vor drei Jahren, um das neue Reservat zu feiern. Sie saßen jedoch für kurze Zeit im Dschungel fest, da Vandalen eine Brücke angezündet hatten. Die Gewalt setzte sich fort mit jedem Versuch die Siedler zu entfernen.

„Die Frage hier ist viel größer als der Staat Roraima. Es ist eine Frage nationaler Integration“, sagte der Reisfarmer Paulo Cesar Quartiero, der zweimal im Gefängnis saß. Einmal wegen Widerstandes gegen die Räumung und ein weiteres Mal bezog sich die Anklage auf Waffenbesitz, nachdem seine Arbeiter auf 10 Indianer schossen und sie verwundeten. Der Staatsgouverneur von Roraima Jose de Ancieta hat Klage erhoben, um die Räumungen zu stoppen, er argumentierte, dass das Reservat die ökonomische Entwicklung stark beeinträchtige, in einem Staat, in dem 46 Prozent des Landes schon in indianischen Händen sind. Und viele Brasilianer – inklusive einiger führender Militärs – beginnen die nationale Indigenenpolitik sogar als eine Bedrohung nationaler Souveränität zu kritisieren.

Paulo Santilli von der „National Indian Foundation” Brasiliens sagt jedoch, dass eine Gerichtsentscheidung zugunsten der Reisbauern Chaos im Amazonas auslösen würde „nicht nur von den Indianern ausgehend, sondern auch von Landräubern und Holzfällern, welche es als Signal auslegen würden, dass in Reservate eingedrungen werden kann.“ Indianer und ihre Verbündeten fürchten auch, dass ein solcher Beschluss Richtern auch erlauben würde die Größe anderer bereits etablierter Reservate zu reduzieren. „Wenn sie gegen uns entscheiden, wäre es das Schlimmste, was den Indigenen in Brasilien passieren kann“, sagte der Macuxi Chief Pedro Raposa da Silva. Zusätzlich sagte er, dass wütende Indianer die Räumungen selbst ausführen könnten, sollte das Gericht gegen sie entscheiden.

Offiziell steht die Regierung auf Seiten der Indianer. „Diese Leute (die Siedler) denken, ihr Beitrag zur Ökonomie und ihre Kontrolle über die lokalen Institutionen geben ihnen Recht“, sagte der Justizminister Tarso Genro, der auch die Aufsicht über die indigenen Belange hat. „Sie irren sich.“

Manche Richter des obersten Gerichtshofes deuten jedoch schon an, dass sie dem nicht zustimmen. „Wenn wir das Konzept der vorausgehenden Inbesitznahme zu weit treiben“, sagte der Richter des obersten Gerichtshofes Marco Aurelio Mello, „werden wir meine wundervolle Stadt Rio de Janeiro den Indianern übergeben müssen.“

 

 

BRASILIENS INDIANER AM XINGU DROHEN GEOPFERT ZU WERDEN

von FdN, 23. Juni 2008

Protestaktion: Trotz der seit Jahrzehnten bekannten negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen von Großstaudammprojekten in Amazonien will die brasilianische Regierung neue Wasserkraftwerke bauen lassen: Das größte davon, der Belo Monte Damm (11.000 MW) am Rio Xingu (Pará), scheint nun beschlossene Sache. Dass dabei der zentrale Lebensraum von über einem Dutzend Völkern faktisch zerstört wird, spielt bisher eine untergeordnete Rolle. Die indianischen Völker formieren nun den Widerstand gegen das Dammprojekt und bitten dringend um Hilfe!

Einen Protestbrief finden Sie am Ende des Berichts. Stellungnahme der Indigenen zu den geplanten Entwicklungsmaßnahmen am Xingu Fluss:

DER „XINGU FÜR IMMER LEBENDIG“ BRIEF

Wir, Repräsentanten indigener Völker, Flussuferbewohner, Sammler von Produkten des Waldes, Familienbauern, Stadtbewohner, Soziale Bewegungen und Nicht-Regierungsorganisationen des Xingu Beckens trafen uns auf dem „Xingu Forever Alive encounter“ (Xingu für immer lebendige Begegnung), in der Stadt Altamira, im Staat Pará, brasilianischer Amazonas, zwischen dem 19. und 23. Mai 2008, um die Bedrohungen des Flusses, der uns gehört und von dem wir ein Teil sind, zu diskutieren und um noch mal zu bestätigen, welche Art Entwicklung wir für unsere Region wollen.

Wir, die wir die Ureinwohner des Xingu Beckens sind in dessen Lauf und auf dessen Nebenflüssen wir heute geschifft sind, um uns hier zu treffen, in dem wir Fische fangen, die uns ernähren, auf die Reinheit dessen Wassers wir angewiesen sind, um trinken zu können, ohne uns Sorgen um Erkrankungen zu machen, von dessen Kreislauf von Ebbe und Flut wir abhängen für unsere Landwirtschaft, dessen Waldprodukte wir sammeln, den wir verehren, dessen Schönheit und Großzügigkeit wir jeden Tag aufs Neue zelebrieren; unsere Kultur, unsere Spiritualität und unser Überleben sind tief verwurzelt im Xingu und unsere Existenz hängt von ihm ab.

Wir, die wir unsere Wälder gepflegt und geschützt haben und die natürlichen Ressourcen unserer Territorien inmitten von Zerstörung, welche den Amazonas ausgeblutet hat, fühlen, dass unsere Würde erniedrigt wurde und dass wir von der brasilianischen Regierung und privaten Dammbaugruppen, die Dämme im Xingu und seinen Nebenflüssen, die in erster Linie den Belo Monte Dam, planen, nicht respektiert wurden. Zu keiner Zeit fragten sie uns was wir für unsere Zukunft wollen. Zu keiner Zeit haben sie uns gefragt was wir über den Bau der hydroelektrischen Dämme denken und noch nicht einmal die indigenen Völker wurden gefragt – ein Recht dass ihnen nach dem Gesetz zusteht. Trotz dieser Tatsache wurde der Belo Monte durch die Regierung als abgeschlossener Handel präsentiert, obwohl seine Funktionsfähigkeit in Frage gestellt wurde.

Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass eine Umlenkung des Xingu in seiner großen Biegung permanente Überflutungen im oberen Lauf hervorrufen wird, tausende Flussuferfamilien und Bewohner der Stadt Altamira vertreiben, die Landwirtschaft, die Biodiversität beeinflussen und unsere Strände überflutend wird. Auf der anderen Seite würde der Damm praktisch mehr als 100 Kilometer Fluss austrocknen, was Schifffahrt, Fischerei und die Nutzung von Wasser unmöglich macht für viele Gemeinschaften, inklusive verschiedenen indigenen Gebieten und Reservaten.

Wir haben auch Bedenken bezüglich der Konstruktion kleiner Hydroelektrischer Dämme (PCHs), im Quellgebiet des Xingu. Manche wurden schon gebaut und andere wurden autorisiert, ohne jedwede Evaluation der Auswirkungen, die diese Dämme bei den 14 indigenen Völkern, die im Xingu Indigenen Park leben, haben werden. Diese Dämme entweihen ihre heiligen Stätten und können die Fische auslöschen welche sie ernähren.

Deshalb fordern wir als brasilianische Bürger, öffentlich gegenüber unserer Gesellschaft und unserer Bundes-, Staats- und lokalen Regierungsbehörden unsere Entscheidung, unsere Rechte zu verteidigen und die unserer Kinder und Enkel, um in Würde zu leben, unsere Heimstätten und Territorien, unsere Kultur und Lebensweisen zu erhalten, unsere Ahnen zu ehren, die uns eine gesunde Umwelt hinterließen. Wir werden die Konstruktion von Dämmen im Xingu und seinen Nebenflüssen nicht akzeptieren, seien sie groß oder klein, und wir werden weiter gegen die Auferlegung eines Entwicklungsmodells kämpfen, welches sozial ungerecht und Umwelt zerstörend ist und welches heutzutage durch die Zunahme der illegalen Aneignung von öffentlichem Land, durch illegale Abholzungsoperationen, durch geheime verborgene Goldminen, welche unsere Flüsse töten und durch die Expansion Landwirtschaftlicher Monokulturen und extensiver Viehzucht, die unsere Wälder abholzt, repräsentiert wird.

Wir, die wir jede Kurve des Flusses kennen, möchten der brasilianischen Gesellschaft mitteilen und fordern von den öffentlichen Behörden die Umsetzung UNSERES Entwicklungsprojektes für die Region, welches beinhaltet:

1. Die Bildung eines Forums welches die Völker des Beckens zusammenbringt um eine permanente Kommunikation über die Zukunft unseres Flusses zu erlauben und letztendlich die Bildung eines Xingu Flussbecken Komitees (Xingu River Basin Committee);

2. Die Konsolidierung und den effektiven Schutz von Naturschutzgebieten und indigenen Landstrichen und das Ermitteln und die Legalisierung von Gebietsansprüchen auf öffentliches Land im Xingu Becken;

3. Die sofortige Bildung des „Mittel Xingu Extrahierungsreservates“( Middle Xingu Extractive Reserve);

4. Die sofortige Abgrenzung des Cachoeira Seca indigenen Gebietes (Cachoeira Seca Indigenous Territory) und die faire Umsiedlung seiner Nicht-Indigenen Bewohner, sowohl wie die Entfernung von Invasoren im indigenen Parakanã Territorium.

5. Das Ergreifen von Maßnahmen, welche effektiv Entwaldung, inklusive illegaler Abholzung und Landraub aufhalten.

6. Zusätzliche öffentliche Instrumente, die Fördergelder für nachhaltige Extraktion von Produkten des Waldes bereitstellen und Unterstützung für Familienlandwirtschaft auf Basis ökologischen Landbaus und welche die Vermarktung von Produkten des Waldes schätzen und fördern ;

7. Öffentliche Instrumente, die imstande sind die Verbesserung und Installation von städtischen Wasser- und Abwasserbehandlungs-Systemen zu fördern.

8. eine Zunahme öffentlicher Politiken um der Nachfrage nach Gesundheitsfürsorge, Bildung, Transportwesen und öffentlicher Sicherheit, in einer Art und Weise, die mit unserer Realität übereinstimmt, nachzukommen;

9. Entwicklung von öffentlichen Politiken welche soziale Kommunikationsmedien erweitern und demokratisieren;

10. Mehr öffentliche Instrumente, die für Erholung von Wäldern und Gebieten, die durch Viehhaltung, Abholzung und Bergbau degradiert wurden;

11. Verbot von Dammbauten in den Xingu Quellflüssen, welche schon stattgefunden haben wie mit der Errichtung des „Paranatinga II“ Kleindamms im Culuene Fluss;

12. Der effektive Schutz des großen Biodiversitäts-Korridors welcher durch die indigenen Landstriche und Schutzgebiete des Xingu gebildet wird.

Wir, die wir unseren Xingu Fluss beschützt haben, akzeptieren weder die Undurchsichtigkeit, mit der sie uns Entscheidungen aufzwingen wollen, noch die Art wie wir von öffentlichen Beamten mit Geringschätzung behandelt werden. Unsere Art sich dem Land zu präsentieren ist: durch unsere Würde, das Wissen welches wir geerbt haben und die Lehren, durch die wir den Respekt, den wir verlangen, übermitteln können. Dies ist unser Anliegen, dies ist unser Bemühen. Wir wollen dass der Xingu für immer lebt.

Altamira, 23.Mai 2008

Unterzeichner: Kayapó da Aldeia Kriny, Kayapó do Bacajá Xikrin, Kayapó de Las Casas, Kaiapó de Gorotire, Kayapó Kubenkrãkênh, Kayapó Moikarakó, Kayapõ Pykarãrãkre, Kayapó Kendjâm, Kayapó Kubenkàkre, Kayapó Kararaô, Kayapó Purure, Kayapó Tepore, Kayapó Nhàkin, Kayapo Bandjunkôre, Kayapó Krânhãpari, Kayapó Kawatire, Kayapó Kapot, Kayapó Metyktire, Kayapó Piaraçu, Kayapó Mekrãnoti, Kayapó Pykany, Kayapó da Aldeia Aukre, Kayapó da Aldeia Kokraimoro, Kayapo Bau, Kayapó Kikretum, Kayapó Kôkôkuêdja, Mrotidjam Xikrin, Potikrô Xikrin, Djudjekô Xikrin, Cateté Xikrin, Ôodja Xikrin, Parakanã da aldeia Apyterewa e Xingu, Akrãtikatejê, Parkatejê, Munduruku, Araweté, Kuruwaia, Xipaia, Asurini, Arara da aldeia Laranjal e Cachoeira Seca, Arara do Maia da terra Alta, Panará, Juruna do Km 17,Tembé, Kayabi, Yudja, Kuikuro, Nafukua, Kamaiurá, Kalapalo, Waurá, Trumai, Xavante, Ikpeng, Apinayé, Krahô, Associação das Mulheres Agricultoras do Assurini, Associação de Mulheres Agricultoras do Setor Gonzaga, Associação dos Moradores do Médio Xingu, Associação dos Moradores da Resex do Iriri ,Associação dos Moradores da Resex Riozinho do Anfrisio, AFP- Associação Floresta Protegida do povo Kayapó, Associação Indígena Kisedje – povo Kisedje (Parque Indígena Xingu), Associação Pró-Moradia do Parque Ipê, Associação Pró-Moradia do São Domingos, Associação Yakiô Panará – Povo Panará, Associação Yarikayu – povo Yudja (Parque Indígena Xingu), Articulação de Mulheres Paraenses, Articulação de Mulheres Brasileiras, ATIX – Associação Terra Indígena Xingu (Parque Indígena Xingu), CJP- Comissão de Justiça e Paz, Conselho Indigenista Missionário (CIMI), Prelazia do Xingu, CPT- Comissão Pastoral da Terra, FAOR – Fórum da Amazônia Oriental, Federação de Assistência Social e Educacional (FASE), FETAGRI- Federação dos Trabalhadores na Agricultura Regional Altamira, Fórum de Direitos Humanos Dorothy Stang (FDHDS), Fórum Popular de Altamira, Fundação Elza Marques, Fundação Tocaia, Fundo DEMA, Grupo de Mulheres do Bairro Esperança, Grupo de Trabalho Amazônico Regional Altamira (GTA), IPAM- Instituto de Pesquisa Ambiental da Amazônia, Coordenação das Organizações Indígenas da Amazônia Brasileira (COIAB), MAB- Movimento dos Atingidos por Barragem, STTR-Altamira, Pastoral da Juventude, S.O.S. Vida, Sindicato das Domésticas de Altamira, Sindicato dos Trabalhadores em Educação Pública do Pará – SINTEPP, Movimento de Mulheres Trabalhadoras de Altamira Campo e Cidade – MMTACC, Movimento de Mulheres do Campo e Cidade do Pará – MMCC, Movimento de Mulheres do Campo e Cidade Regional Transamazônica e Xingu, Fórum de Mulheres da Amazônia Paraense, SDDH- Sociedade Paraense dos Direitos Humanos, MNDH- Movimento Nacional dos Direitos Humanos, MMM- Movimento de Mulheres Maria Maria, SOS Corpo, Instituto Feminista para a Democracia, Instituto Socioambiental – ISA, Fundação Viver Produzir e Preservar (FVPP).

Unterstützt von: Environmental Defense (USA), Heinrich Boell Foundation (Germany), fPcN interCultural (UK, Germany), International Rivers (USA), Probe International (Canada), Rainforest Action Network (USA), Rainforest Foundation US, Rainforest Foundation Norway, Survival International (UK), Global Response (USA)

Übersetzung aus dem Englischen: Jellan Bohlander

Protestbrief:

Dear Mr. Lula,
we are writing to support the May 2008 resolution of indigenous peoples and social movements of the Amazon’s Xingu basin to oppose hydroelectric dams on the Xingu River and its tributaries. Dams currently being planned would directly impact indigenous populations, destroying their way of life.
We believe the Xingu should be preserved for the well-being of its people, and as a critical area in the future protection of the Amazon rainforest.

I await your response.
Yours sincerely,

Date:
Your NAME
Your ADDRESS

Senden Sie den Brief an:
Exmo. Presidente Luis Inácio Lula da Silva
Palácio do Planalto Praça dos Três Poderes,
Palácio do Planalto 70100-000 Brasília, DF Brazil

Exma. Sra. Dilma Vana Rousseff
Ministra-Chefe da Casa Civil Palácio do Planalto – 4º
Andar 70150-900 Brasília, DF Brazil

Exmo. Sr. Carlos Minc Baumfeld
Ministro do Meio Ambiente, Recursos Hídricos e da Amazônia Legal Esplanada dos Ministérios,
bl. B 70068-901 Brasília, DF Brazil

Oder per E-Mail über das Kontaktformular von Lula de Silva.
Achtung: Nachdem Sie die Nachricht verschickt haben, werden Sie per E-Mail aufgefordert die Nachricht zu verifizieren!

 

 

SCHUTZWALL FÜR PARAGUAYS LETZTE UNKONTAKTIERTE INDIANER

von FdN, 16. Juni 2008

In den letzten Wochen dominierte eine Nachricht die Medienwelt: Neues Indianervolk in Brasilien entdeckt. Zu befürchten ist, dass sich nun fanatische Missionare, Entwicklungshelfer und Filmemacher auf die Suche nach ihnen begeben. Damit droht ihnen die Auslöschung als kulturell eigenständiges Volk. Deswegen engagiert sich FdN insbesondere für den Schutz solcher sensiblen Indigenen Gemeinschaften. Erneut konnten wir unserer Partnerorganisation in Paraguay, der Iniciativa Amotocodie, und den Verein zur Unterstützung indianischer Landforderungen im paraguayischen Chaco e.V. finanziell mit jeweils 1000,00 € unterstützen. Dank Ihrer Spendenbereitschaft und Vertrauen in unsere Organisation können wir uns für die noch unkontaktierten Ayoreo Totobiegosode in Paraguay weiter einsetzen. Background: Die Totobiegosode gehören zum indigenen Volk der Ayoreode, das ehemals ein sehr großes Gebiet im Norden des paraguayischen Chaco und Südosten Boliviens bewohnte. Die meisten Ayoreode wurden seit den 1950er Jahren vor allem durch die New Tribes Mission auf Missionsstationen gesammelt und angesiedelt. Dieses Volk zählt heute ca. 5000 Personen.
Unter den Ayoreode nehmen jedoch die Lokalgruppen der Totobiegosode eine Sonderstellung ein, da Angehörige von ihnen noch bis heute in ihrem Gebiet im nordöstlichen Chaco unabhängig von der kolonisierenden Gesellschaft vom Jagen und Sammeln leben. Spuren und verlassene Hütten deuten auf mehrere kleine Grüppchen, die verstreut über das Gebiet leben, eine genaue Anzahl der Personen ist allerdings unbekannt.
Diese Gruppen lehnen den Kontakt mit der kolonisierenden Gesellschaft vehement ab, mit Pfeilen verteidigen sie ihr Leben und Land gegen eindringende Bulldozer und Fahrzeuge (beispielsweise 1994 und 1998). Diese Gruppen befinden sich erneut in Lebensgefahr durch die drohende Erschließung ihres Lebensraumes und die gewaltsame Kontaktierung bzw. Unterwerfung durch die kolonisierende Gesellschaft.

Projektbeschreibung Landkauf

Die INICIATIVA AMOTOCODIE sowie der Verein zur Unterstützung indianischer Landforderungen im paraguayischen Chaco e.V. arbeiten zu indigenen Landforderungen und kaufen Schutzgebiete für die letzten noch unkontaktierten Indianergruppen an.

Iniciativa Amotocodie 
Benno Glauser
Coordinador General
Filadelfia – Chaco – PARAGUAY
Tel./Fax.: (0491) 32632
http://www.iniciativa-amotocodie.org

Verein zur Unterstützung indianischer Landforderungen im paraguayischen Chaco e.V.
c/o Dr. Rolf Scheibler
Lindenstr. 3
CH-4433 Ramlinsburg
Tel. 061 931 27 92
Fax 061 933 90 84
http://www.indigene-paraguay.ch/index.html

 

 

UPDATE: LANDKAUFPROJEKT IN PARAGUAY FÜR AYOREO TOTOBIEGOSODE

von FdN, 15. April 2008

Liebe Mitglieder von FdN,
wir freuen uns, dass wir Euch ein neues, wichtiges Ergebnis der Arbeit von Initiativa Amotocodie (die IA wird seit Jahren von FdN unterstützt) mitteilen können. Es betrifft die Verfügung der Staatsbehörden mit Nr. 11761 vom 18.01.2008: Das erste gekaufte Landstück, um einen Schutz Isolierter Ayoreo-Gruppen im nördlichen Chaco Paraguays zu erreichen, ist als geschütztes Wildreservat bestätigt worden. Es ist eine privat-rechtlich erworbene Fläche, die den Namen trägt Naturreservat Erbe Ayoreo „Puniè Paesoi“. „Puniè Paesoi“ bedeutet in der Zamuco-Sprache (Ayoreo) geschütztes Gebiet für die dort wohnenden. …Mateo Sobode Chiquenoi, Präsident von UNAP (Union der Ureinwohner Ayoreos von Paraguay) erklärt hierzu: „Puniè Paesoi ist etwas, was man nicht schützt, weil andere es sagen, dass sie es schützen. Man schützt es, weil dort Menschen wohnen, die es ermöglichen, dass der Ort weiter lebt.“

2002 beschloss die IA neben allen anderer Strategien zum Schutz Isolierter Indigener Gruppen, sich auch dem Landerwerb zu widmen. Es gibt dafür zwei Gründe. Einerseits gehören die Ländereien im Chaco, wie sonst auch in Paraguay – außer einigen Nationalparks – Privaten. Der Staat ist sehr zurückhaltend in Fragen Enteignung von Privatbesitz zugunsten Indigenen. Andererseits befinden sich die Isolierten Indigenen Gruppen, insbesondere in der Region Amotocodie, in einer Notsituation, die uns ein Notprogramm geradezu aufdrängt. Das Naturreservat Erbe Ayoreo „Puniè Paesoi“ hat eine Fläche von 37,40 km². Es liegt im Nordosten von Amotocodie, in Höhe Tte. Martinez. Es wird aktuell genutzt durch isolierte Gruppen, die diesbezüglichen Beweise sind durch die IA und UNAP erbracht. Es handelt sich um traditionelles Gebiet der Ayoreos. Das Land ist unberührt, abgesehen von einer alten Vermessungsschneise (s. Luftbild Google Earth, 2006). Einer der wichtigsten Flüsse des Nord-Chaco spendet Lebenskraft für die Menschen des Waldes und für den Wald. Dieser erste Landerwerb wurde ermöglicht durch Spenden der Union Internacional para la Naturaleza (UINC), Niederlande sowie Freunden von uns und der Ayoreos. Der Kauf resultierte aus 2003/4, als die damals noch junge UNAP sich noch nicht an der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz Isolierter Indigener Gruppen beteiligte. Da juristisch die isolierten Gruppen nicht existieren(!), hatte die IA damals entschieden, das Land auf den Namen der Institution einzutragen, mit der Ergänzung, dass es an die Eigentümer (d.h. isolierte Gruppen) geht, wenn ein Kontakt besteht. In Übereinstimmung mit UNAP wird der Landtitel an die Organisation der Ayoreos übertragen. Damit wird ihrem Recht entsprochen zum Schutz von „Puniè Paesoi“ und der Bewahrung isolierten Gruppen, vor und nach dem Kontakt.

Wir danken allen, die mit uns und dem Ayoreo-Volk, ihre Kraft und Präsens, ihren Mut und ihre ökonomischen Mittel teilen damit es ermöglicht wird, das Unsichtbare sichtbarer zu machen, dass die Ureinwohner und ihre Gebiete lebendig bleiben, Zeichen des intakten Planeten Erde, damit wir, von der Nicht-Indigenen-Gesellschaft unsere Verantwortung und Schuld von den indigenen Völkern übernehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Benno Glauser
General-Koordinator INITIATIVA   AMOTOCODIE

(Übersetzung Ricardo John)

 

 

DER TOD KAM IN DIE DÖRFER DER INDIOS

von Steffen Keulig, 3. Dezember 2007

 

Eine Schilderung aus Brasilien, die Schilderung von Steffen Keulig aus dem Jahre 1998, mag das Schicksal verdeutlichen, das indigene Völker überall auf der Welt immer noch heute erfahren.
Das „Indianerhaus“ in Porto Velho (Stadt im Bundesstaat Rondonia), als „Casa do Indio“ bezeichnet, liegt gleich neben dem Büro der FUNAI. Hinter einem gepflegten Rasen und einigen Blumenrabatten strebt das weiß gekalkte Haus der brasilianischen Indianerschutzbehörde in den gerechten Himmel Rondonias. Weibliche Angestellte im Minirock schweben durch die Gänge und bewegen Akten zu den in den Schreibstuben waltenden Beamten in eleganten Anzügen. Alle wirken überarbeitet und scheinen maschinell gesteuert zu sein. Das ist die Schaltzentrale der Macht, die zu entscheiden hat, welche Hilfsgüter die Indianer erhalten, welches Holz wo geschlagen werden darf oder ob Faciendas (große Landwirtschaftsbetriebe) legal oder illegal innerhalb der Schutzzonen errichtet worden sind. Die FUNAI bestimmt auch, ob ein eingefordertes Stammesgebiet schützenswert ist. Hinter der Behörde, etwas zurückgesetzt und durch eine hohe Mauer abgetrennt, liegt der trostlose Komplex für die Indianer.

Die „Casa do Indio“ ist eigentlich ein Krankenhaus für Indianer. Zu Hunderten strömen sie aus ihren Dörfern in dieses Notasyl, um sich medizinisch versorgen zu lassen, da offizielle Krankenhäuser ihnen die Behandlung verweigern. In der Hoffnung, ihre Lungenentzündung oder Malaria auszukurieren, infizieren sie sich hier nicht selten mit der nächsten Seuche. Die Zustände sind so fürchterlich, dass ich mich bei meinem ersten Besuch fast übergeben musste. Im Eingangsbereich priesen Totengräber ihre Dienste an. Die Gebäude waren alt, abstoßend und heruntergekommen. Mobiliar gab es kaum. Vom eisigen Steinboden schlugen mir die Qualen und Schmerzen von Aussätzigen entgegen. Es roch muffig und nach Krankheit. Graue Türöffnungen führten hinaus in den unaufgeräumten Hof, auf dem vereinzelt ein paar mächtige Bäume ihre trostlosen Schatten auf die nackte Erde warfen. Die Indianer wirkten verschmutzt, krank und apathisch. Es war ein Ausdruck von Hoffnungslosigkeit, der ihnen aus den Augen starrte. Zwischen den Mauern der „Casa do Indio“ ertönte das Wehklagen der Surui, der Nambikvara und der Karitianer, das die Welt nicht hören wollte. Sie alle gehören zur untersten Kategorie der Brasilianer. Die Ureinwohner der Wälder und der Flüsse besitzen weniger Wert, als die Straßenkinder in Rio oder die Bettler in São Paulo. Unter all den Kranken fand ich eine fast nackte, wimmernde Kreatur. Sie hockte in der Ecke eines kleinen Zimmers, mit einer Urangst vor allem Fremden in der Brust. Durch das offene Fenster drangen Autolärm und Hundegebell sowie die Geräusche der Stadt. Der Indio blickte ängstlich aus fahrigen Augen zwischen den vor seinem Gesicht verschränkten Armen hindurch. Er zitterte am ganzen Leib und war tief in seine magere Gestalt zusammengesunken, als befürchtete er Schläge oder Tritte. Viele Tage schon hatte er so im kalten Neonlicht gehockt. Niemand kümmerte sich um ihn, niemand beachtete das geduckte Wesen, kaum einer verstand seine Sprache. Das menschliche Bündel artikulierte sich in einem Tupi Guarani Dialekt und war ein „Indio Isolado“ vom Stamm der Tagweré, wie die scheuen Waldmenschen genannt werden, die noch keinen Kontakt zur zivilisierten Welt hatten – zumindest offiziell nicht. Er war mit anderen auf der Jagd gewesen, als sie auf Weiße stießen. Sofort hatten diese das Feuer eröffnet und alle außer ihm getötet. Er hatte zunächst fliehen können. Wieder einfangen, hatte man ihn nach Porto Velho gebracht, um einen Zivilisado (Zivilisierten) aus ihm zu machen. Der Name des jungen verängstigten, in sich gekehrten Indios war Tepé.
Nur zu oft enden Erstkontakte zwischen Weißen und Indios auf diese Weise, denn wo es keine Indianer mehr gibt, kann es auch keine Indianerreservate geben – eine makabere Logik, die in Brasilien allgemeine Anwendung findet. Überleben einige Indianer solche Massaker, wartet oft ein langsamer Tod auf sie. Er kommt in Form eingeschleppter Krankheiten, die sich schnell ausbreiten und bereits ganze Völker vernichteten, allenfalls vergleichbar mit den Epidemien des europäischen Mittelalters, die ganze Landstriche entvölkerten. Die Todeskeime heißen Malaria, Tuberkulose, Typhus und Gelbfieber. Nicht einmal alte Schamanen sind noch imstande zu helfen. Ratlos stehen sie den unbekannten Krankheiten gegenüber und sind mit ihren traditionellen Mitteln machtlos. Es sei denn, es geschieht ein Wunder; doch die sind rar geworden im brasilianischen Busch.
Auch an den Schmerz, das Wehklagen und den Tod in den Dörfern der Indios erinnere ich mich deutlich. Eine aus Baumwollfasern geknüpfte Hängematte schwang leicht im Halbdunkel unter einer offenen Maloca (indianisches Haus). Eine junge Frau stand daneben. Ihr Gesicht war ausgemergelt, aufgelöst und von unzähligen Irritationen durchfurcht. Besorgte wie hoffende Laute kamen aus ihrem Mund. Das Wehklagen galt ihrer Tochter, einem kleinen Mädchen, das fiebrig in der Matte lag. Das einschläfernde Geräusch der knarrenden Halteseile begleitete den Herzschlag des mit dem Tode ringenden Indiokindes. Immer wieder streichelte die junge Mutter über den kraftlosen Körper ihrer Tochter, die Malaria hatte. Wie eine Epidemie, die um sich griff, war der Erreger aufgetaucht, täglich wurden neue Fälle gemeldet. Ich war erschüttert, zur Untätigkeit verdammt. Wie eine Ohnmacht breitete sich die Hilflosigkeit in mir aus. Am schlimmsten traf es die Alten und die Kinder.
Die Traurigkeit der Welt war aus den „Casa do Indio“ der Städte in die Dörfer gekommen. Fast jede Familie war betroffen. Das Kind in der Hängematte starb zu Weihnachten. An einem Tag, an dem viele andere unter erleuchteten Christbäumen sitzen, damit beschäftigt, Geschenke aus buntem Papier zu wickeln. Die Menschen hier im Dorf blieben davon unberührt. Sie hörten nicht die tausendfach gespielten Chöre  „Stille Nacht“ und andere Weihnachtslieder. Während die Menschen in den Industriestaaten ihren Lieben an diesem Tag etwas Schönes schenkten, hockte der Tod in den Hütten der Indiodörfer. Das Schlimmste waren die Augen der Menschen, die hoffend und anklagend auf mir ruhten. Viele starben in diesen Tagen, und auch von mir kehrte einiges nie wieder zurück. Es war dort geblieben – im Dorf der Indianer. Ich sehe sie alle voll Trauer stehen. Sie strahlten den Vorwurf an die Welt aus, der auch mich getroffen hatte. Wie geringfügig und lächerlich nehmen sich angesichts dieses Elends unsere kleinen Unzufriedenheiten und Beschwerden aus.
All diese Dinge geschehen nicht, weil jene  Menschen „primitiv“ sind, sondern die „zivilisierte Welt“ die als „primitiv“ tituliert und ihre Lebensräume sowie ihre unwiederbringliche Kultur gnadenlos einer mehr und mehr globalisierten Ökonomie opfert. Bei der Betrachtung der damit verbundenen wirtschaftlichen und sozialen Prozesse erfolgt oftmals lediglich die Wahrnehmung einzelner Aspekte oder Teilbereiche, die eine ganzheitliche Sichtweise blockiert. Diese ist aber erforderlich, um Entwicklungslinien zu erfassen, die in immer mehr Regionen der Welt zur Umweltzerstörung und zur Vernichtung der autochthonen Kulturen der letzten indigenen Völker beitragen.

Auszug aus: Alptraum Zivilisation – Zurück in die Steinzeit

 

 

ABHOLZUNGEN IM GEBIET DER AYOREOS / LANDKAUFPROJEKT UPDATE

von Wegener/John, 12. Oktober 2007

Paraguay: Skandalöse Waldvernichtung im Kultur- und Naturgebiet der Ayoreo Totobiegosode. Brasilianische Firmen holzen große Waldflächen ab im empfindlichen Gebiet von Alto Paraguay.
Beiliegend die aktuelle Bekanntmachung der Ayoreo Totobiegosode bezüglich der eingeforderten Gebiete in der südlichen Zone ihrer angestammten Kultur- und Naturräume in Chaco Paraguays (Departamento Alto Paraguay); Gebiet in dem ihre isoliert lebenden Verwandten verdrängt werden.

Freunde der Naturvölker e.V. unterstützt seit Jahren das Landerwerbsprojekt für die Totobiegosode.
Erneut haben wir dafür 1000,00 € unserer Partnerorganisation Verein zur Unterstützung indianischer Landforderungen im paraguayischen Chaco e.V. zur Verfügung gestelt.

(Spendenkonto 6196205, Postbank Hamburg, BLZ 20010020 / Kennwort: Ayoreo) Helfen Sie bitte!

Das Umweltministerium prüfte die Dokumente, die den brasilianischen Firmen River Plate SA. und BBC SA. die Genehmigung erteilt hatte zur Rodung tausender Hektar Waldflächen hinsichtlich ihrer Übereinstimmung mit den Beschlüssen des Umweltministeriums sowie der Forstverwaltung.
Hintergrund der Prüfung waren Mitteilungen über massive Waldvernichtung in Eingeborenengebieten, konkret in der südlichen Zone des angestammten Kultur- und Naturraumes der Ayoreo Totobiegosode im Departamento Alto Paraguay. Dieses hatte zu einem Eingreifen der Umweltstaatsanwaltschaft in der ersten Septemberwoche geführt. Es wurden kilometerweite flächige Zerstörungen durch ununterbrochenen Einsatz von Bolldozern festgestellt, die akut die isoliert lebenden Waldindianer gefährden. Durch die Intervention der Staatsanwaltschaft wurden die Rodungen vorerst gestoppt.
Die brasilianischen Firmen, die durch Herbert Spencer Miranda Carranca und Gino de Biasi Nieto repräsentiert werden hatten das Land 1994 gekauft und 2004 die beiden o. g. Firmen gegründet. Sie sind die Inhaber der Finca 384.
Das Einschreiten der Umweltstaatsanwaltschaft unter Dr. Josè Luis Casaccia erfolgte unter Beteiligung der staatlichen Indianerbehörde (INDI), der die Totobiegosode unterstützenden Organisation Mensch, Umwelt und Territorium (GAT) und der Organisation der Totobiegosode (OPIT) sowie dem „Runden Tisch“*
In einem Interview vor einigen Tagen mit dem Umweltminister und Direktoren des Umweltministeriums sowie den Mitgliedern des „Runden Tisches“ wurde die tiefe Besorgnis geäußert über die irreparable Waldzerstörung in der sensiblen Zone. Es gibt Verträge mit den Ayoreo Totobiegosode und den verschiedenen Institutionen. Diese haben den Erhalt der Wälder zum Inhalt.
Das Ökosystem der betroffenen Region ist äußerst empfindlich. Jedes Ungleichgewicht führt zu unwiderruflichen Konsequenzen mit Versalzung des Grundwassers, Bodenerosion und Wüstenbildung.
In Versammlungen mit den Verantwortlichen von Umweltministerium haben die Mitglieder des „Runden Tisches“ herausgestellt, dass die stattgefundene Abholzung eine sehr viel größere Ausdehnung hat, als durch die Lizenz genehmigt. Hinzu kommt, dass die Lizenz den Schutzbestimmungen für dieses Gebiet widerspricht.

Bernd Wegener/Freunde der Naturvölker e.V.

(Quelle: GAT/ Gente, Ambiente y Territorio)

*Der „Runde Tisch“ (gegründet 2006) besteht aus verschiedenen Institutionen (staatlich, nichtstaatlich). Er setzt sich für den Erhalt des Kultur- und Naturraumes aller Ayoreode sowie der Rechte der dort wandernd lebenden isolierten Waldindianer (incl. nicht identifizierter Gruppen) ein.

Rede der Ayoreo Totobiegosode
Organisaciòn Paypie Ichadie Totobiegosode (OPIT)

Wir, die Totobiegosode-Führer der Kommunen Arocojnadi und Chaidi (Natur- und Kultur: Ayoreo Totobiegosode, Alto Paraguay, Chaco) präsentieren diese Rede an Interessierte:
Wir möchten mitteilen, dass wir wollen, dass dieses Gebiet gesichert wird. In dieser Zone wohnen noch unsere Verwandten.  Wir sind besorgt um sie. Deshalb muss das Land gesichert werden.
Hauptsächlich möchten wir sichern: Gebiete der Finca 13.122 von Jaguarete Pora, das Grundstück 260 von Casado und von Finca 384. Es ist uns eine sehr bekannte Zone. In diesen Gebieten starben unsere Eltern und Großeltern. Darum ist es ein sehr wichtiges Gebiet für uns. Auch der Wald wird für unsere Kinder sehr hilfreich sein. 
Wir erlauben nicht, dass andere Personen in diese Gebiete eindringen und es zur Entwaldung kommt. Wir wissen jetzt nicht, wo unsere Verwandten wohnen. Sie wandern immer in dem Gebiet, wo wir früher wohnten. Als wir im Wald lebten, hatten wir viel Angst vor den Bulldozern, die den Wald zerstören und viel Lärm verursachen. Die Viehwirtschaft ist für uns keine Wohltat, sondern nur für die Weißen. Der Wald ist unser Lebensunterhalt, weil wir alle dort besser leben können und die Waldtiere uns ernähren.
Auch wissen wir, dass es ohne Titel schwer ist, das Gebiet zu sichern. Wir möchten sagen, dass im Falle von Waldvernichtung unsere Verwandten sehr traurig sein werden. Wir möchten diese Gebiete sichern, damit unsere Verwandten – Waldbewohner – besser leben können.

Ohne den Wald gibt es kein Leben der Totobiegosode.

Gabide Etacore, Esoi Chiquenoi, Orojoi Etacore , Ducubaide Chiquenoi, 
Ingoi Etacore, Porai Picanerai                                                    
Alto Paraguay, 27. Juni 2007

Übersetzung: Ricardo John / Freunde der Naturvölker e.V.   (Quelle: GAT)

Freunde der Naturvölker e.V. unterstützt seit Jahren das Landerwerbsprojekt für die Ayoreo (Spendenkonto 6196205, Postbank Hamburg, BLZ 20010020 / Kennwort: Ayoreo).
Helfen Sie bitte!

 

 

ACHÈ BESETZEN DIE PLAZA ITALIA IM ZENTRUM DER HAUPTSTADT

von Bernd Wegener, 10. Oktober 2007

Paraguay: Ihre Heimat sind die schwindenden Regenwälder Ostparaguays. Sie sind (waren) Waldnomaden. Die Paraguayer nennen sie Guayaki, was soviel wie “wilde Ratte” bedeutet. Ihr Leben ist gezeichnet von Ethnozid und Genozid. Sie wurden gehetzt, misshandelt, ermordet, gequält, zum Selbstmord getrieben. Der Staat hatte Prämien von 300 bis 500 Pesos ausgesetzt für jeden toten Achè. Die als Haussklaven geraubten und verkauften Kinder brachten 5 US $ Gewinn/Kind. Die überlebenden gefangenen Erwachsenen starben “zu Haufe” in winzigen, elenden Reservaten. Das Grauen, das diesen Menschen widerfuhr, liegt kaum über 25 Jahre zurück.

Jetzt sind die Achè wieder im Alarmzustand.

400 Indigene der Aché, darunter auch Angehörige der Awa Guarani, besetzten Mitte Mai den Platz in Mitten der Hauptstadt. Der Hintergrund dieser medienträchtigen Aktion ist der Protest für Land. Konkret geht es um die Finca  Nr. 12 bei Ygatini (2.158 ha). Der Großgrundbesitz war 1991 durch den Staat enteignet worden, um das Land den Indigenen zu geben. Dafür erhielt der vorherige Besitzer Ramòn Martinez Blanco eine Entschädigungssumme von 500 Millionen Guaranis.
Was dann passierte, klingt wie eine böse Geschichte: R. Blanco fällt in der Folgezeit einem Mordanschlag zum Opfer. 1996 machte jedoch ein Mann, Namens Ignacio Flores Ferrari auf sich aufmerksam. Er hatte vor Gericht R. Blanco auf Herausgabe des Landeigentums verklagt. Und das Gericht entscheidet für den Kläger, obwohl die Ermordung publik war. Angeblich hatte der Richter davon keine Kenntnis. Hinzu kam noch eine Ungeheuerlichkeit. Der Staat hatte versäumt, nach der Enteignung den Besitzerwechsel ins Grundbuch einzutragen.
Die zuständige Regionalverwaltung sagt, dass I. Ferrari rechtmäßiger Eigentümer der strittigen Finca sei. Ferrari will sich jedoch „gnädig zeigen“, in dem er vom Staat „nur“ zwei Milliarden Guaranis (abzüglich der o. g. 500 Mill.) als Entschädigung haben will.
Aufgrund der immensen Proteste formulierte die staatliche Indianerbehörde INDI am 25.Mai eine salomonische Entscheidung:
–    Ferrari überlässt den Achè das Land.
–    Die Regionalverwaltung prüft den Rechtstitel für das Land innerhalb eines Jahres.
–    Wenn der Rechtstitel nicht aufgehoben wird, zahlt der Staat die Entschädigung.
Achè und Awa Guarani ließen sich jedoch nicht beirren. Zu groß sind die Enttäuschungen, die sie bisher hinnehmen mussten. Ende Juni war die Plaza immer noch besetzt.

 

 

NATURVÖLKER PARAGUAYS: GESCHICHTE, SITUATION UND BEDROHUNG

von Benno Glauser, 14. April 2007

In Paraguay werden die isolierten Völker/Gruppen allgemein, in den Medien und in der Amtssprache als „Moros (Wilde)“ bezeichnet. Es handelt sich um indigene Gruppen, die keinen Kontakt zur modernen Gesellschaft haben und sich diesem auch widersetzen. Sie leben gemäß ihren überlieferten Kulturen in einer „anderen Welt“. Ihre Kenntnis der Industriegesellschaft ist dürftig. Sie versuchen sie in ihre Weltanschauung zu integrieren, ohne ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Indigene Isolierte Gruppen: Es gibt mehrere lokale Gruppen des Ayorèode-Volkes in verschiedenen Gebieten im Norden des Chaco. Ihnen ist gemeinsam, dass sie noch keinen Kontakt zur kolonisierenden Gesellschaft haben und ihn ablehnen. Dieses schließt den Kontakt zu den Ayorèos aus, die kontaktiert wurden und außerhalb des Waldes leben. (Siehe auch unseren Film zur Problematik)
Paraguay – Indigene Isolierte Völker und Erst-Kontaktierte

Definitionen:
In Paraguay werden die isolierten Völker/Gruppen allgemein, in den Medien und in der Amtssprache als „Moros (Wilde)“ bezeichnet. Es handelt sich um indigene Gruppen, die keinen Kontakt zur modernen Gesellschaft haben und sich diesem auch widersetzen. Sie leben gemäß ihren überlieferten Kulturen in einer „anderen Welt“. Ihre Kenntnis der Industriegesellschaft ist dürftig. Sie versuchen sie in ihre Weltanschauung zu integrieren, ohne ihre Eigenständigkeit aufzugeben.

In Paraguay bestehen folgende drei Situationen:
Indigene Isolierte Gruppen: Es gibt mehrere lokale Gruppen des Ayorèode-Volkes in verschiedenen Gebieten im Norden des Chaco. Ihnen ist gemeinsam, dass sie noch keinen Kontakt zur kolonisierenden Gesellschaft haben und ihn ablehnen. Dieses schließt den Kontakt zu den Ayorèos aus, die kontaktiert wurden und außerhalb des Waldes leben.

Indigene Isolierte Gruppen in Erst-Kontakt: Es handelt sich um verschiedene lokale Gruppen des AyorèodeVolkes, die in jüngster Vergangenheit kontaktiert wurden. Zu ihnen gehören die in 2004 und 1998, neben den 1986 gewaltsam  Kontaktierten. Die Bedingung „in Erst-Kontakt sein“, bezieht sich auf die Zeit, die nötig ist, bis eine Gruppe dauerhaft ansässig gemacht ist im Kontakt zur Zivilisation. Diese Phase ist abgeschlossen durch die Bewältigung und Umstellung des Lebens in radikal veränderte Verhältnisse.

Indigene Gruppen, die trotz Kontaktierung in die freiwillige Isolierung zurückkehrten: Zu ihnen gehören die Manyu im Nordosten des Chaco (zw. Santa Rosa und Pilcomayo-Fluß), einige Gemeinschaften der Mbyà in den Bergen von Ybyturuzu und San Rafael (Ost-Paraguay) und die Achè in der Sierra Mbaracajù.
Nachfolgende Ausführungen beziehen sich auf a) sowie Besonderheiten zu b).

Aktuell durch Isolierte Ayorèo-Gruppen genutzte Gebiete:
Die Indigenen Isolierten Gruppen (Isolados) im Nord-Chaco gehören ausschließlich der Ethnie der Ayorèode (Sprachfamilie: Zamuco) an. Es handelt sich um identifizierte und nicht identifizierte verschiedene lokale Gruppen. Sie beanspruchen etwa die Hälfte des ursprünglichen AyorèodeGebietes von Paraguay sowie zusätzliche Räume im angrenzenden Bolivien (insges. ca. 100.000 km²). Folglich ist der Schutz ihres Lebens und ihrer Rechte grenzüberschreitend notwendig. Das traditionelle Ayorèode-Land betrug ca. 320.000 km². Es erstreckte sich in der Süd-Nord-Ausdehnung vom Zentral-Chaco  in Paraguay bis zu den Chiquitania-Bergen Boliviens. Die West-Ost-Ausdehnung ging von den Flusstälern des Pilcomayo, Parapiti und Rio Grande bis zum Rio Paraguay (ohne Flusszonen). Der Kernbereich dieses Areals stellt heute das letzte zusammenhängende Wildnisgebiet des Gran Chaco Amerikas dar, das einst von Nord-Argentinien bis Südost-Bolivien reichte. Das Überleben der Isolados hängt unmittelbar von diesem letzten Urwaldbestand ab, der durch seine relative Unversehrtheit (wenige fremde Eindringlinge) ein hohes Maß an Schutz bietet. In diesem Territorium bestehen fünf staatliche Schutzgebiete bzw. Nationalparks in Paraguay sowie zwei in Bolivien.
Die Anwesenheit der Isolados trägt zum Schutz des Urwaldes bei. Sie erhöht sich adäquat in dem Maße, wie die Gesellschaft beider Staaten das Existenzrecht dieser Gruppen annimmt und ihre Rechte stärkt, incl. das Recht auf eigene Lebensweise und Integrität derselben.

Geografische Lage und Gruppenzahlen:
Bisher konnten verschiedene Haupt-Zonen der Isolados identifiziert werden. Sie emigrieren jedoch auch in andere Gebiete, mitunter sind diese sehr entfernt. Wenn man von Gruppengebiete spricht, ist aber zu beachten, dass die Ayorèode analog „Nomaden“ agieren. D.h. jede Lokalgruppe oder Untergruppe nutzt ein relativ ausgedehntes Gebiet, in dem sie sich ständig bewegt, ohne geografisches Zentrum oder festgelegten Wanderwegen. Die Lebenskultur der Gruppen ist der Charakteristik des Gebietes angepasst, indem sie leben (z.B.: Eine Gruppe, die in den Trockengebieten der sandigen Palmwälder des äußersten Nordwesten des paraguayischen Chaco lebt, wird sich nur schwer anpassen an die feuchten Zonen und dichteren Trockenwälder im Norden des Zentral-Chaco).

Aktuell zeigen folgende Zonen die Präsens Isolierter Gruppen:
Amotocodie und Chunguperedate (Depart. Boqueron/ nördl. Zentraler Chaco bis Süden NP Defens. Chaco, westl. Str. nach Madrejon u. östl. Str. 4 de Mayo)
Teilgebiet des traditionellen Territoriums der Totobiegosode (Depart. Alto Parguay/ östl. der Straße nach Madrejon, Gebiet unterhalb Fortin Torres)
NP Mèdanos
Durch die Grenze durchtrenntes Gebiet des Palmenwaldes südwestlich und westlich der Islas (Inseln) Paraguay sowie im Süden, Westen und möglicherweise nordwestlich des Berges San Miguel (Bolivien), einschließlich der Salinas (Salzseen), innerhalb des NP Ka` a Iya.
Außerdem (ohne Bestätigung): Zone nördlich Chovoreka und NP Chovoreka (Paraguay) und Otuquis (Bolivien)

Darüber hinaus gibt es Spuren der unregelmäßigen Anwesenheit in anderen Zonen, die wahrscheinlich Ausdruck einer Migration zwischen den o. g. Arealen in Verbindung mit historischen Bewegungskorridoren sind. Von den durch die Isolierten Ayorèos genutzten Gebieten liegen 16.000 km² in Öffentlichen Schutzgebieten oder Nationalparks. Der große Rest sind Privatländereien mit hunderten von Eigentümern (Paraguayer, einschl. Mennoniten und Ausländer). Die Anzahl und Größe der Isolados-Gruppen kann man nur schätzen.  Es sind 3 – 5 verschiedene Gruppen  ohne Kontakt zu einander  mit einer Größe von 10 – 25 Personen. In manchem Fall handelt es sich um eine Familie oder um einzelne, die im Wald leben, ohne Kontakt zur Außenwelt. Die Gesamtzahl dieser Personen dürfte mehr als 50 sein.
Die beste Kenntnis gibt es über jene Letzten, die zur Lokalgruppe der Totobiegosode gehören und noch ohne Kontakt zur Außenwelt sind. Das Wissen über sie stammt von den beiden Ttbiegosode-Gruppen ab, die 1986 sowie 2004 kontaktiert wurden. Es sind ihre Blutsverwandten. Es soll sich um ca. 10 namentlich bekannte Personen handeln, mit einem mächtigen Schamanen als Führer. Das Wissen über sie, sowie, dass man vor wenigen Jahren glaubte, sie seien die einzigen Silvicolas (Waldleute) / Moros (Wilde), führte dazu, dass die paraguayische Öffentlichkeit und Medien primär nur von den Totobiegosode ausging.

 

 

FREIWILLIG ISOLIERT LEBENDE AYOREODE INDIANER IN GEFAHR

von INICIATIVA AMOTOCODIE, 30. März 2007
Wie unsere Schwesterorganisation die Initiativa Amotocodie mitteilt, sind die noch freiwillig isoliert lebenden Ayoreode Indianer im Bereich des Amotocodie Urwaldes im Chaco von Paraguay durch die geplante Abholzung von mehreren Tausend Hektar Wald in Gefahr. Bitte beteiligen Sie sich mit einem Protestbrief, den Sie in Spanisch sowie in einer englischen Übersetzung weiter unten finden. Senden Sie den spanischen Brief noch heute per E-Mail an den Präsidenten Paraguays.Presidente de la República de Paraguay
S.E. Don Nicanor Duarte Frutos
Palacio de Lopez
Asunción – Paraguay
secretariadecomunicaciones@presidencia.gov.pyApreciado Sr. Presidente:Con mucha consternación, le escribimos a cerca del proyecto de deforestacion de más de 18.000 ha de montes prístinos en Amotocodie, una de las áreas vitales del territorio del pueblo ayoreo en el norte del Chaco, en los Departamentos de Boquerón y Alto Paraguay (“Proyecto de Explotación Agropecuaria – Ganadera Umbu S.A./Matrícula 631 RQ 01, Mariscal Estigarribia, ex Finca No 1459”).Esta área alberga una rica y exuberante diversidad biológica, es hábitat de especies clave de fauna y flora y es también hábitat de grupos indígenas del pueblo ayoreo, que viven en aislamiento voluntario. El área en cuestión se encuentra en el centro mismo del territorio de los ayoreos aislados y cualquier alteración de sus bosques no solo representará riesgo de que se produzcan contactos no deseados, contactos impuestos, quiebre de sus diversas formas culturales y, ulteriormente, genocidio, sino que también provocaría efectivamente la resistencia armada por parte de los ayoreos aislados a la destrucción de sus bosques, lo que acarrearía un injustificable derramamiento de sangre, desenlace fatal que ya sucediera en el pasado. El pueblo ayoreo se encuentra ya bajo grave riesgo de extinción y este proyecto causaría gran daño a la viabilidad de su población. Entendemos que todos los permisos requeridos por las autoridades nacionales para la ejecución de este proyecto, que claramente causará graves daños a los ecosistemas naturales del territorio ayoreo, ya han sido otorgados y los contratistas de los trabajos solo esperan que las condiciones climáticas sean propicias para iniciar la destrucción del monte.Aparte de ser hábitat del pueblo ayoreo, el área en cuestión es hábitat de las mayores poblaciones de animales en peligro de extinción en el país, tales como, el yaguareté (Panthera onca) y el tatú carreta (Priodontes giganteus). Es también hábitat del taguá (Catagonus wagneri) – también considerado en peligro de extinción –, una especie de cerdo salvaje nativo que se creía extinto hasta que en 1975 la ciencia constató que la estabilidad de su población habían estado siendo manejada ininterrumpidamente por los ayoreos.Entendemos también que el Estado Paraguayo reconoce la complejidad de la situación en que se debate esta región y, consecuentemente, ha tomado medidas para protegerla a través de una medida cautelar judicial dictada a pedido del Fiscal General del Estado, de la Ordenanza Departamental 02/02 de la Junta Departamental de Boquerón y de la Resolución del Consejo del INDI (Instituto Paraguayo del Indígena) No. 37/ 2002.Le urgimos a que implemente estas medidas y detenga los planes de deforestación proyectados para esta zona y así proteger efectivamente este territorio y su integridad ambiental. También le urgimos a efectivizar el derecho constitucional de poseer su territorio ancestral que ampara al pueblo ayoreo.Finalmente, le pedimos que utilice todos los recursos a su alcance para proteger los derechos de los pueblos indígenas del Paraguay, en este caso los derechos del pueblo ayoreo, y así evitar mayor deforestación y degradación ambiental.Muy atentamenteSi es posible la firma  o sino el nombre – Posición
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Englische Übersetzung:To : The President of the Republic of Paraguay
S.E. Don Nicanor Duarte Frutos
Palacio de Lopez
Asunción – Paraguay
secretariadecomunicaciones@presidencia.gov.pyDear Mr. President,It is with great concern that we write to you about the proposed deforestation of more than 18000 ha of pristine forest in Amotocodie, one of the core areas of the Ayoreo People’s territory in the northern Chaco, departments of Boqueron and Alto Paraguay (in Spanish referred to as “Proyecto de Explotación Agropecuaria – Ganadera Umbu S.A./Matrícula 631 RQ 01, Mariscal Estigarribia, ex Finca No 1459” by Paraguayan authorities).The area to be deforested is home to rich biodiversity, crucial habitat for key species of fauna and flora, but it is also the habitat of indigenous (Ayoreo) groups living in voluntary isolation. The area is right at the core of the territory of the isolated Ayoreo People and any alteration of the forest creates an extreme risk not only of unwanted, imposed contact, breakdown of their diverse life culture and genocide, but may in practice prompt their armed resistance leading to bloodshed and a fatal outcome, as it has happened before. The Ayoreo population is already at great risk of extinction and this development would cause grave harm to their viability. All the necessary permits by Paraguayan regulators towards this massive project that will cause grave damage to the native ecosystems of the Ayoreo territory, have already been granted and contractors are only waiting for good weather to move in and start destroying the forest. This is, as well, prime habitat to animals listed endangered, such as the largest jaguar (Panthera onca) and giant armadillo (Priodontes giganteus) populations in the Paraguay. It is also habitat to the “tagua” (Catagonus wagneri) – also listed endangered – a species of wild boar (peccary) thought to be extinct until 1975, when scientists realized that the Indigenous People – the Ayoreo – had been in contact with them and managed their populations uninterruptedly.We understand that the Paraguayan State has acknowledged the intricate significance of this region and has therefore taken steps to protect it through the precautionary measure dictated by order of the Attorney general of the State, the Departmental act 02/02 of the Council of the Department of Boquerón and the resolution No. 37/ 2002 of the Council of the INDI (Paraguayan Institute for Indigenous Peoples).We urge you to implement these measures and halt all developments in this area in order to assure the effective protection of this territory and its environmental integrity. We also urge you to safeguard the constitutional rights of the Ayoreo People who thrive in this area, which is their ancestral territory.We finally request that you use any and all resources in your power to protect the rights of the Paraguayan Indigenous Peoples, in this case those of the Ayoreo and avoid further deforestation and environmental degradation.Yours sincerely,
Preferably signed otherwise name – PositionUPDATE: LANDKAUFPROJEKT IN PARAGUAY FÜR AYOREOvon Ricardo John / Bernd Wegener, 3. November 2006Unsere Bemühungen zur Unterstützung des Landerwerbs zu Gunsten der TOTOBIEGOSODE in Paraguay wurden weiter geführt. Lt. Info des Vereins zur Unterstützung indianischer Landforderungen im paraguayischen Chaco e.V. waren bis Ende 2005 17.400 ha (79 Parzellen a 2 km² + 6 geschenkte Parzellen, somit 57 %) von Ex San Antonio gekauft.
Die paraguayische Nichtregierungsorganisation GAT, die die rechtlichen Schritte für die Gewährleistung des Titel-Indigenenlandes vor Ort begleitet, konnte die durch die Casado-Gesellschaft erreichte Aufhebung des Veränderungsverbotes im Gebiet des von den Totobiegosode geforderten Reclamo-Landes über das Oberste Gericht wieder rückgängig machen. Dieses ist ein wichtiges Ergebnis um die Gefahr der Zerstörung der noch intakten Waldgebiete (und damit des Lebensraumes der noch unkontaktierten Waldindianergruppen) zu begegnen. Weiter zum Hintergrundbericht: Ayoreo-Guidaigosode auf neuen Wegen: Vom Menschenjäger zum Menschenschützer.In unseren Mitteilungsheften haben wir regelmäßig über die Situation der Ayorèode und das Engagement der nichtstaatlichen Organisation GAT (Gente Ambiente y Territorio Menschen, Umwelt und Territorium; früher: Gruppe zur Unterstützung der Totobiegosode), die auch von unserem Verein unterstützt wird, berichtet. GAT ist die einzige Nichtregierungsorganisation, die sich der Begleitung, incl. Landforderungen der Ayoreo-Totobiegosode-Gruppen widmet, die in den Jahren 1979, 1986 und 2004 kontaktiert wurden („post-contact“).Die Besorgnis erregende Situation der noch freien Waldnomaden in den Dornbuschwäldern des nördlichen Gran Chaco hält unvermindert an. Aufgrund dessen hat sich vor einigen Jahren die Iniciativa Amotocodie (IAM) gegründet. Anliegen ist es, sich für den Schutz der Lebensräume, die nicht durch die in der Zivilisation lebenden Ayoreo-Totobiegosode gefordert werden, einzusetzen.
Nicht nur Waldrodungen und die Suche nach Bodenschätzen tragen zur kritischen Situation bei, sondern auch andere Ereignisse wie z.B. die jährlich stattfindende Autorally des Veranstalters EI Touring. Dieser hatte geplant die Strecke deutlich nach Norden auszudehnen und durch Amotocodie (Anm.: traditionelles Waldindianerland) zu führen. Dazu wurde im Oktober 2004 eine 72 km neue Schneise zwischen den Straßen Tte. Montania/Madrejon und Mariscal Estigarribia/Tte. Picco in den Wald gebrochen, um die beiden Straßen zu verschmelzen. Für die betreffende Region gab es zwischen Juli 2002 und August 2004 neun Nachweise, die die Anwesenheit von Waldindianern bestätigen. Die Department-Regierung befürwortete die Rally, obwohl für den betroffenen Abschnitt eine deutliche Ablehnung seitens der Bevölkerung bestand. In einer breiten Aktion über die Initiativa Amotocodie, die für den Schutz des Gebietes kämpft, der Einschaltung staatlicher Institutionen (u.a. Indianerbehörde INDI) gelang es schließlich den Lauf der Rally umzuleiten.
Im März 2005 wurden im Gebiet der ehemaligen New Tribes Mission-Siedlung Faro Moro (Gebiet Amotocodie) wieder Waldindianer gesichtet. Sie flüchteten sofort.
Das Monitoring, mit welchem die Iniciativa Amotocodie seit 2002 die Gruppen im Wald zu begleiten und zu schützen sucht, hat kürzlich auch erstmals ein vollständigeres Bild der noch im Wald und ohne Kontakt lebenden Ayoreo-Gruppen (auch Silvicolas bzw. Moros (= Wilde) genannt) in Paraguay ermöglicht.
In der vorrangig überwachten Zone gibt es ein zuverlässiges Netzwerk von “informierten Informanten”.
Seit Mai 2005 nehmen an den Inspektionen immer ein bis zwei von der UNAP (Uniòn de Nativos Ayoreo de Paraquay) beauftragte Führer teil. Dies bedeutet, dass IAM bei der Auswertung der Beobachtungen nicht allein auf die eigene Urteilskraft sich verläßt, sondern auch auf die viel feinere Wahrnehmung der Ayoreos selbst, welche außerhalb der Wälder leben.
Die zuletzt durchgeführten Inspektionsfahrten im Februar 2006 ergaben, dass mindestens drei unterschiedliche verstreut lebende Gruppen existieren. Die von ihnen genutzten Zonen dehnen sich vom Gebiet Amotocodie im Süden bis zur bolivianischen Grenze (und darüber hinaus) aus. Mit ihrer ständigen Präsenz decken diese Gruppen eine weit größere Zone ab als man bislang erahnte (in vielen Zonen ging man bisher von einer eher gelegentlichen Präsenz aus).
Diese drei Gruppen, deren Anzahl bei über 50 Personen liegen muss, haben anscheinend keinen Kontakt untereinander. Die Korridore bzw. Zonen ihrer Wanderungen überschneiden sich jedoch im Gebiet von Amotocodie. Die kleinere der drei Gruppen gehört der lokalen Gruppe der Ayoreo Totobiegosode an (ca. 10 Personen). Die anderen beiden sind zahlenmäßig offensichtlich deutlich größer. Sie gehören zu (oder haben ihren Ursprung) bei lokal nicht bekannten oder nicht identifizierte Gruppen der Ayorèode.
Der Druck der im Gebiet Amotocodie und nördlich angrenzend Chunguperedate von außen auf diese Gruppen ausgeübt wird, ist enorm: Die Wälder werden für die Viehwirtschaft abgeholzt. Der Fleischpreis ist in den vergangenen sechs bis acht Monaten auf das Dreifache gestiegen.
In den nördlich davon liegenden Zonen und im Bereich der bolivianischen Grenze ist der Invasions-Druck bislang geringer. Zur Zeit läuft jedoch im Nordwesten des Chaco (innerhalb des Medanos-Nationalparks!) sehr viel. Es geht um Erdöl/Erdgas. Das Gebiet ist ebenfalls von isolierten Ayoreo- Gruppen bewohnt. ….
Im Ost West Streifen, der entlang der südlichen Grenze Boliviens verläuft, nutzen die isolierten Gruppen häufig ein Gebiet von ca. 1.600.000 ha. Zu diesem Bereich gehören sechs geschützte Urwaldgebiete und Nationalparks des Landes. Die übrigen Lebensräume dieser Gruppen in Paraguay befinden sich zu fast 100 % auf Privatgelände von über 600 Eigentümern, darunter paraguayische Großgrundbesitzer, Mennoniten und Ausländer.
Die 1998 durch die Generalstaatsanwaltschaft verfügten Schutzbestimmungen für die Waldindianer (Medidas Cuatelares) bestehen immer noch, wurden allerdings kaum beachtet und waren den Mennoniten und anderen Farmern stets ein Dorn im Auge. Die Medidas werden demnächst aufgehoben und sollen durch eine Reihe von Schutzmassnahmen ersetzt werden, welche die Iniciativa Amotocodie an einer von der Generalstaatsanwaltschaft kürzlich einberufenen, öffentlichen Versammlung vorgeschlagen hat und die von allen Seiten, auch von den Behörden, unterstützt werden. Aber die Mennoniten scheinen entschlossen, das Gebiet “zu öffnen” (was seiner Zerstörung gleichkommt), so dass IAM nicht weiß, wie weitgehend die von ihr am Verhandlungstisch durchgesetzten Maßnahmen auch wirklich umgesetzt werden. – Die Mennoniten versuchen auch immer wieder, die Existenz der Waldindianer zu leugnen. …EILAKTION ZU FRANZÖSISCH GUYANA/ ACTION ALERT FOR FRENCH GUIANAvon Steffen Keulig, 16. Oktober 2006Die französische Regierung ignoriert weiterhin die Rechte der Indigenen Völker der Wayana, Wayampi und Teko Indianer in Französisch Guyana, wie unser Bericht(download PDF) zeigt. Bis zum 20. Oktober können noch Proteste gegen die geplante Schaffung des Nationalparkes bei der Planungskommission eingereicht werden. Wir bitten Sie daher dringlichst sich an der Protestaktion zu beteiligen! Das Protestschreiben sowie die Übersetzung befindet sich im weiteren Text.The French government still violate against the Rights of the French Guiana Amerindians of the Wayana, Wayampi and Teko tribes, like our report explains(download PDF). The government plans to establish a National Parc in the territory of the Indians, which they clearly reject. Till october 20., protest notes can be send to the responsible institutions of French Guiana. Please take action on this matter. The protest note as well as the translation you can find on the following pages.(deutsch/english)Bitte senden Sie das Protestschreiben an:
Please send the protest letter to:ldh.cayenne@yahoo.frp.pierre@epag.frDie Übersetzung ist im Anschluss. The translation is on the following pages.Monsieur le Président de la commission d’enquêteOBJET:
1°Communautés indigènes en danger du fait de la création imminente du Parc national
de la Guyane française;
2°Demande de sursis à exécution avant la création de ce Parc National;
3°Demande de recomposition du Comité de Pilotage pour la Création de ce Parc en y
impliquant davantage la société civile européenne;
4°Demande de reconnaissance prioritaire des droits fonciers des Amérindiens avant
toute création de Parc National.Monsieur le Ministre,Nous sommes très heureux de constater que vous montrez un très grand intérêt pour la protection des forêts tropicales très menacées dans le monde et nous vous en félicitons. Mais en tant que citoyens membres des États de la Communaut Européenne, et étant de ce fait des contributeurs du budget de l´ Union Européenne, et ayant appris que cette Union finance les 5/7 du budget de la Guyane française, nous nous sentons concernés par le sort de l´ immense forêt amazonienne qui, de ce fait, dépend de l´Europe.Or, jusqu´ à maintenant, les Organisations Non Gouvernementales (O.N.G.) européennes de protection de la nature et de défense du sort délicat des peuples indigènes des forêts tropicales ont été très peu informées des travaux du Comité de Pilotage pour la Création d´u Parc National en Guyane Française, et nous ne figurons pas encore parmi ses membres.Nous disposons cependant d´ informations très alarmantes concernant
votre projet actuel de localisation de ce Parc:Contrairement au Brésil, qui a d´abord créé de vastes territoires consacrés à
l´autonomie des Peuples Indigènes : les Indiens Trio, Zoé, Wayana, Apalay, Wayampi et Pahikweneh, juste à côté des frontières du Suriname et de la Guyane, avant de créer le Parc National des Tumucumaque, 38 000 km2, en août 2002, la France semble oublier de reconnaître officiellement l´existence des Indiens de Guyane, alors que cela a été réalisé pour les peuples indigènes (les Kanaks ) de Nouvelle -Calédonie grâce à une modification de la Constitution française.La France, par la voix de son Président de la République Jacques CHIRAC le 23 juin 2004, salue la création au Canada d´ un vaste territoire autonome, le
NUNAVUT, au profit des Peuples Premiers des Amériques, mais semble oublier de créer un territoire équivalent en Guyane, et  n´ a pas encore signé la Convention 169 de l´O.I.T. / O.N.U., laquelle reconnaît des droits, notamment fonciers, aux “Peuples Indigènes et Tribaux”.Plus grave, votre projet actuel de Parc National prévoit de le situer à la place du <<pays indien >>, ce tiers-sud de la Guyane (30 000 km2) exclusivement habité par les Indiens Teko, Wayampi et Wayana, et protégé un tant soit peu par un simple arrêté préfectoral depuis 1970 : nul ne peut y pénétrer sans autorisation spéciale du Préfet, et le tourisme y est interdit de façon à << respecter le mode de vie et les coutumes sociales et familiales des Indiens >>précise ce texte de l´administration française. Ouvrir ce territoire actuellement protégé serait le transformer en un honteux “zoo humain”.Les signataires de cette lettre vous demandent de réviser ce projet de Parc National, en répondant aux voeux des Organisations représentatives des Peuples de la Forêt de Guyane.  Par exemple ” La Résolution de Twenké” signée par les chefs coutumiers Amérindiens (Teko et Wayana) et Noirs-Marrons (Aluku ou Boni ) dans le village Wayana de Twenké, résidence du chef de tous les Wayana, le “Gran Man” Amoypoti, en juin 1998.De même ils vous demandent de répondre aux voeux des scientifiques (Francis Hallé, François Ramade, Claude Sastre etc. …) qui estiment que ce Parc devrait être situé HORS DU SUD HABITE PAR LES INDIENS, car sinon, l´ invasion des visiteurs d´ un tel Parc National entraînerait inéluctablement l´ ethnocide de ces populations connues pour leur fragilité.Il faudrait donc situer ce Parc non pas dans le sud habité, mais dans la partie centrale et nord, inhabitée sur 50 000 km2 (que deux petits villages : Saül et Saint Elie ), de ce département français d´Amérique du Sud.Ceci d´autant plus qu´ il s´ agit de la partie de la forêt la plus riche biologiquement, et qu´ un Parc National de réputation internationale, situé à proximité de la population du littoral, offrirait de nombreux emplois dans le cadre du développement durable, alors que les ressources minières sont connues pour ne pas durer. D´ailleurs à ce sujet, l´ argument de la présence des chercheurs d´ or,
présence qui pourrait être interdite efficacement, ne nous semble pas un argument suffisant pour avoir peu à peu fait reculer les limites du Parc National vers le sud !Dans l´ espoir que vousdonnerez une meilleure représentation
– des O.N.G. européennes,
– des spécialistes des forêts tropicales des principales Universités d´Europe,
– des anthropologues spécialistes de chacun des peuples de la forêt,
– des juristes spécialistes des droits des Peuples Autochtones,dans la RECOMPOSITION du nouveau Comité de Pilotage pour la Création de ce Parc national, et formulant le voeux que vous donniez un DELAI SUPPLEMENTAIRE à ce Comité pour créer d´ abord et avant tout un vaste “NUNAVUT” transfrontalier, en accord avec le Brésil et le Suriname, et ensuite un grand Parc National dans la partie centrale et nord de la Guyane française,nous vous prions d´agréer, Monsieur le
Ministre, l´expression de notre haute considération et de notre profond respect.LANDKAUF FÜR UNKONTAKTIERTE INDIANERvon Bernd Wegener, 22. Juni 2006FdN stellt 1000,00 Euro als zusätzliche Mittel der Initiativa Amotocodie für Landkauf in Paraquay zur Verfügung, um Sperrzonen für die dort noch unkontaktiert lebenden Gruppen der Totobiegosode und anderen Ayoreo Lokalgruppen zu schaffen. Diese Gebiete – Amotocodie und nördlich angrenzend Chunguperedate stehen unter sehr starkem Druck des Vormarsches der Grenzen der Zivilisation (neue Estancias für Fleischproduktion). Erstaunlicherweise benutzen nach Beobachtungen seit 2002 bis zu drei verschiedene Gruppen von “Silvícolas” (Unkontaktierte Indianer) dieses Gebiet.SCHUTZ INDIGENER ISOLIERTER VÖLKERvon Ricardo John / Bernd WegenerFdN hat ein aktuallisiertes Bild von isoliert lebenden Indigenen Völkern in Südamerika zusammengestellt und fordert den sofortigen Stopp von Erstkontaktierungen, wofür sich auch andere Indigene auf einer Konferenz aussprachen.”Man nennt sie „Isolados“. Sie leben im Verborgenen, unsichtbar – und doch sind sie da. Hin und wieder finden sich ihre Spuren. Wenn sie sich durch Eindringlinge bedroht fühlen, greifen sie auch zu ihren Waffen. Tief im Dschungel, in schwer zugänglichen Berg- oder Quellgebieten tropischer Regionen haben sie letzte Zuflucht gefunden. Aus Freiwilligkeit oder erlebter Aggressionen verschiedener Art haben sie sich entschlossen, ohne Kontakt zur übrigen Gesellschaft zu leben.”Geschlossenes internationales Handeln zum Schutz Indigener Isolierter VölkerSie gehören Indigenen Völkern oder Teilen von ihnen an. In Südamerika gibt es sie nicht nur im AMAZONASGEBIET, sondern auch südlich davon in Bolivien und Paraguay. Die Heimat dieser dort lebenden Indigenen ist die große Schwemmsandebene des überwiegend mit Dornbuschwäldern bestockten GRAN CHACO.
Sie stellen äußerst zerbrechliche Gesellschaften dar und sind durch die rapide fortschreitende Globalisierung heute um so mehr bedroht. Kontaktierungen – früher oft auch als Befriedungen bezeichnet – brachten in der Regel Tod und Verderben über sie. Traurige Beispiele sind u.a. die Amundawa und Japaù, deren wohlklingender Zweitnahme „Uru eu wau wau“ lautet. Um sie besser schützen zu können vor den Folgen des gigantischen Ausbau des brasilianischen Bundesstaates Rondonia mit Straßen zur landwirtschaftlicher Erschließung – finanziert durch die Weltbank – erfolgte in den siebziger Jahren durch Brasiliens Indianerbehörde FUNAI die „Kontaktaufnahme“. Als Resultat der todbringenden Berührung mit der Zivilisation zählten 1993 die Amundawa gerade noch 40 Seelen und die Japaù 35. Lediglich einige kleine versteckt lebende Gruppen von „Isolados“ entgingen dem Genozid und Ethnozid.
Diese letzten freien Ureinwohner verschwinden oft so leise von unserer Erde, dass ihr Aussterben kaum bemerkt wird. Das Schicksal dieser Völker hängt jedoch heute nur noch in geringem Maße von ihnen selbst ab. Vielmehr sind sie dem ausgeliefert, was um sie herum passiert und zu ihnen dringt. In der Regel ist es die brutale, rücksichtslose Vernichtung ihres Lebensraumes, ihrer Kultur, bis hin zum Völkermord.
Um dem geschlossen entgegen zu wirken, fand Im November 2005 fand in Belem, Brasilien, zum ersten Mal ein internationales Treffen zum Thema “Pueblos Indígenas Aislados de la Amazonía y del Gran Chaco” statt. Es wurde nachstehende Erklärung unterzeichnet (s. Medien, Sonstige Publikationen)Internationale Allianz zum Schutz Indigener Isolierter Völker,Deklaration von Belem (PDF deutsche Übersetzung)DEKLARATION Belem 5.11.2005ISOLIERTE INDIANER IN ECUADOR BEDROHTvon Rettet den Regenwald, 11. Mai 2006Rettet den Regenwald engagiert sich besonders in Ecuador und hat eine aktuelle Kampagne zum Schutz eines der letzten isoliert lebenden Indianervölker, den Tagaeri-Taromenane, gestartet. FdN unterstützt diese Bemühungen und bitte um eine rege Beteiligung. Liebe Freundinnen und Freunde des Regenwaldes,
die Tagaeri-Taromenane gehören zu den letzten Indianergruppen in Ecuador, die jeden Kontakt mit der Außenwelt vermeiden. Sie leben isoliert auf traditionelle Weise in ihren Regenwäldern am Yasuní-Nationalpark im Amazonasgebiet. Nach Presseberichten wurden Ende April 2006 bis zu 30 Tagaeri-Taromenane im Auftrag von Holzfällern ermordet. Weil der Staat den Indigenen praktisch keinen Schutz bietet und ihre Rechte weitgehend ignoriert, brauchen sie unsere Hilfe und internationalen Druck auf die Regierung. Schreiben Sie noch heute an Präsident Dr. Alfredo Palacio González!
Weitere Informationen und einen Musterbrief finden Sie auf unserer HomepageNATIONALPARK IN FRANZ. GUYANA BESCHLOSSENvon Steffen Keulig, 19. Oktober 2005Der Nationalpark in Französisch Guyana, der das bestehende Indianerschutzgebiet beseitigen soll, ist anscheinend beschlossene Sache. Wir haben daraufhin einen offenen Brief an den EU Abgeordeten Daniel Cohn-Bendit verfasst mit der Bitte um Unterstützung. OFFENER BRIEF
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Sehr geehrter Herr Cohn-Bendit,
mit Besorgnis verfolgen wir die Situation in Französisch Guyana, französisches Department und damit Teil Europas.
Am 14.10.2005 hat die offizielle französische Mission entschieden, dass im Süden FG´s ein Nationalpark geschaffen werden soll, der sowohl bereits bestehende Goldminen akzeptiert als auch den Tourismus zukünftig zulassen soll. Der Park soll das am 14.09.1970 geschaffene Indigenenschutzgebiet ablösen. Die Indigenen selbst (Wayana, Teko und Wayampi) haben mehrmals ihre ablehnende Haltung gegenüber diesem Projekt zum Ausdruck gebracht. Trotz dieser Entscheidung der Betroffenen Völker (Free, Prior and Informed Consent) hält die französische Regierung an diesem Projekt fest und entscheidet sich damit bewusst gegen internationales Recht.
Wir bitten Sie in dieser Angelegenheit ihre Position als EU Abgeordenter dafür einzusetzen, dass die Entscheidungen der Indigenen von der französischen Regierung akzeptiert werden und das Frankreich aktiv gegen die Goldminen (Quecksilberverseuchung) im Indianerschutzgebiet vorgeht. Mittlerweile ist unter den betroffenen Völkern bereits die Minamata Krankheit ausgebrochen. Durch einen Ethnotourismus ist weiterhin zu befürchten, dass Krankheiten eingeschleppt werden.
Einen ausfürlichen Bericht finden Sie unter: www.naturvoelker.orgMit freundlichen GrüßenSteffen Keulig
Chairman of Freunde der Naturvölker e.V.
German Branch of the
World Wide Network “Friends of peoples close to Nature”
Unter der Burg 29
D-21339 Lüneburg
Germany
Email: FdN@fPcN-global.org
Tel: +49 (0) 4131 68 22 32
Mobil: +49 (0)17624022969
http://www.naturvoelker.org
http://www.fpcn-global.orgLandkaufprojekt für noch unkontaktierte Indianer im Chaco von Paraguayvon Bernd Wegener, 8. Juni 2005″Die ‘Zivilisierten” sagen, dass wir ihren Privatbesitz respektieren müssen. Aber sie haben nie respektiert, dass wir und unsere Vorfahren vor ihnen in diesem Gebiet gelebt haben, und dass wir weiterhin auf unserem Land leben wollen.” Erui, 1996″Die ‘Zivilisierten” sagen, dass wir ihren Privatbesitz respektieren müssen. Aber sie haben nie respektiert, dass wir und unsere Vorfahren vor ihnen in diesem Gebiet gelebt haben, und dass wir weiterhin auf unserem Land leben wollen.” Erui, 1996Die Totobiegosode gehören zum indigenen Volk der Ayoreode, das ehemals ein sehr großes Gebiet im Norden des paraguayischen Chaco und Südosten Boliviens bewohnte. Die meisten Ayoreode wurden seit den 1950er Jahren vor allem durch die New Tribes Mission auf Missionsstationen gesammelt und angesiedelt. Dieses Volk zählt heute ca. 5000 Personen.
Unter den Ayoreode nehmen jedoch die Lokalgruppen der Totobiegosode eine Sonderstellung ein, da Angehörige von ihnen noch bis heute in ihrem Gebiet im nordöstlichen Chaco unabhängig von der kolonisierenden Gesellschaft vom Jagen und Sammeln leben. Spuren und verlassene Hütten deuten auf mehrere kleine Grüppchen, die verstreut über das Gebiet leben, eine genaue Anzahl der Personen ist allerdings unbekannt.
Diese Gruppen lehnen den Kontakt mit der kolonisierenden Gesellschaft vehement ab, mit Pfeilen verteidigen sie ihr Leben und Land gegen eindringende Bulldozer und Fahrzeuge (beispielsweise 1994 und 1998). Diese Gruppen befinden sich erneut in Lebensgefahr durch die drohende Erschließung ihres Lebensraumes und die gewaltsame Kontaktierung bzw. Unterwerfung durch die kolonisierende Gesellschaft.
Das Land, auf dem die Totobiegosode leben, gehört rechtlich nicht mehr diesem indigenen Volk. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wurde es vom Staat an Großgrundbesitzer, ausländische Investoren und Spekulanten verkauft. Da es jedoch von den Besitzern der Landtitel bisher kaum genutzt wurde, konnten die Totobiegosode dort weiterleben.Im letzten Jahrzehnt hat sich die Situation im Chaco stark verändert. Die Mennonitenkolonien, die in den 1920er bis 1940er Jahren gegründet wurden und seither durch Ackerbau, Vieh- und Milchwirtschaft rasch expandierten, die Ruta Transchaco und neue Siedlungen stellen mittlerweile eine bis in den zentralen Chaco gut ausgebaute Infrastruktur dar. Auch die knapper werdenden Ressourcen in Ostparaguay machen den Chaco als Gebiet für Besitzer, Landspekulanten und neue Siedler interessant. Schnell schreitet die Erschließung abgelegener Gebiete fort und riesige Waldflächen werden abgeholzt, verbrannt und vorwiegend in Viehweiden verwandelt. Der Lebensraum der Totobiegosode ist von der Zerstörung bedroht.1979 und letztmals 1986 wurden noch unabhängig lebende Totobiegosode Gruppen gewaltsam von evangelisierten Ayoreode mit der Unterstützung der New Tribes Mission kontaktiert. Sie verteidigten sich mit ihren Waffen gegen die Eindringlinge und töteten fünf Personen. Trotzdem wurden sie unterworfen und auf die Missionsstation Campo Loro gebracht. Durch die schockartige Umstellung der Lebens- und Ernährungsweise, ansteckende Krankheiten und Zwangsarbeit verloren mehrere Mitglieder der Gruppe das Leben.1992 stellte diese Gruppe eine Landforderung von 550 000 Hektar Wald im Naturzustand an den paraguayischen Staat. In ihrer Landforderung betonen die Totobiegosode immer wieder, dass sie so leben wollen, wie sie es selber wünschen. Sie fordern einen kleinen Teil ihres ehemaligen Heimatgebietes vor allem als Lebensraum für Ihre Verwandten zurück, die noch ohne permanenten Kontakt zur kolonisierenden Gesellschaft vom Jagen und Sammeln leben. Durch zunehmende Invasion und Übergriffe auf ihr Territorium sind diese gezwungen, auf der Flucht zu leben. Weiter sehen die Land fordernden Totobiegosode auch die Möglichkeit, ihre eigenen Lebensbedingungen zu verbessern, da Land nicht nur eine sichere Existenzgrundlage ist, sondern ihnen auch den Handlungsspielraum gibt, in dem sie selbstbestimmt über ihre Lebensweise und Zukunft entscheiden können. Die rechtlichen Interessen der Totobiegosode werden heute in Paraguay hauptsächlich durch die staatlich anerkannte Nichtregierungsorganisation GAT (Grupo de Apoyo a los Totobiegosode) vertreten.
Die paraguayische Verfassung garantiert allen indigenen Gemeinschaften das Recht auf einen subsistenzsichernden Lebensraum, die staatlichen Behörden sind für das Verfahren zuständig. Aus diesem Grund unterstellten die paraguayischen Behörden seit 1993 die gesamte von den Totobiegosode geforderte Fläche einem Veränderungs- und Verkaufsverbot. Mit diesen Schutzmassnahmen wird sie während der eingeleiteten Kaufverhandlungen mit den jetzigen Besitzern der drohenden Erschließung entzogen.1997 fand im Rahmen des Gesamtprojekts die erste Landübergabe statt (26.000 ha). Die auf der Missionsstation zwangsangesiedelten Totobiegosode kehrten in ihr Gebiet zurück, sie haben dort ihr Dorf errichtet und Gärten angelegt. Sie haben sich verpflichtet, den Wald schonend zu nutzen und zu erhalten. Seither wurden ihnen im südlichen Teil der geforderten Landfläche 66.000 Hektaren übereignet und weitere Landstücke befinden sich im Prozess von Kaufverhandlungen.
Durch die aktuelle politische und wirtschaftliche Krise in Paraguay, durch Korruption und den fehlenden politischen Willen seitens der staatlichen Behörden droht diesem Prozess nun der völlige Stillstand. Von staatlichen Stellen wurden in den letzten Monaten nicht nur die Kaufverhandlungen nicht mehr weitergeführt, sondern auf zwei Landstücken ist es Landbesitzern gelungen, die Schutzmassnahmen aufzuheben: über der Finca Nr. 7.691 von Calder Ltda. und über der Finca 13.122, die sich im Besitz der Firma Luna Park Internacional Ltd. & Ita Kyry S.r.l. befindet. Illegales Eindringen in das Gebiet und Verletzung der Schutzmassnahmen auf der Finca Nr. 6.621 von Diego Leon Casado, über dem Lote 260, 266 und 267 von Carlos Casado und auf der Finca Nr. 384, die auf den Namen Spencer Miranda Carranca und Gino de Biasi Neto eingeschrieben ist, werden von den Behörden geduldet bzw. nicht geahndet. Dazu zählt die Anlage von großen Schneisen mit Bulldozern als Vorbereitung für die großflächige Rodung, Umzäunung und Infrastrukturanlage für die Viehzucht sowie die gesetzlich verbotene Palo-Santo-Holz Ausbeutung beispielsweise im östlichen Teil des von den Totobiegosode beanspruchten Gebietes.Die im Wald noch unabhängig lebenden Gruppen nutzen aber auch im Departamento Boqueron das westlich der Straße von Tte. Montania – Madrejon gelegene Gebiet (Amotocodie / Chunguperedatei). Hier kam es gleichfalls wieder zu Rodungen (Amotocodie), aber auch zu Kontaktierungsversuchen (Chunguperedatei) durch einen mennonitischen Missionar sowie religiösen Führern der Lokalgruppe der Ayorèode-Guidaigosode aus dem Einflussbereich der New Tribes Mission (Sitz: Campo Loro).
Diese Tatsachen stellen sowohl eine massive Verletzung der Rechte der Ayoreo-Totobiegosode Gruppe als auch eine Übertretung des Gesetzes, durch das gefährdete Umweltressourcen geschützt werden, dar. Äußerst besorgniserregend sind die neuen Invasionen auf der Finca Nr. 6.621 (Diego Leon Casado) und auf dem Lote 260, 266 und 267 (Carlos Casado), da sie das Herzstück der Landforderung der Totobiegosode angreifen: in diesem Gebiet hält sich regelmäßig eine Gruppe der unkontaktierten Totobiegosode auf, deren Rückzugsgebiet systematisch eingeschränkt und zerstört wird. Weiter droht durch einen Verlust dieser Teile der Landforderung die Trennung und Zerstückelung schon gesicherter Landstücke.Die einzigen noch frei im Wald lebenden Menschen, die bislang den Kontakt ablehnen, sind von Lebensgefahr bedroht. Wegen ökonomischen Interessen der vorrückenden kolonisierenden Gesellschaft wird ihnen das Recht auf eine selbstbestimmte Lebensweise abgesprochen. Wegen immer häufigeren Übergriffen und Abholzungsschneisen in ihrem Gebiet befinden sie sich auf der Flucht und sind von Lebensgefahr bedroht.
Der paraguayische Staat ist verantwortlich für die Wahrung der Menschenrechte und den Schutz dieser indigenen Gruppe. Durch internationale Kampagnen, die Druck auf die staatlichen Behörden in Paraguay ausüben, könnten “Menschenjagden” wie in den 1970er und 1980er Jahren verhindert werden.

Die Initiative zum Landkaufprojekt begann 1997. Lt. Mitteilung von Prof. Dr. Scheibler, Präsident der schweizer Sektion des Vereins zur Unterstützung indianischer Landforderungen im paraguayischen Chaco e.V., wurden bislang für das gesamte Projekt 800.000 Schweizer Franken an Spenden eingenommen und in Landkäufe zum Schutz der letzten Waldindianer investiert (Stand Mitte 2004).

Ende 2003 waren 45 Lotes a 200 ha (1 Lotes = 8.000?) der ehemaligen Estancia San Antonio gekauft (30 % des Landerwerbsprojektes zu Gunsten der Totobiegosode von Arocojnadi). Anfang 2004 belief sich die gesicherte Fläche bereits auf 90 km2.
Dem Verein Freunde der Naturvölker e.V. wurde bezüglich des großen Spendenaufkommens gedankt.
Die Vorverhandlungen mit der Aktiengesellschaft (147 Einzelinvestoren) erfolgen über die Freunde in der Schweiz, der Kauf wird über die paraguayische NGO Grupo di Apoyo a los Totobiegosode (GAT) realisiert.

Liebe Freunde und Unterstützer,

beteiligt Euch bitte an unserer Aktion zugunsten der Totobiegosode im Chaco Paraguays. Ihre Freiheit bleibt bedroht, sowohl durch die Großgrundbesitzer, welche die verbliebenen Wälder roden wollen, aber auch durch die fundamentalistische Missionsgesellschaft “New Tribes Mission” und den von ihr indoktrinierten Guidaigosode. Die Landkäufe dienen als Sperrgrundstücke, damit die Partiellen nicht landwirtschaftlich genutzt werden und so den noch letzten Waldindianern als Lebensgrundlage zur Verfügung stehen. Alle Spenden gehen abzüglich 5 Prozent Aufwandkosten direkt in das Projekt.
Über die dramatische Situation der letzten freien Waldindianer wurde in der Vergangenheit von Freunde der Naturvölker e.V. auch in der Zeitschrift “POGROM” der Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (Hefte 183/95, 201/98, 203/99) berichtet und es wurden verschiedene Briefkampagnen initiiert.

 

 

Die JAHRELANGE FLUCHT DER AYOREODE-TOTOBIEGOSODE VOR DEN WEISSEN

von Bernd Wegener, 8. Juni 2005

Im Oktober 2004 sprachen die Aregedeurasade, die in Chaidi, der neuen Siedlung im nördlichen Chaco Paraguays leben, über das Disaster, daß durch die Zivilisation über die letzten Waldnomaden herein gebrochen ist. Es ist ein Leben von ständiger Flucht von einem Ort zum Nächsten, bei dem der Hunger allgegenwärtig ist.

Aregeudate, die mit etwa 75 Jahre Älteste und Ehefrau des infolge des Kontaktes vom Frühjahr 2004 gestorbenen Aregede, von dem der Name der Gruppe stammt, sagt: „Wir werden verfolgt von mächtigen brüllenden Ungeheuren (Anm.: Bulldozern). Wir sind sehr erschrocken. Einst waren wir eine zahlreiche Gruppe° und mit Ugaguede (Anm.: legendärer Führer der unkontaktierten Totobiegosode) zusammen. Dann war der Lärm in der Nähe der Hütten. Wir sind mit großer Furcht weggelaufen zu einem anderen Ort, den wir kannten. Doch als wir dort ankamen, war nichts mehr so wie früher. Der Wald war tot (Anm.: abgeholzt).

Diese Flucht war sehr traurig, da die Männer sich von uns abgesondert hatten. Wir Frauen wußten nicht, wo Wasser war. Am nächsten Tag haben wir die Männer wieder getroffen und sind zum Platz zurück gekehrt, da die Ungeheuer weg waren. Die Männer beratschlagten, was nun werden soll. Sie wußten es nicht mehr, da überall die Bäume weg waren. Am nächsten Tag mußten wir die Schneise kreuzen, um Wasser zu holen, welches Ojuai gefunden hatte. Ich konnte zwei Nächte nicht schlafen wegen den Sorgen und der Angst. Wir haben die Hunde bellen gehört und litten ständig an Hunger. Wir konnten weder Honig, noch Schildkröten sammeln. Die Mutter einer kleinen Tochter wollte Palmherzen sammeln, aber sie hörte Schreie, so daß sie nicht ging. Ich wollte mit meinem Mann Nahrung sammeln. Es gab nicht viel zu finden. Wir hatten Angst. Als wir aus dem Wald gekommen sind (Tag des Kontaktes, 03. März 2004), war ein 17jähriges Mädchen zuvor auf der Schneise auf Spuren der Weißen gestoßen. Sie sagte: Wir müssen fliehen! Aber Wohin?

Wir dachten, daß nun die Weißen unseren wichtigen Lagerplatz besetzen. Wir wußten nicht mehr ein, noch aus. An dem Tag sahen wir ein Auto mit zwei Ayoreos und drei Weißen. Wir hatten kein Wasser und keine Nahrung und waren sehr erschöpft. Deshalb haben wir beschlossen, daß wir aus dem Wald gehen müssen um mit ihnen zu sprechen. Da die Fledermäuse nicht sangen und nicht den Tod ankündigten, hatten wir keine Furcht wie bei den Ungeheuern. Ich will nicht, daß die Weißen unser Land zerstören. Ich möchte, daß die Weißen sich mit unseren Führern verständigen, daß der Wald nicht stirbt. Wir leben von der Jagd, dem Honig und den Pflanzen. Wovon sollen wir leben?“ Esoi ist jetzt der erste Führer der 16 überlebenden Gruppenmitglieder. Er sagt: „Wir werden nicht erlauben, daß sie unseren Wald vernichten. Es ist das Land, daß von unseren Vätern genutzt wurde. Es ist für uns besser, wenn wir nach Yoteuneoi gehen. Dort gibt es einen Ort, der voll mit Wasser ist. Es ist ein guter Ort zum Aussäen“ (Anm.: die Ayoreode säen vor der Regenzeit Saatgut auf natürlichen Freiflächen im Wald aus). °

Aufgrund der ständigen Konfrontation mit der zerstörerischen Zivilsationsgesellschaft sind die letzten Waldindianergruppen zur Aufspaltung gezwungen, da der schrumpfende Lebensraum keine ausreichende Versorgung mit Nahrung und Wasser mehr bietet. Die nachstehende Aufstellung gibt einen Einblick in diesen Prozeß: – 1932 – 1936 Chaco-Krieg: Das Militär besetzt wichtige Wasserstellen und tötet etliche Ayoreos. Die Gebietsverluste führen zu ersten Konflikten zwischen den Lokalgruppen der Guidaigosode und Totobiegosode. So töten die Guidaigosode 1955 25 Totobiegosode. – 1948 – 1960 Erdölsuche durch Pure-Öil-Company, Militäreinsätze gegen Ayoreos, Missonierungsversuche der Mennoniten und New Tribes Mission: Bis auf die Totobiegosode geben zwischen 1959 und 1972 die Guidaigosode und Garaygosode auf und werden in elende Missionsstationen der New Tribes Mission (NTM) sowie Salesianer gepfercht. Bis zu 25 % der „Befriedeten“ sterben. Die Garaygosode der salesianischen Mission „Maria Auxiliadora“ töten 1964 20 Totobiegosode.

– Ab 1968: New Tribes Mission benutzt missionierte Guidaigosode zur Jagd auf Totobiegosode. Ergebnis 1968: 14 getötete Totobiegosode, Ergebnis 1969: 10 getötete Totobiegosode

– Ab 1977: New Tribes Mission setzt Flugzeuge für die Sucheinsätze ein: Die Einfangaktionen von 1977 und 1978 sind ohne Ergebnis. – 1978, 26. Dezember: Suchflugzeug der NTM entdeckt Lager der Totobiegosode. Die 24 Personengruppe von Ojoide wird im Januar 1979 eingefangen und zur früheren Missionssiedlung Faro Moro („Leuchtturm für die Wilden“) verschleppt. Ojoide, seine Frau und Tochter sterben kurze Zeit später an Infektionskrankheiten.

– 1984: Die Waldindianergruppe der Totobiegosode unter Führung von Ugaguede spaltet sich in die Gruppen von Ugaguede(gosode) und Ducubaide(gosode).

– 1986, 23. Dezember: Suchflugzeug der NTM entdeckt Lager der Waldindianer. Die 24 Personengruppe von Ducubaide wird eingefangen und am 4. Januar 1987 zur neuen Missionsstation Campo Loro verschleppt. Bei der Einfangaktion töten die sich wehrenden Waldindianer fünf der zur Menschenjagd mißbrauchten Guidaigosode. Zwei Totobiegosode sterben in der Mission an Infektionskrankheiten innerhalb der folgenden drei Wochen.

– 1991, 1994, 1998: gewaltsame Zusammenstöße bei Rodungsaktionen mit den Ugaguedegosode (Anm.: Ugaguede starb Anfang der 90iger Jahre an Athrose). Die Familie Picanerai (sieben Personen) kommt 1998 nach 30jähriger Isolation aus dem Wald (Grund: Vertreibung durch Rodemaschinen, Verfolgung durch Totobiegosode, keine Heiratspartner für die Kinder).

– 1998: Von der etwa 40 Personen umfassenden Gruppe der Ugaguedegosode spalten sich die Aregedeurasade ab.

– 2004, 3. März: Die Aregedeurasade suchen in einer neuen Waldschneise den Kontakt zu ihnen bekannten Totobiegosode aus Campo Loro, die dabei sind das neue Dorf Chaidi zu errichten. Die Gruppe umfaßte 17 Personen und hatte sechs ihrer Mitglieder seit der Trennung von 1998 verloren. Vier Monate nach dem Kontakt stirbt im Juli ihr Ältester Aregede an Grippe.

Die Besorgniserregende Situation der letzten freien Waldleute hält unvermindert an. Nicht nur Waldrodungen tragen zur kritischen Situation bei, sondern auch andere Ereignisse wie z.B. die jährlich stattfindende Autorally des Veranstalters El Touring. Dieser hatte geplant die Strecke deutlich nach Norden auszudehnen. Für den 1. Oktober 2004 wurde eine 75 km lange Strecke durch Amotocodi (Anm.: traditionelles Waldindianerland) vorgesehen. Dazu wurde eine neue Schneise zwischen den Straßen Tte. Montania/Madrejon und Mariscal E./Tte. Picco in den Wald gebrochen, um die beiden Straßen zu verschmelzen. Für die betreffende Region gibt es zwischen Juli 2002 und August 2004 neun Nachweise, die die Anwesenheit von Waldindianern bestätigen. Die Department-Regierung befürwortete die Rally, obwohl für den betroffenen Abschnitt eine breite Ablehnung bei der Bevölkerung bestand.

In einer breiten Aktion über die Initiative „Amotocodi“, die für den Schutz des Gebietes kämpft, der Einschaltung staatlicher Institutionen wie der Indianerbehörde INDI gelang es schließlich den Lauf der Rally umzuleiten. Im März 2005 wurden im Raum von Faro Moro (Gebiet Amotocodi) wieder Waldindianer gesichtet. Sie sind geflohen. Die Totobiegosode waren deshalb bei der Generalstaatsanwaltschaft und haben gefordert, daß man sie in Ruhe lassen soll. Die Zahl der Waldindianer im Chaco wird weiter schwinden, denn außer den geschilderten Ereignissen weiß man nur noch von einem Ayoreo-Mann, der im Wald lebt sowie von kleinen Gruppen die im Grenzgebiet zu Bolivien umher schweifen. Für die bolivianische Seite gibt es die vage Angabe von weniger als vier Familien, die noch in der Wildnis sein sollen.

Die fatale Entwicklung geht einher mit der Landpolitik. Dieses mußte frustriert auch die paraguayische Nichtregierungsorganisation GAT, die seit etlichen Jahren für die Landforderung der Totobiegosode streitet, registrieren. In seinem erneuten Verfahren vom 7. April 2005 hat der Kongress die Enteignung der beiden Ländereien Lunapark (78.000 ha) und Casado (36.000 ha) zugunsten der Totobiegosode endgültig abgelehnt. Dazu GAT am 9. April: „Es bleibt die Tatsache: WER NICHT ÜBER GELD VERFÜGT; VERLIERT… .

Nach wie vor wird von der kolonisierenden Gesellschaft die Nutzungsweise des Landes durch die Totobiegosode als „unproduktiv“ beurteilt. Diese Tatsache macht sich auch bei der Beschaffung von Finanzen für Projekte bemerkbar; es gibt grosse Schwierigkeiten, dass Projekte, bei denen es um Land für Indigene geht, unterstützt werden. Viel leichter ist es, ausländische finanzielle Hilfe für indigene Treffen und Veranstaltungen, für Gesundheit, Schule und “Produktion” zu erhalten. Die einzige Hoffnung bleibt nun, dass das Totobiegosodegebiet, sowohl das bereits legal gesicherte südliche Land als auch die zu schützenden nördlichen Ländereien in die “Reserva de la Biosfera” mit einbezogen werden können. Aber auch bezüglich dieser Möglichkeiten gibt es im nationalen Bereich grosse Diskussionen. Die Departements-Regierungen sind gegen diesen Schutz, da er eventuelle Investitionen bremsen könnte, …“

 

 

 

 

Christian Wenterodt